Kohl- und Pinkeltour durch den Stadtwald

Mit einer Königsfeier nach niedersächsischer Art feierten die Mitglieder der „Bürger-Schützenkompanie zu Barth“ jetzt ihr Königspaar des Schützenfestes 2014. Der Tradition entsprechend hätten Königin Liane Bielenberg und König Uwe Dubbels das Fest bereits im September ausrichten müssen — doch der Bremervörder Schütze war zu dieser Zeit im Rahmen eines mehrwöchigen Hilfsprojektes im Südosten Afrikas tätig. Deshalb hatte der 72-Jährige, der in der Barther Partnerstadt Bremervörde zu Hause ist, den Vorschlag unterbreitet, das Königsessen als niedersächsische Kohl- und Pinkeltour zur Grünkohlzeit auszurichten. Und weil der Fleischermeister im Ruhestand noch im Besitz seiner Maschinen ist, hatte er die sogenannten „Pinkel“ für das Festessen nach altem Hausrezept selbst hergestellt. Sie seien anders gewürzt als die hiesigen Rohwurstknacker oder Kohlwürste und milder geräuchert, erklärte er. Bevor sich die Barther Schützen am Nachmittag an Grünkohl, Pinkel, Kassler und Schweinbacke, alles über dem offenen Holzfeuer gegart, laben durften, mussten sie sich im schon Voraus eine größere Menge Kalorien herunterackern. Das geschah mit der Teilnahme an der „Kohl- und Pinkeltour“ durch den Barther Stadtwald. Mit gut bestücktem Bollerwagen bahnten sich die vergnügten Schützen den Weg über holprige Pfade und durch wucherndes Dickicht. Erst nach zwei Stunden beendeten sie die Runde um ihr eigenes, acht Hektar großes Gelände. Nur der wenig geländetaugliche Bollerwagen hatte dabei gelitten und seine Deichsel eingebüßt. Doch trotz ihres großen Appetits durften sich die Schützen noch nicht über die Grünkohl- und Fleischtöpfe hermachen. Jörg Imort, der zweite Bremervörder in ihrem Verein, hatte bereits unterwegs für unterhaltsame Spieleinlagen gesorgt. Nun wies er die Barther auch noch in die Regeln des Besenweitwurfes ein. Nach einer zügigen Platzrunde trafen die beiden Reisigbesen werfenden Mannschaften wieder an der Feuerstelle vor dem Vereinshaus ein. Jetzt waren auch die niedersächsischen Spezialitäten gar und wurden an den eingedeckten Tischen serviert. Allerdings passte zu ihnen — nach Versicherung beider Bremervörder — nur Korn als Getränk. Mit Schalk im Nacken ließ es sich Uwe Dubbels nicht nehmen, auf Bremervörder Platt die pointenreiche Geschichte des Grünkohls vorzutragen und dessen Vorzüge zu preisen. „Kohlkönig wird, wer am längsten essen kann“, feuerte er seine Gäste an. Zum diesjährigen Barther Schützenfest am 10. / 11. Juli würden bis zu 50 Mitglieder der „Schützengesellschaft zu Bremervörde“ anreisen, darunter auch der Bürgermeister der Barther Partnerstadt und weitere Offizielle, kündigte Uwe Dubbels im späteren Gespräch an.„25 Jahre nach Aufnahme der Kontakte wollen wir die eingeschlafenen partnerschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Städten wieder in Schwung bringen.“ Neben den Feuerwehren hätten nämlich in den letzten Jahren nur noch die Schützen engere Beziehungen gepflegt. Der Bremervörder erinnerte an die einstigen Anfänge nach Öffnung der innerdeutschen Grenze: „Der Wunsch nach einem Austausch zwischen beiden Städten ging von Bremervörder Gewerbetreibenden und Unternehmern aus und wurde vom damaligen Barther Stadtpräsidenten Peter Weinhardt unterstützt. Unter den ersten Besuchern in Barth im März 1990 war auch einer unserer Schützen, der den Kontakt zwischen den Vereinen herstellte.“ Die Barther Vereinsvorsitzende Liane Bielenberg versprach, bei so vielen zu erwartenden Gästen anlässlich des kommenden Schützenfestes wieder einen Umzug durch die Vinetastadt zu machen. Wie die anderen Vereinsmitglieder auch, war auch Liane Bielenberg von der ungewöhnlichen und spaßbetonten Königsfeier begeistert. „Wir arbeiten daran, dass noch weitere Bremervörder Schützen in unseren Verein eintreten.“ Für drei Jahre gewählt Der Vorstand der Schützenkompanie zu Barth ist für drei weitere Jahre gewählt worden. Ihm gehören an: Liane Bielenberg — Provisor; Ulli Schweigert — stellvertretender Provisor; Hans-Jürgen Lenius — Schatzmeister; Rudi Wiese — Schriftwart. Volker Stephan

Barth - Kohl- und Pinkeltour durch den Stadtwald