Schauspiel-Stunden in der Schule

„Nochmal, nochmal“, rufen die hüpfenden Kinder. Sie lachen und zappeln, juchzen durcheinander. „Na gut, noch einmal. Wer fängt an? Luc fängt an“, sagt der Mann mit dem dunklen Bart und der schweren Brille. Die 16 Kinder des Schauspielkurses stellen sich schnell hintereinander auf und Luc fängt an, eine coole Bewegung mit den Armen seinem Vordermann zu zeigen. Der tippt seinem Vordermann auf die Schulter und zeigt das Gesehene. Als die „stille Post der Gesten“ vorne angekommen ist, bleibt aus dem coolen Rapper-Move nur noch eine Lachnummer übrig. Martin Schneider, der bärtige Brillenträger, ist zufrieden: Die Mädchen und Jungen der 6. Klassen des Barther Schulzentrums machen voll mit. Seit Beginn des Halbjahres gibt der Leiter des Barther Theaters Schauspielunterricht im gymnasialen und im regionalen Teil. Der stellvertretende Schulleiter des Regionalschulteils, Matthias Schöpa, ist zufrieden mit den anlaufenden Angeboten. „Seit November haben wir jetzt die ersten Kooperationsverträge für diese außerunterrichtlichen Angebote abgeschlossen. Wir holen uns Kompetenz von außen“, erklärt er. So stehen unter anderem Umweltbildung, Selbstverteidigung sowie Kochen und Backen auf dem Programm. Der Barther Theaterleiter Martin Schneider gibt montags und donnerstags Schauspielunterricht. „Ich bin sehr überrascht, wie wenig Ängste die Kinder haben. Das ist sehr spannend“, berichtet er von seinen ersten Erfahrungen. Doch nicht alles klappt auf Anhieb. Kassandra Ehrke (13) soll mit einem weiteren Mädchen improvisieren. Alle stehen im Kreis um sie herum. Ihr fällt nichts ein. Erst als andere Kinder einspringen, hat sich bei ihr der Knoten gelöst. Immer wieder meldet sie sich in den Kreis. Kassandra könnte sich durchaus vorstellen, Schauspielerin oder Tänzerin zu werden. Die Schauspielerei mache ihr viel Spaß. Am liebsten würde sie einmal die Hexe in „Hänsel und Gretel“ spielen. „Heute ist erst der zweite Kurs. Bis zum Schuljahresende geht es nur um Grundlagen. Um Vertrauen zum Spielpartner, Hemmungen verlieren und um Selbstvertrauen“, erklärt Schneider. „Wir denken auch daran, dass die Kinder später vielleicht mal in inhaltliche Gruppen wechseln. Zum Beispiel in Theatergruppen mit Schwerpunkt Philosophie oder Englisch“, fügt Matthias Schöpa hinzu. „Oder auch ans Barther Theater“, wirft Martin Schneider ein. Doch soweit ist es noch nicht. Nach der lustigen Erwärmung stehen erst einmal kleine Spielchen an. Süße kleine Mädchen zwinkern mit den Augen, worauf sich ihre Mitspieler sterbend am Boden wälzen. Cindy Behrendt (12) scheint für die Rolle der lieben Prinzessin wie geschaffen. Doch nach ihrer Lieblingsrolle gefragt, antwortet sie: der fliegende Hase. Martin Schneider steckt indes seinen Finger in die Nase und sagt: „Ich koche Suppe!“ Der Schüler neben ihm soll nun gestisch Suppe kochen und dabei sagen, dass er etwas ganz anderes macht. Die Kinder quietschen vor Freude. Jeder kommt einmal dran. Für den Schüler Luc Vallentin (11) ist das zwar alles auch ein Riesenspaß, doch der Barther denkt gleich in größeren Zusammenhängen: „Das ist jetzt der erste Schritt. Ich will auf jeden Fall Schauspieler werden.“ Sein Ziel ist klar gesteckt: Am liebsten wäre ihm eine Rolle als Tatort-Kommissar mit viel Action. Sollte das irgendwann klappen, wäre es eine prima Karriere, die in Barth bei einem Kurs von Martin Schneider begonnen hätte. Frank Burger

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