Schlager, Schullieder und Musik aus der Sowjetunion

„Verschollen, aber nicht vergessen“ — mit diesen Worten beschreibt Musiker und Komponist Thomas Putensen das Programm der Ostzeit-Story, mit dem er und sein Beat-Ensemble heute auf der Bühne des Barther Theaters stehen werden. „Alle kennen die Lieder, doch sie werden einfach nicht mehr gespielt“, konkretisiert er. In dem abendfüllenden Programm sollen Songs wiederbelebt werden, die ihre Zeit während der Wende oder davor hatten. Musik aus Ost und West. Obwohl es der Name nahelegt, eine Verbindung zur weltberühmten Westside-Story wird nicht hergestellt. Das Publikum erwartet ein Liederabend, kein Musical. Die Ostzeit-Story sei als Bekenntnis zur eigenen Geschichte zu verstehen. „Als die Wende kam, war ich 30 Jahre alt“, so Thomas Putensen. Die persönliche Vergangenheit will Putensen mit seinen Bandkollegen auf der Bühne in improvisierten Dialogen anklingen lassen, in den Moderationen zwischen den Stücken. Die Band stehe dabei auch mal in Opposition zu ihm. Er will außerdem Geschichten erzählen, in denen sich das Publikum wiederfindet, beispielsweise von einem Ost-Kaugummi. „Diese runden Kugeln waren so hart, dass man erst mal eine ganze Weile auf ihnen herumkauen musste, bevor sie zum Kaugummi wurden.“ Putensen setzt auf Nostalgie mit Schwerpunkt Ostalgie — allerdings „nur in Nuancen“, wie er sagt. Denn Gassenhauer wie „Über sieben Brücken musst du gehn“ oder „Am Fenster“ lässt er bewusst weg. „Die laufen ja überall.“ Die Anekdoten sollen Erinnerungen wecken. Und mit der Musik gehe ein bestimmtes Gefühl einher. „Damit kann sich heute keiner mehr messen“, ist er überzeugt. „Höchstens Udo Lindenberg oder Herbert Grönemeyer.“ Lindenbergs Lieder will er ebenso spielen wie Musik von Manfred Krug oder Holger Biege, beispielsweise „Reichtum der Welt“ oder „Sagte mal ein Dichter“. Schlager, Schullieder, Musik aus der Sowjetunion und eine Überraschung: Die Lieder stünden für sich. Ihre Texte und die darin enthaltenen Andeutungen seien zum Teil wieder aktuell. „Wir haben in der Schule zum Beispiel im Fach ,Staatsbürgerkunde‘ gelernt, dass der Kapitalismus die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen bedeutet. Wenn ich mich umschaue, sehe ich, dass das für viele Menschen real ist.“ Man könne den Eindruck gewinnen, die Einwohner dieses Landes seien Angestellte einer „BRD GmbH“. Doch die Ostzeit-Story soll nicht mit Politik überfrachtet werden. Thomas Putensen will am Klavier und an der Gitarre sein Publikum unterhalten. Da Sätze wie „Das habe ich aber lange nicht gehört“ nicht ausbleiben dürften, ermutigt der Musiker seine Zuhörer schon jetzt: „Mitsingen ist strengstens erwünscht.“. Konzert: heute, 19.30 Uhr, Boddenbühne, Barth kla/lüb

Barth - Schlager, Schullieder und Musik aus der Sowjetunion