Neues Kunsthaus mit Hasen, Orgeln und Leuchttürmen

Besonders im März und April toben sich die Feldhasen in übermütigen Sprüngen und wilden Hetzjagden aus. Bedroht sind die Tiere inzwischen vor allem durch die dezimierten Lebensräume. Das Verhalten der scheuen Hasen hat der Bildhauer Reinhard Thürmer aus Wolthof mit seinen fünf Skulpturen erfasst, die raumgreifend das Neue Kunsthaus in Althagen für eine Zeit standorttreu beleben. Seine weißen Hasen aus Gips erinnern eher an Alpenschneehasen. Gerlinde Creutzburg, Direktorin im Künstlerhaus Lukas, Projektleiterin und Kuratorin, eröffnete zum Wochenende die Ausstellung „Sehnsucht Denkraum“. Unter dem Titel „Denkräume 2014“ sind vier eigenständige Projekte des Künstlerhauses Lukas, des Künstlerhauses Schloss Plüschow zwischen Wismar und Grevesmühlen, der Grafikwerkstatt KKV Malmö sowie der Skulpturenwerkstatt Monumental Malmö vereint. Björn Olsson aus Malmö gibt mit seinen Fotografien von Verpackungsmaterial für Schiffe „In air“ zu denken. In einer zweiten Arbeit thematisiert er den Verlust von Fährschiffen, die überflüssig werden, wenn Brücken entstehen. „Lighthouse“ (Englisch: Leuchtturm) nennt er zwei Bilder, aufgenommen mit einer Kamera, die er wie einen Leuchtturm rotieren ließ. Die beiden Felsenlandschaften erscheinen farblich wie die Molenfeuer zur Hafeneinfahrt: Steuerbord grün und Backbord rot. Mit dem Bau der Brücken geht das Leben auf den Fähren und die Kommunikation verloren. „Es war einmal “ könnte die Serie „Wiesen“ von Rebecca Wilton aus Berlin auch heißen. Sie zeigt 14 Fotografien von ehemaligen Parkanlagen, in denen Schlösser und Herrenhäuser standen. Oft sind davon nur noch Steinhaufen übrig oder tiefe Fahrzeugspuren wie in der Fotografie „Palais Passée — Alt Poorstorf“. Umfangreiche Recherchen und alte Messpläne führten die Fotografin zu historischen Plätzen in MV und Brandenburg. Ewa Berg aus Malmö präsentiert duftige pastellfarbene Denkräume aus Siebdruck, Aquarell und Collage, in denen der Mensch schemenhaft agiert — und neue knallfarbige Malerei. Ein Konzert mit einer mächtigen Musikmaschine inszenierte der Schwede Jan Cardell. Der Dirigent sitzt an seinem digitalen Computerpult und bringt mit seinen Fingerkuppen die selbstgebauten Instrumente zum Klingen: Cembalos, Schlagzeuge, drei Blasebalge für eine Orgel mit Holzpfeifen. Nichts ist dem Zufall überlassen, alles durchdacht und zu einem gewaltigen Crescendo komponiert. Dazu bedarf es ungestörter Denkräume wie sie die Künstlerhäuser für Stipendiaten vorhalten. Ausstellung bis zum 2. Juni, täglich 10 bis 17 Uhr Elke Erdmann

Ahrenshoop - Neues Kunsthaus mit Hasen, Orgeln und Leuchttürmen