Müll-Streit: Filetstücke werden zu Dreckecken

Die Urlauber Gabriele und Wolf Muthspiedl aus Hessen haben es sich im Ribnitzer Hafen auf einer Bank bequem gemacht und genießen den Blick aufs Wasser. Bootsstege mit ein paar Jollen, das grüne Gras der Uferbefestigung, weiter hinten ist Damgarten zu erahnen. Wenden sie den Blick jedoch nach links, ergibt sich ein anderes Panorama: Rings um einen Mülleimer herum hat sich reichlich Unrat angesammelt. Der Müllbehälter quillt über, was nicht hineinpasst, liegt drumherum oder wird vom Wind durch die Gegend gepustet. „Sauerei“, findet Gabriele Muthspiedl. Hans-Dieter Konkol ist auch dieser Meinung. Müllberge auf den Filetstücken der Stadt, das verträgt sich ganz und gar nicht mit dem Wellness-Image, das Ribnitz nach außen vertritt. „So etwas können wir uns als Erholungsort nicht leisten“, schimpft er. Hans-Dieter Konkol ist durch Anrufe von Anwohnern auf das Problem aufmerksam gemacht worden. Der Damgartener CDU-Mann sitzt im Ordungsausschuss. Er ging der Sache nach — und zettelt nun einen regelrechten „Müll-Streit“ an. Denn er fand heraus, dass tatsächlich seit Kurzem am Wochenende keine Entsorgungs-Touren durch die Stadt mehr gefahren werden. Wenn also am Wochenende etwa am Ribnitzer Hafen eine kleine Privatparty mit Grill und ein paar Bieren steigt, dann liegt der Müll Anfang der Woche noch immer in der Gegend. Konkol macht dabei den Nutzern der öffentlichen Anlagen gar keine Vorwürfe: „Wenn die Mülleimer voll sind, schmeißen die Leute das Zeug eben daneben“, meint er. Hans-Dieter Konkol hat mehrere Problemzonen ausgemacht: Betroffen sind vor allem der Ribnitzer und der Damgartener Hafen mit den Wohnmobilstellplätzen als besondere Brennpunkte, die Lange Straße, das Areal um den Bahnhof. Für Bürgermeister Frank Ilchmann (parteilos) ist das Problem nicht dramatisch, aber vorhanden ist es schon. Dass die Stadt mitunter verschmutzt ist, betrübt auch ihn. Was aber ist der Grund für die ausbleibende Entsorgung? „Personalmangel“, antwortet Ilchmann. Der Bauhof, der für die Müll-Touren zuständig ist, kommt nicht mehr hinterher und kann die Wochenend-Fahrten nicht sicherstellen. Also wurden sie vorerst abgeschafft. „Ich bin schockiert, dass diese Touren eingestellt wurden“, sagt Konkol: „Das kann ich nicht verstehen!“ Bauhof-Leiter Martin Weiß wollte sich gegenüber der OSTSEE- ZEITUNG nicht äußern. Aber Konkol bestätigt indirekt, dass unverhoffte Ausfälle den akuten Personalmangel bei der Müllentsorgung verursachten. „Daraufhin wurden die Touren durch den Bürgermeister eingestellt“, sagt Konkol, der den Missstand auch während der letzten Sitzung des Hauptausschusses thematisierte. „Mir wurde gesagt, dass die Stadt sich derzeit in einer Art Probelauf befindet“, sagt er. Offenbar ist auch den Stadtoberen bewusst, dass der jetzige Zustand nicht von langer Dauer sein sollte. „Wir sind derzeit in einer Findungsphase“, bestätigt Frank Ilchmann. „Wir sind dankbar für Hinweise aus der Bevölkerung.“ Vorerst werde es Mülltouren am Wochenende aber nur nach größeren Festlichkeiten geben. Urlauber wie Muthspiedls müssen sich also manchmal an den Anblick des Unrats gewöhnen. Das Paar aus Hessen kommt schon seit Jahren regelmäßig in die Region. „Es ist schön, wie sich die Stadt entwickelt hat“, loben sie Ribnitz-Damgarten. Der Blick auf den Müll sei gerade darum so unangenehm. Matthias Schümann

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