Steine purzeln vom Kenzer Kirchturm

Der Kirchturm von Kenz gibt Orientierung. Schon von Weitem ist er zu sehen. Doch der Kirchturm hat ein Problem. Der Mörtel bröckelt aus den Mauerfugen. Die Folge ist, dass sich Steine gelöst haben. Einige sind sogar herabgestürzt. Die Baumaßnahme zur Instandsetzung des Mauerwerks am Kirchturm läuft. „Seit über 600 Jahren ist der Kirchturm Wind und Wetter ausgesetzt, was dazu geführt hat, dass auf verschiedenen Ebenen des Bauwerks Steine ausgespült wurden und große Putzflächen abgebrochen sind“, erklärt Pastor Kai Steffen Völker die Situation. Ursache des Ganzen: Der Kirchturm steht auf der Westseite und damit zur Wetterfront, so wie bei vielen anderen Kirchen der Region auch. Der Grund dafür ist in der christlichen Historie begründet, wie Pastor Völker erläutert. So stehe der Kirchenaltar immer im Osten, da sich nun einmal nach mittelalterlicher Auffassung Jerusalem im Osten befand. Folglich musste der Kirchturm nach Westen zeigen. Der Kenzer Turm ist 40 Meter hoch. 30 Meter davon sind zurzeit eingerüstet. Im Zuge der Baumaßnahme wird der lose Putz abgenommen, fehlender Mörtel in den Mauerwerksfugen ersetzt und Steine erneuert. Als Material kommt, wie bei Kirchen üblich, Muschelkalkmörtel zum Einsatz. „Was die Statik des Kirchturmes anbelangt, ist alles in Ordnung“, beruhigt Völker. Eine Überprüfung fand statt. Die Kosten für die Sanierung des Kenzer Kirchturms wurden auf rund 40 000 Euro geschätzt. Die Hälfte davon kam bereits vom Kirchenkreis. Die andere Hälfte muss die Kenzer Kirchengemeinde selbst aufbringen. Die ersten Spenden für den Turm gingen schon ein. So „wünschte“ sich der ehemalige Bürgermeister Richard Bröker-Schmidt von seinen Geburtstagsgästen im Sommer statt Blumen und Geschenke Geldspenden für den Erhalt des Kenzer Kirchturms. Und wenn auch noch nicht die gesamte Summe zur Verfügung steht, haben die Arbeiten bereits begonnen. Die Kenzer Kirchengemeinde kann nicht länger warten. „Nicht nur dass wir Löcher im Giebel haben, dadurch, dass sich immer mehr Steine gelöst haben und herunterfielen, hätte irgendwann das Bauwerk einstürzen können“, verdeutlicht Pastor Völker die Situation. Auch sei das Risiko zu groß gewesen, dass jemandem ein Stein auf den Kopf falle. Und so wurde mit den Arbeiten oben an der Kirchturmuhr angefangenen. „Wir werden sehen, wie weit das bisherige Geld reicht“, so Völker. Jede Spende sei von Herzen willkommen. Dass an der Kenzer Kirche schon wieder Baumaßnahme laufen, ist für Pastor und Kirchengemeinde frustrierend. Alle hatten gedacht, nach Abschluss der großen Baumaßnahme im Sommer 2012 endlich fertig zu sein. Damals war man bei Trockenlegungsarbeiten an den äußeren Kirchenmauern an den Innenwänden der Kirche auf Schwammbefall gestoßen. Das hatte dazu geführt, dass der gesamte Kirchenfußboden aufgenommen und erneuert werden musste. Zwei Jahre hatten die Bauarbeiten gedauert und 180 000 Euro verschlungen. „Und wie froh waren wir im letzten Jahr, endlich fertig zu sein und unsere Kirche für Gottesdienste zurück zu haben. Wir hatten nicht vor, gleich wieder zu bauen“, sagt Pastor Völker. Aber von solchen Rückschlägen, wie jetzt mit dem Kirchturm, lässt sich der engagierte Kirchenmann schon lange nicht mehr unterkriegen. Völker überlegt sogar, wo das Gerüst gerade stehe, die Turmhaube gleich mit zu machen. „Dass wären aber Kosten in einer Größenordnung, die wir als Kirchengemeinde nicht auch noch mit schultern könnten“, denkt er. Die Turmhaube muss warten. Pro Jahr stehen für die Bauunterhaltung der Kenzer Kirche im Haushalt der Kirchgemeinde nur 1000 Euro zu Buche. „Trotz allem sind wir froh, dass es mit dem Turm jetzt was wird und wir damit Sicherheit für Bauwerk und Besucher haben“, so Völker. Claudia Haiplick

Kenz-Küstrow - Steine purzeln vom Kenzer Kirchturm