Ostseehotel Wustrow: Wiederaufbau ist auch Altbausanierung

Der Geruch von Verbranntem hat sich verzogen, nur noch ein verkohlter Balken lässt die Katastrophe erahnen, die Hendrik Schinkmann in der Nacht zum 15. Juni des vergangenen Jahres erlebte. Das Hauptgebäude seines Ostseehotels Wustrow brannte bis auf die Grundmauern nieder. Inzwischen hat der Wiederaufbau begonnen. Auf dem Erdgeschoss, das den Brand „überlebt“ hat, wird neu gebaut. Weil es im Obergeschoss barrierefreie Bereiche geben wird, muss ein Fahrstuhl gebaut werden. Den Wintergarten als Teil des Restaurants wird des künftig in der früheren Form nicht mehr geben. Einsatzkräfte würden Glasdächer nur dann betreten, wenn die Flächen aus trittsicherem Glas – „unbezahlbar“ – hergestellt seien. Problem während des Brandes war, das genau in dem Bereich des Eckhauses das Feuer besonders schlimm wütete. Der bestehende Wintergarten wird ein festes Dach erhalten, behält aber seine Panoramafensterfront. Ernüchterung eingetreten: Doch nach der ersten Euphorie ist bei Hendrik Schinkmann schnell die Ernüchterung eingetreten. Denn das erhaltene Erdgeschoss erweist sich als waschechte Altbausanierung. Das Restgebäude ist komplett entkernt, ein Großteil des Putzes wurde abgeschlagen, zum Vorschein gekommen sind Saaler Mauersteine, mit denen 1978 das Gebäude errichtet wurde. Ans Tageslicht gekommen sind aber nicht nur die Erzeugnisse des damaligen Ziegelwerks, sondern auf mannigfaltige Probleme. Unter anderem die Lüftungsanlage und Unterzüge, die die Decke halten, bedurften besonderer Aufmerksamkeit. Was einst ausreichte, treibt Statikern heute Schweißperlen auf die Stirn. Planungsphase verlängert: Und auch beim Inhaber Hendrik Schinkmann machten sich Sorgenfalten breit. Die Planungsphase wurde mit einem halben Jahr deutlich länger als ursprünglich gedacht. An eine Eröffnung, die anfangs noch im Sommer erfolgen sollte, ist nun in Richtung Jahreswechsel gerutscht. Den aber will Hendrik Schinkmann schon mit Gästen im neu eröffneten Hotel feiern. Ende kommenden Monats soll bereits der Dachstuhl errichtet werden, so die Planung. Im Herbst soll das Dach dann gedeckt sein. Laut Hendrik Schinkmann wird das Haupthaus der Hotelanlage wieder mit Rohr gedeckt. Einige Änderungen wird es aber geben. Die einst kleinen Gauben werden zu einer größeren zusammengefasst. Auch in der Küche wird es einige Neuerungen geben. Die bedeutendste ist die Umstellung der Herde auf Strom. Dazu gibt es unzählige Veränderungen im Detail. Ein einstiger Lastenaufzug beispielsweise wird als Schacht für Rohrleitungen umfunktioniert. Im Grunde genommen, sagt Hendrik Schinkmann, sei im Hauptgebäude der Hotelanlage alles neu, „bis auf drei Fenster“. Bädersanierung mitgemacht: Allein die Reparaturen schlagen mit rund 3,2 Millionen Euro zu Buche, sagt der Hoteleigner. Den tatsächlichen Schaden gibt Hendrik Schinkmann mit einer etwa doppelt so hohen Summe an. So werden beispielsweise die Personalkosten nur noch für wenige Monate von der Versicherung übernommen. Doch der Hotelier will seine Mitarbeiter behalten, zahlt deren Gehälter dann erst einmal aus eigener Tasche, obwohl es keine Einnahmen gibt. Seitdem das Hotel seit dem Brand geschlossen ist, hat Hendrik Schinkmann die Zeit genutzt, um auch andere Arbeiten in Angriff zu nehmen. Da ist zum Beispiel die Sanierung von Bädern in weiteren Hotelbereichen. Was sonst bei Belegung mit Gästen als problematisch ist, kann nun in Ruhe durchgezogen werden. Ein Ziel hat Hendrik Schinkmann aber klar vor Augen: Ende Oktober sind wir wieder auf dem Markt. Größere Verzögerung beim Bau dürfe es aber nicht geben, um das Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Mehr zum Thema: Traditionshotel in Wustrow niedergebrannt Großbrand in Wustrow: Hotelier will in anderthalb Jahren wieder öffnen Teilabriss von Brandruine in Wustrow hat begonnen Mehr zum Autor Von Timo Richter