Ringen um Bauland: Rostock baut die letzten Flächen zu

Die mögliche Bebauung des Rostocker Ulmenmarkts sorgt in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt für Diskussionen. Um den Wohnungsmarkt zu entlasten, werden zunehmend auch Lücken im Zentrum bebaut, nicht überall stößt das auf Gegenliebe. Wie groß der Druck auf dem Wohnungsmarkt derzeit ist, zeigen allein die Zahlen beim städtischen Wohnungsunternehmen Wiro. Knapp 5500 Interessenten seien registriert, teil Sprecherin Dagmar Horning mit. Mehr als 2000 Mal tauche Stadtmitte als Wunschgebiet auf. Für Hansaviertel, Reutershagen, Kröpeliner-Tor-Vorstadt und Südstadt lägen jeweils deutlich mehr als 1000 Anfragen vor. Dass jetzt kleinteilige Lösungen in der Innenstadt gesucht werden, zeige die schwierige Situation auf den Wohnungsmarkt, stellt Frank Giesen (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses fest. „Es gibt einen erheblichen Bedarf.“ Da sei es sinnvoll, Baulücken zu schließen, auch die Bebauung des Ulmenmarktes sei eine Überlegung wert. „Muss das eine tote Flächen mit Parkplatz bleiben?“, fragt Giesen. Wie schwierig die Lage sei, zeigten auch Überlegungen der Wiro in der Südstadt. Dort prüft das Wohnungsunternehmen Geld auszugeben, um durch Aufstockung von Gebäuden einige zusätzliche Wohnungen zu schaffen. Der Ortsbeirat Stadtmitte beobachtet die Entwicklung genau. „Wo echte Lücken sind, sollte gebaut werden“, sagt der Vorsitzende Werner Simowitsch (Linke) und denkt dabei vor allem an ein Grundstück zwischen der Großen Wasserstraße und der Grubenstraße, zudem gebe es noch verfallene Häuser, die saniert werden könnten. Anders sehe das bei öffentlichen Flächen aus, stellt Simowitsch mit Blick auf die Nachbarn in der KTV und den Ulmenmarkt fest. „Den mit Wohnungen zu bebauen, ist unsinnig“, sagt auch Wolfgang Kienast vom Vorstand des Verschönerungsvereins zu Rostock. „Der Platz muss als solcher erhalten bleiben.“ Werner Simowitsch erwartet auch für Stadtmitte große Diskussionen — dann wenn es um die konkrete Bebauung entlang des Rosengartens, die Gestaltung des Bussebarts rund um ein neues Theater oder zum Beispiel die Fläche zwischen Bleicherstraße und Mühlendamm geht. Umstritten ist auch, den Parkplatz am Kuhtor mit Wohnungen zu bebauen. Der Wohnungsbau boomt gegenwärtig in Rostock: Allein 2014 hat das städtische Bauamt Anträge und andere Verfahren für 62 Einfamilien, 49 Mehrfamilien- und sechs Wohn- und Geschäftshäuser registriert. Gehen die Vorstellungen der Stadtplaner auf, stehen bis 2016 Bauflächen für 3600 neue Wohnungen in mehrgeschossigen Gebäuden und für 965 Einfamilienhäuser zur Verfügung. Frank Giesen dauert vieles bei der Erstellung von Bebauungsplänen zu lange. „Das könnte deutlich schneller gehen“, kritisiert er die Stadtplaner. Als Beispiel nennt er Biestow-Ausbau, wo die Wiro in diesem Jahr mit Entscheidungen rechnet, oder den Groten Pohl in der Südstadt. Das seien Flächen für „große Lösungen“. Für den Teil des Groten Pohls entlang der Erich-Schlesinger-Straße mit dem Feuerwachengelände soll die Bürgerschaft noch in diesem Jahr den „Entwurf zur öffentlichen Auslegung“ beschließen, antwortet die Stadtplanung auf eine Anfrage von Sabine Krüger (Grüne) . Für die übrigen Flächen geschehe das erst 2016. Giesen wünscht sich aber, dass die Stadtplaner ihren Schwerpunkt auf dieses Gebiet legen, um schnell Flächen anbieten zu können. Zumal Vorhaben wie die Bebauung des Werftdreiecks wohl noch Jahre auf sich warten lassen würden. Immerhin, kündigt die Wiro an, erfolge im Juni der Spatenstich für 181 Wohnungen auf der Holzhalbinsel. Flächen für neuen Wohnraum Flächen für neuen Wohnraum gibt es nicht nur auf den großen Gebieten wie Werftdreieck, Mittelmole, Holzhalbinsel, wo die Wiro ab Juni 181 Wohneinheiten baut oder auf dem Groten Pohl in der Südstadt — dort entstehen nach jetzigen Planungen 300 Wohnungen und 100 Einfamilienhäuser. Auch kleine bisher ungenutzte Flächen werden immer interessanter. So entsteht beispielsweise Wohnraum in Brinckmansdorf an der alten Zuckerfabrik, im Bereich Weißes Kreuz, in Brinckmanshöhe oder an der Tessiner Straße. Hinzu kommt Wohnungsbau auf dem Gelände der früheren Poliklinik Lütten Klein, an der Thierfelderstraße oder auf dem Areal „Obere Warnowkante“ in Gehlsdorf. Für Eigenheime gibt es zudem die Flächen Am Golfplatz in Diedrichshagen, Am Hellberg II in der Südstadt, in Dorf Toitenwinkel, im Reutershäger Weg, in Stadtweide und auf dem Gelände der alten Molkerei. Thomas Niebuhr

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