Prerows künftiger Kurdirektor hat in seinem Leben schon viel erlebt

Beruflich war Friedrich J. Schweitzer bis jetzt thematisch auf See unterwegs. Der 56-Jährige hat verschiedene Fährlinien deutschland- und europaweit vertreten. Jetzt landet der Dierhäger an. Er wird neuer Kurdirektor im Ostseebad Prerow. Friedrich J. Schweitzer freut sich auf „sehr vielfältige Aufgaben“. Und will dabei den Spagat meistern zwischen der Kooperation der Kommunen in der Region und den Alleinstellungsmerkmalen, die einen Ort für Besucher interessant machen. Schleichender Wechsel: Der Wechsel an der Spitze des Kurbetriebs in Prerow erfolgt schleichend. Anfang kommenden Monats steigt der Dierhäger ins Geschäft ein. Erst einmal als Assistent des derzeitigen Kurdirektors Lothar Jaeschke. Bis zum Ende dieses Jahres wird Friedrich J. Schweitzer die Geheimnisse der Tätigkeit gelüftet haben, um dann allein die Geschicke des gemeindeeigenen Betriebs zu verantworten. Der Ahrenshooper Lothar Jaeschke verabschiedet sich dann in den Ruhestand. „Marketing ist meine Stärke“, sagt Friedrich J. Schweitzer. Da hat der Mittfünfziger überhaupt keine Bedenken. Einarbeiten muss er sich allerdings in die Verwaltungsarbeit. Die stand in seinem Berufsleben nicht obenan. Anträge für Projektförderungen zu formulieren, „ist aber kein Hexenwerk“, sagt der Dierhäger. Das bewerkstelligen in der Region viele, das werde auch er schaffen. Ausweglose Situationen: Überhaupt hat der 56-Jährige in seinem Berufsleben immer wieder einmal vor ausweglos scheinenden Situationen gestanden. Ein kurzer Abriss seiner Tätigkeiten führt quer durch Europa. Den Anfang nimmt die Karriere in Frankfurt am Main. Dort erblickt Friedrich J. Schweitzer das Licht der Welt. Er absolviert in der Metropole die Schule, beginnt ein Studium der Fremdenverkehrsgeographie. Das Grundstudium schließt er in Frankfurt ab, dann wechselt er nach Trier, wo er sein Studium mit einem Diplom in der Tasche beendet. Internationales Parkett: Dann beginnt er auf internationalem Parkett zu agieren. „Mein erster richtiger Job“, erinnert sich Friedrich J. Schweitzer, war in einer Agentur internationaler Hotelketten. Er brachte Betten in Hotels in Südafrika ebenso an den Mann wie von solchen in Mauritius. Nach einer Zwischenstation bei einem Schweizer Veranstalter Kenia-Reisen ließ er sich in einem Pool eines Hotels in Kenia aufs Wasser locken. 1994 wurde geschrieben, als Friedrich J. Schweitzer in der damaligen Deutschen Fährgesellschaft Ostsee einstieg. Seine Aufgabe war es, die beiden Staatsbetriebe der Linien Rostock-Gedser und Fehmarn-Rodby zusammenzulegen. Seinerzeit entstand die Reederei Scandlines. Büroleitung für Norwegen: Später sollte er für Superfast-Ferries eine Agentur in Rostock aufbauen und leiten. Das Unternehmen zog sich nach Problemen mit einer Verbindung nach Schweden zurück, Friedrich J. Schweitzer, gerade nach Rostock gezogen, musste sich nach einer neuen Tätigkeit umsehen. Gerade recht kam da die Fjord-Line aus Norwegen, die in Europa Fuß zu fassen versuchte. Friedrich J. Schweitzer übernahm die Generalvertretung in Deutschland. Ab 2006 erfolgte das sogar als Selbstständiger. Die Norweger waren die besten Kunden. Außenposten in Europa: Die Fährmeister waren jedoch lernfähig und zogen die Aufgaben unter das eigene Firmendach. Zwei Zigarettenlängen in Norwegen hat Friedrich J. Schweitzer überlegt, dahin zu folgen. Er hat es gemacht, eröffnete in der Folge Büros in den Niederlanden und in Polen. Der Dierhäger war Außenposten auf dem europäischen Festland für die norwegische Reederei, aus der früher die Hurtig-Ruten GmbH hervorging. Im Jahr 2019 setzte ihm die Fjord-Line den Stuhl vor die Tür, die Vermarktungs-Gesellschaft wurde geschlossen. In der Zeit besann sich Friedrich J. Schweitzer auf seine eigentlichen Studienziele. Passend dazu las er die Ausschreibung für die Position des Kurdirektors in Prerow. Längst schon hatte er seinen Wohnsitz in Dierhagen gefunden – und nun eine Aufgabe für die Region. Synonym für Ministerpräsidenten: Er bewarb sich und hatte Erfolg, die Gemeindevertreter des Ostseebades haben ihm ihre Zustimmung gegeben. „Bei meinem Werdegang war ich es immer gewohnt, etwas anzufangen, ohne genau zu wissen, was auf mich zukommt.“ Friedrich J. Schweitzer ist verheiratet, Kinder gibt es keine. Mitte der 90er Jahre ist er nach Rostock gezogen, seit 1998 lebt er in Dierhagen. Ein kleines Geheimnis hat er stets um seinen Zweit-Namen gemacht. Galt es einst als schick, einen Buchstaben im Namen zu führen, war es zu Studentenzeiten eher lustig, mit den Initialen FJS aufwarten zu können – damals Synonym für den resoluten bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Joseph Strauss. Alternativen müssen her: Friedrich J. Schweitzer möchte die Nebensaison in Prerow beleben. „Es reicht nicht zu sagen, Prerow ist auch im Winter schön. Wir müssen sagen warum – und müssen den Menschen Alternativen für einen verregneten Tag am Strand bieten.“ Am Ende des Gesprächs lüftet Friedrich J. Schweitzer ein Geheimnis. Nicht einmal der Prerower Bürgermeister weiß, welcher Name sich hinter dem J. verbirgt. Es ist Joachim. Während der nächsten öffentlichen Sitzung der Gemeindevertretung will sich Friedrich J. Schweitzer den Bewohnern des Ostseebades präsentieren. Lesen Sie mehr: So geht der Macher des Cartoon-Festivals in Prerow mit dem Corona-Virus um Nach Eröffnung von „Broiler-Bar“ in Prerow: Passage in Speisekarte sorgt für Streit Mehr zum Autor Von Timo Richter