Massiver Unterrichtsausfall in Barth: „Wir können uns keine Lehrer schnitzen“

Der Ausschuss für Schule und Soziales hat sich bei der Sitzung am Montagabend mit dem massiven Stundenausfall am Gymnasialen Schulzentrum in Barth beschäftigt. Die Resonanz der Eltern war groß. „Es geht um unsere Kinder, wir müssen etwas tun“, erklärte ein Vater. Er habe schon telefonisch Kontakt mit dem Bildungsministerium aufgenommen und die Situation geschildert. „Die klassische Antwort ist: ‚Wir können uns keine Lehrer schnitzen.‘ Aber so eine Aussage bringt uns doch nicht weiter.“ Wenn in Deutschland Schulpflicht herrsche, müsse es doch auch eine Unterrichtspflicht geben. Elisabeth Reinecke, die sich auch schon öffentlich zu dem Thema geäußert hatte und vom Ausschuss eingeladen worden war, nannte konkrete Zahlen. In der Klasse 6a, der Klasse ihres Sohnes, seien seit August vergangenen Jahres von 545 Unterrichtsstunden 127 ausgefallen, also mehr als 20 Prozent. „Da sind 6,5 Stunden pro Woche. Und diese Stunden sind alle komplett ausgefallen“, sagt die zweifache Mutter. Kritisiert wurde auch von anderen Eltern, dass die Schüler keine Aufgaben für zu Hause mitbekommen würden. Barth attraktiver machen: Eine Mutter, die im Schulelternrat vertreten ist, erklärte, dass die Schulleitung und Lehrer bemüht seien, Lösungen zu finden. „Wir stehen im intensiven Gespräch mit der Schulleitung. Die Zusammenarbeit ist sehr gut und die Schulleitung trifft keine Schuld an der Situation.“ Auch Gunnar Schade, Mitglied des Schulausschusses und Lehrer am Gymnasialen Schulzentrum, bestätigte, dass die Schule alles tue, um neue Lehrer zu bekommen. „Die Schule schreibt die Stellen aus, mehr können sie nicht tun. Es gibt im Land nun mal Fächer, die sehr schwer zu besetzen sind.“ Ein weiteres Problem sei aus seiner Sicht, dass Barth im Schatten von Rostock, Stralsund und auch Ribnitz-Damgarten stehe. „Man muss auch als Stadt schauen, wie man die Leute nach Barth holt und dafür sorgt, dass sie nach dem Referendariat auch hierbleiben. Bauland ist da ein sehr wichtiges Thema.“ Auch könne neuen Lehrern bei der Suche nach einer Wohnung geholfen werden. „Wir haben eine gemeinsame Verantwortung“: Auch wenn die Stadt derzeit keine fertigen Baugebiete habe, könne man im Einzelfall sicherlich Lösungen finden, erklärte Bürgermeister Friedrich-Carl Hellwig. „Wenn die Schule uns informiert, können wir gemeinsam mit unserer Tochter, der Wobau, nach Möglichkeiten suchen.“ Ein weiterer wichtiger Punkt, um Barth auch für Lehrer attraktiv zu machen, sei die geplante Schulzusammenlegung, also der Umzug des Regionalschulteils in einen Anbau am Gymnasialteil. „Hierbei geht es nicht nur um bessere Bedingungen für die Schüler, sondern natürlich auch für die Lehrer“, sagte der Bürgermeister, der versprach, beim Thema Unterrichtsausfall dranzubleiben. „Wir werden auch dem Ministerium, die Möglichkeit geben, sich zu dem Thema zu äußern. Wir müssen auch die andere Seite zu Wort kommen lassen. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung und müssen zusammen Schule gewährleisten“, sagte Friedrich-Carl Hellwig. Zwar habe die Stadt als Schullastträger kein direktes Mitspracherecht, aber dennoch sei es wichtig, bei dem Thema gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Schulleitung darf sich nicht öffentlich äußern: Der stellvertretende Schulleiter des Gymnasialen Schulzentrums, Dr. Matthias Schöpa, war ebenfalls zur Sitzung gekommen. „Wir wurden aber weder von der Verwaltung noch vom Ausschuss eingeladen. Wir haben erst durch die Presse davon erfahren.“ Er hoffe, dass die Kommunikation in Zukunft besser laufe. Er selbst dürfe sich öffentlich nicht zu dem Thema Unterrichtsausfall äußern, sondern müsse immer an seinen Vorgesetzten, das Bildungsministerium, verweisen. Die bisherige Diskussion nannte er eine „Demontage der eigenen Schule in der Öffentlichkeit.“ Da würde beispielsweise eine Zahl von erkrankten Lehrern in den Raum geworfen, die nicht nachgeprüft wurde. Zuvor hatten Eltern erklärt, dass vier Stellen nicht besetzt und zwölf Lehrer krank seien. Das Bildungsministerium antwortete bis Dienstagnachmittag nicht auf eine E-Mail der OZ. Der Vorsitzende des Ausschusses, Frank Schröter, erklärte, dass die kommende Sitzung des Ausschusses im Regionalschulteil des Schulzentrums stattfinden soll. Zu dieser Sitzung würde neben der Schulleitung auch ein Vertreter des Bildungsministeriums eingeladen werden. Lesen Sie auch: Massiver Stundenausfall in Barth: Jetzt schaltet sich die Stadt ein Der Schulumbau ist eine große Herausforderung Keine Lehrer: Am Barther Schulzentrum fällt der Unterricht für ganze Tage aus Von Anika Wenning