Neues Windrad: Ortsbeirat fühlt sich übergangen

Der geplante Bau einer 99 Meter großen Windkraftanlage auf dem Gelände des Abwasserzweckverbandes (AZV) in Körkwitz sorgt auch beim Ortsbeirat für Unmut. „Wir sind nicht generell dagegen“, erklärt der Vorsitzende Andreas Dietzel gegenüber der OZ. „Wir fühlen uns allerdings von Anfang an schlecht informiert.“ Das alte 48 Meter hohe Windrad, das bereits seit 1992 auf dem Firmengelände direkt am Bodden steht, war in der vergangenen Woche abgebaut worden (die OZ berichtete). An gleicher Stelle soll nach Auskunft des Verbandsvorstehers des AZV, Martin Vogt, im Herbst diesen Jahres ein neues, doppelt so großes Modell errichtet werden. Ein Leipziger Arzt, Dr. Matthias Weidnitzer, der in Dändorf, direkt auf der anderen Boddenseite, gemeinsam mit seiner Frau ein Haus hat, wehrt sich gegen den Neubau. Er sieht unter anderem eine Gefahr für Kraniche und Fledermäuse. Der Rheumatologe hat bereits einen Anwalt eingeschaltet, da das Windrad außerhalb der genehmigten Eignungsgebiete liege. Obwohl der Mediziner bereits Einspruch eingelegt hätte, sei der alte Windrad bereits abgebaut. Das wolle er so nicht hinnehmen. Verwunderung über den Abbau herrscht auch beim Körkwitzer Ortsbeiratsvorsitzenden. In all den Jahren habe allerdings eine schlechte Informationspolitik geherrscht. Ende des Jahres 2013 habe Andreas Dietzel erstmals gerüchteweise von dem geplanten Bau der neuen Windenergieanlage erfahren. Die Klockenhäger Ortsvertreter seien nicht informiert worden. Da er selbst im Bauausschuss der Stadt sitzt, sprach Dietzel die Thematik dort an. Konkrete Informationen hätte man ihm allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht geben können. Allerdings sei es dann auf Drängen der Ortsvertretung am 29. November 2013 zu einem Vor-Ort-Termin auf dem Gelände des Abwasserzweckverbandes gekommen. „Die vagen Vermutungen über den Bau der Windkraftanlage haben sich dort bestätigt“, sagt Andreas Dietzel. Allerdings hätte zu diesem Zeitpunkt noch keine Genehmigung vorgelegen. Im Februar vergangenen Jahres forderte der Ortsbeirat ein Schattenwurf- und Lärmpegelgutachten sowie eine Beteiligung der Fachausschüsse. In der Ortsbeiratssitzung im September vergangenen Jahres seien die Gutachten, die allerdings vom Hersteller des Windrades stammten, ausgewertet worden. Einstimmig lehnten die Mitglieder des Ortsbeirates daraufhin den Bau der 99 Meter großen Anlage ab, mit der Begründung, dass das neue Windrad eine Belastung für die Einwohner darstelle und das Ortsbild verschandele. Auch werde unter anderem der Mindestabstand von 800 Metern zur Wohnbebauung nicht eingehalten. „Wir haben daraufhin unabhängige Gutachten gefordert, die nicht vom dem Hersteller stammen“, berichtet Andreas Dietzel. „Außerdem soll das Windrad mit einer Abschaltautomatik ausgestattet werden, damit man die Anlage in der Saison — zwischen Mai und September — zur Zeit des Sonnenuntergangs abschalten kann.“ Durch die Schattenbildung könne man den Sonnenuntergang sonst nicht genießen. Auf all diese Forderung seien sowohl die Stadt als auch der Abwasserzweckverband zu keinem Zeitpunkt eingegangen. „Wir sind keine notorische Nein-Sager, aber wir wollen miteinbezogen werden“, meint Andreas Dietzel. 99 statt bisher 48 Meter 48 Meter hoch war die alte Windkraftanlage auf dem Gelände des Abwasserzweckverbandes in Körkwitz. In der vergangenen Woche ist sie abgebaut worden und soll Platz für eine neue, 99 Meter hohe Anlage machen. Die neue Windenergieanlage soll noch im Herbst dieses Jahres aufgebaut werden. Anika Hoepken

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