Nothafen Darßer Ort: Darum wurde der Rettungskreuzer nach Barhöft verlegt

Die neuerliche Baggerung der Zufahrt zum Nothafen Darßer Ort sollte bereits am vergangenen Wochenende beginnen. So wurde es seitens des Ministeriums für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung vor gut einer Woche angekündigt. Wichtiger Hinweis für die Besatzung des Seenotrettungskreuzers „Theo Fischer“: Die Arbeiten erfordern keine Sperrung der Zufahrt. Das gilt inzwischen nicht mehr. Noch vor dem zurückliegenden Wochenende aber erhielten die im Nothafen stationierten Seenotretter vom Straßenbauamt Stralsund als Auftraggeber der Arbeiten die eindeutige Aufforderung, den Nothafen zu verlassen. Entgegen der ersten Ankündigung haben die Männer die „Theo Fischer“ mittlerweile in den Ausweichhafen in Barhöft verlegt. Vormann Frank Weinhold reagiert auf Nachfragen mit Unverständnis. „Dadurch wird die Rettungskette zerrissen.“ Und das Baggerschiff der Deutsch-Dänischen Wasserbau GmbH, die „Elisabeth Hoj“, ist derzeit noch in Warnemünde im Einsatz. Eine Verlegung des Schiffs sei noch gar nicht notwendig gewesen. Sanddepot wird aufgefüllt: Sorgenfalten auf die Stirn treibt den Seenotrettern auch die Ankündigung des Ministeriums, der Sand aus der Zufahrt werde „zunächst in einem temporären Unterwasser-Sanddepot im Nothafen zwischengelagert. Er soll nach Fertigstellung des Inselhafens Prerow und nach Schließung des Nothafens für die Renaturierung des Hafenbeckens genutzt werden“. Der Sand soll später ein Abrutschen der Uferböschung verhindern, wenn nach Öffnung des Inselhafens in Verlängerung der Prerower Seebrücke die Spundwände im Nothafen in der Kernzone des Nationalparks gezogen werden ( die OZ berichtete ). Manövriermöglichkeiten eingeschränkt: Für die Seenotretter bedeutet das aber weiter eingeschränkte Manövriermöglichkeiten im Hafenbecken am Darßer Ort. Vormann Frank Weinhold erinnert in diesem Zusammenhang an ein zweimal gegebenes Versprechen, keinen weiteren Sand in den Hafen einzutragen. Noch größere Probleme erwartet der Vormann mit dem neuen Rettungskreuzer, der immerhin rund fünf Meter länger sein werde als die „Theo Fischer“ und etwas tiefer gehen werde. Der Neubau wurde jüngst in der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser auf Kiel gelegt und soll im Sommer kommenden Jahres die „Theo Fischer“ ersetzen. Baggerung verzögert sich: Der Seenotrettungskreuzer musste weichen, „damit wir unsere Arbeit machen können“, sagt der Leiter des Straßenbauamtes Stralsund, Ralf Sendrowski. Das sei mit dem Nationalparkamt abgestimmt worden. Auch in der Vergangenheit sei das so gemacht worden. Nur wenn das Schiff nicht im Nothafen liege, sei ungestörtes Arbeiten möglich. Die Arbeiten für die Baggerung hätten im Übrigen mit der Peilung begonnen, sagt Ralf Sendrowski. Demnach muss „nur eine relativ geringe Menge“ gebaggert werden. Die Seenotretter gehen von einem etwa 20 mal fünf Meter breiten Bereich aus, der vertieft werden muss. Das wird allerdings nicht sofort geschehen. Die „Elisabeth Hoj“ könne nach ihrem Einsatz in Warnemünde nicht direkt den Nothafen Darßer Ort ansteuern, sagt der Leiter des Straßenbauamtes. Das Schiff müsse zuvor noch in den Heimathafen nach Dänemark. Die Ankunft des Baggerschiffes im Nothafen werde sich somit um rund eine Woche verzögern. Unterhaltung entfällt: Laut Ministerium sollen die Arbeiten rund drei Wochen dauern. Wie viel Sand tatsächlich ausgebaggert wird sowie die daraus resultierenden Kosten wird eine abschließende Peilung nach Ende der Maßnahme ergeben. „Wir haben zugesichert, dass bis zur Fertigstellung des neuen Hafens der bisherige Nothafen offenbleibt. Das ist notwendig, um die Nutzung des Nothafens für den Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sowie für in Seenot geratenen Schiffe sicherzustellen. Mit der Inbetriebnahme des neuen Hafens entfallen die aufwändigen Unterhaltungsmaßnahmen am Darßer Ort“, sagt Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD). Lesen Sie mehr: Windpark vor dem Darß beschert Seenotrettern neue Aufgaben Frau vergisst Geldbeutel auf dem Autodach: Metelsdorfer Polizisten finden ihn Wie sicher sind Fahrgastschiffe in MV? Mehr zum Autor Von Timo Richter