Landwirte starten mit tierischen Problemen ins Frühjahr

Kohlfliegen im Herbst, Erdflöhe im Raps und überdurchschnittlich viele Wühlmäuse — drei tierische Probleme, mit denen sich die Landwirte der Region derzeit herumschlagen. „Es ist schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt vorauszusagen, ob sich ein gutes oder schlechtes Erntejahr abzeichnet“, sagt Christiane Opitz von der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Grimmen West e.G. Faktoren, die eher gegen eine optimale Ernte sprechen und den Landwirten Kopfzerbrechen bereiten, gibt es reichlich. „Bis weit in den Dezember hinein gab es viel Niederschlag und milde Temperaturen, welche die Pflanzen sehr üppig wachsen ließen, so dass wir bereits zum Jahreswechsel einen eigentlich zu dichten Bestand hatten“, erklärt Opitz. Glücklicherweise blieben wochenlange Kahlfrostperioden aus, so dass sich das nicht zu einem größeren Problem ausweitete und die Verluste sehr überschaubar sind. Viel dramatischer seien die Folgen des zum Ende des vergangenen Jahres in Kraft getretenen Beizverbotes. „Beizen war die Erstsicherung der jungen Pflanzen vor Pilz- und Insektenbefall, die nun fehlt, und die Folgen sind bereits deutlich sichtbar“, betont die erfahrene Landwirtin. Allerdings dringt der Wirkstoff beim Beizen auch in alle neuen Pflanzenteile ein. Jetzt — ohne Beizen — hänge der Raps voller Erdflöhe, die ihre Larven in der Pflanze abgelegt haben. „Wir sind machtlos“, bringt sie die Problematik auf den Punkt. Vorbeugend wurden auf dem Quadratmeter 60 statt 45 Körner ausgesät, was schon hier höhere Kosten bedeutete. Die Landwirte sehen das Beizverbot als völlig kontraproduktiv. „Weil das Beizen fehlt, müssen wir viel öfter auf die Felder und Insektizide sprühen“, schildert Sven Heitkamp von der Remer und Schröder Agrar KG. Neben den Erdflöhen war es im Herbst vor allem die Kohlfliege, die die Bestände ausdünnte. „Insgesamt sieht es auf den Feldern aber gut aus“, sagt Heitkamp und erklärt: „Die Pflanzen sind wetterbedingt sehr früh und sehr kräftig gewachsen und hatten im Verlauf des Winters Glück, dass Kahlfrost ausblieb.“ Doch von einem Blitzstart zu sprechen — dafür sind die Nächte bis dato einfach immer noch zu kalt. „Durch die hohe Feuchtigkeit im Dezember hat der Raps schon Schaden genommen. Und bisher war es nachts einfach zu kalt, so dass sich die Pflanzen noch nicht übermäßig erholen konnten“, erläutert Hartmut Ruhtz von der Stoltenhäger Agrar Produktions und Handels GmbH. Dennoch ist der Landwirt überzeugt, dass sich die Pflanzen in der Folgezeit gut erholen werden. „Es hätte wesentlich schlimmer kommen können, und ich kann zum jetzigen Zeitpunkt einen relativ normalen Bestand verzeichnen“, sagt Ruhtz. Ein Fazit, das in vielen Bereichen auch Christian Ehlers, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordvorpommern, bestätigen kann: „Die Landwirte unserer Region sind gut über den Winter gekommen, ohne dass der Verlauf optimal war.“ Kritisch blickt er auf die Folgen des Beizverbotes. „Unsere Landwirte müssen viel häufiger Pflanzenschutzmaßnahmen anwenden, und dies ist in meinen Augen kein guter Weg.“ Der genaue Schaden, der beispielsweise durch die Erdflöhe zu verzeichnen ist, wird derzeit aufgenommen, so dass der Geschäftsführer noch keine Zahlen präsentieren kann. „Klar ist jedoch, dass Schädlinge vermehrt auftreten und den Ertrag beeinflussen“, betont er. Ein ganz anderes tierisches Problem sind die Wühlmäuse. „Zwei Schläge waren bei mir stark befallen. Wir mussten einige Maßnahmen ergreifen“, sagt Christian Rohlfing, Landwirt aus Dorow. „Dies ist aber auch schon der einzige Grund zu meckern“, ist er mit dem Verlauf des Winters zufrieden und erklärt: „Jetzt ist es wichtig, dass es regelmäßigen Niederschlag gibt. Dann steht einer erfolgreichen Ernte nichts im Wege.“ In vielen Unternehmen werden in den nächsten Tagen die Rübenfelder bestellt. Zudem stehen weitere Düngungen an, die unter anderem das Längenwachstum beim Getreide eindämmen. Wer ist dieser Erdfloh? Erdflöhe sind eine Gattung aus der Familie der Blattkäfer, die trockene und warme Erde bevorzugen. Im Garten verursachen die bis zu vier Millimeter großen Käfer enorme Schäden, indem sie in die Blätter kleine, ein bis zwei Millimeter große, meist rundliche Löcher fressen. Wenn Kälte oder Trockenheit das Wachstum der Jungpflanzen verlangsamen, fressen die Erdflöhe oft so viel Blattfläche, dass die Saat später eingeht. Raik Mielke

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