Prerows Ex-Schuldirektor spricht über Fiete Korn und Stasi-Vorwürfe

Gerald Schaarschmidt kam im Sommer in die Schlagzeilen. Weil der 68-jährige Schulleiter der Freien Schule Prerow den Abiturienten der Schule, Fiete Korn, wegen übler Nachrede und Beleidigung angezeigt hatte. Der junge Mann hatte im Juli auf einer privat organisierten Abi-Feier mit Eltern, Schülern und Lehrern seinen einstigen Schulleiter für die Art und Weise kritisiert, wie er das Haus führt. Von Überwachung und Einschüchterung war die Rede, von gespielter Freundlichkeit und Ausfragen des Privatlebens. Mitte August sorgte die Anzeige des Lehrers für Deutsch, Englisch, Russisch und Philosophie aufgrund eines Berichtes der OSTSEE-ZEITUNG bundesweit für mediale Aufmerksamkeit. Zwei Monate später sitzt Schaarschmidt in seiner Wohnung in Zingst. Es ist Vormittag. Der fast 1,90 Meter große Mann ist freundlich und wirkt konzentriert-nachdenklich. Es ist das erste Gespräch, das er nach den sommerlichen Turbulenzen gibt. Lesen Sie auch: Freie Schule Perow: Hat Fiete Korn die Suche nach einem neuen Leiter beschleunigt? Vom Direktor angezeigt: Staatsanwalt stellt Verfahren gegen Fiete Korn ein Wie geht es Ihnen? Ich bin froh, dass die Schule einen neuen Schulleiter gefunden hat. Wir hatten ja lange gesucht. Nun kann ich endlich in Rente gehen, bislang stand ich der Schule noch als Berater zur Verfügung. Also hat Ihr jetzigen Ausscheiden nichts mit der Geschichte um ihren Ex-Schüler Fiete Korn zu tun? Nein. Wissen Sie, ich bin in einem Alter, wo ich nach nunmehr 46 Jahren Lehrertätigkeit schon öfter die Grenzen meiner körperlichen Leistungsfähigkeit gespürt habe. Dazu kommt das Thema Digitalisierung – da müssen Leute ran, die jünger sind als ich. Und eigentlich hätte ich ja schon seit drei Jahren im Ruhestand sein können, aber ich wollte die Schule ordentlich übergeben. Leider ist es nicht einfach, Schulleiter zu finden. Was ist aus Ihrer Anzeige geworden? Das ist ein noch laufendes Verfahren. Wurden Sie, als Sie in die Schlagzeilen gerieten, angegriffen? Vor allem über E-Mails und die sozialen Medien. Ihnen wurden als Schulleiter Stasi-Methoden unterstellt. Waren Sie beim Geheimdienst der DDR? Ich hätte die letzten 30 Jahre nicht überlebt, wenn ich dabei gewesen wäre. Alle Lehrer im Land wurden überprüft. Die Schule ist Ihr „Baby“. Sind Sie zufrieden mit dem neuen Schulleiter Christian Kast? Auch wenn man es mir nicht glauben mag, ich kann sehr gut loslassen und freue mich über Herrn Kast. Ich habe ihm, als er die Schule am 1. Oktober übernahm, im Beisein der Mitarbeiter symbolisch eine Zuckertüte mit Süßigkeiten geschenkt. Der Schulträger und ich haben lange darauf hingearbeitet, dass jemand wie Herr Kast die Verantwortung übernimmt. Ich bin froh und glücklich, dass er kam und diese Aufgabe wollte. So wie ich das Team kenne, wird es auch ihm alle Unterstützung zuteil werden lassen, damit der erfolgreiche Kurs der Schulentwicklung fortgesetzt werden kann. Welche Bilanz ziehen Sie? Ich habe die Schule seit ihrer Gründung beinahe 20 Jahre geleitet. Seit wir 2006 die ersten Mittlere-Reife-Prüfungen abhalten durften, haben rund 600 Schüler die Schule mit diesem Zeugnis nach der 10. Klasse verlassen. Nachdem 2010 das erste Mal das Abitur in Prerow möglich war, erhielten 160 junge Männer und Frauen ihr Hochschulreifezeugnis. Was tun Sie mit Ihren neuen Freiheiten? Momentan ordne ich meine Lehrerbibliothek und ich muss nicht mehr jeden Tag 5.45 Uhr aufstehen. Es gibt viel nachzuholen: Familie und Freunde besuchen, Rad fahren, fotografieren, Natur. Und in der Ostsee schwimmen, so lange die Wassertemperatur über 15 Grad beträgt. Lesen Sie auch Nach Fiete Korns Abi-Skandalrede: Dieser Mann soll jetzt die Freie Schule Prerow leiten Freie Schule Prerow: Jetzt gibt es Stasi-Vorwürfe gegen den Geschäftsführer Zu Besuch bei Fiete Korn in Prerow: So lebt Deutschlands meistdiskutierter Abiturient Von Klaus Amberger