Steuervorteile sollen nicht verloren gehen

Die Stadtvertretung hat am Donnerstagabend empfohlen, eine Tochtergesellschaft der Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) Barth GmbH zu gründen. Für diese Überlegungen wurden alleinig steuerliche Gründe angegeben. Die Tochtergesellschaft soll die Verwaltung fremder gewerblicher Immobilien abwickeln. Da sich an der Geschäftstätigkeit selbst nichts ändert, ist vorgesehen, dass Geschäftsführung und Aufsichtsrat der Wobau GmbH für beide Unternehmen tätig sind. „Es geht hier nicht um die Gründung eines Tourismusbetriebes“, stellte Bürgermeister Stefan Kerth (SPD) klar. Auch darüber denkt die Stadt gegenwärtig nach. Die Stadtvertreter Mario Galepp (parteilos) und Peter Hermstedt (FDP) hatten allerdings Einwände zu dem ausgearbeiteten Entwurf des Gesellschaftervertrages. Sie kritisierten eine Formulierung, nach der Handwerksbetriebe benachteiligt sein würden. Hermstedt: „Hier wird das Handwerk unserer Stadt angegriffen. Die Stadt hat sich nicht in den Wettbewerb einzumischen!“ Dirk Leistner, Vorsitzender der FDP-Plus-Fraktion, forderte eine namentliche Abstimmung der Stadtvertreter, falls der Vertragsentwurf nicht geändert werde. Die Mehrheit der Stadtvertreter folgte jedoch dem von Mario Galepp eingebrachten Antrag, die beanstandete Passage aus dem Vertragsentwurf zu entfernen. Der Hintergrund: Wohnungsunternehmen genießen gegenüber anderen Branchen steuerliche Vorteile. Die Vorteile gehen jedoch verloren, wenn neben der Bewirtschaftung eigener Wohnungsbestände fremde gewerbliche Immobilien verwaltet werden. Die Wobau verwaltet fremde Immobilienbestände. Und sie will das Fremdverwaltungsgeschäft ausbauen. Erst kürzlich wurde ein Vertrag mit dem Seeheilbad Zingst über die Verwaltung weiterer Objekte abgeschlossen. Bisher sahen die Finanzämter darüber hinweg, wenn ein Wohnungsunternehmen überwiegend eigene Bestände bewirtschaftet und als Randgeschäft fremde Immobilien verwaltet. Doch das dürfte sich bald ändern. Denn es gibt von den Finanzämtern eindeutige Signale, dass diese Praxis eingestellt wird, um Steuermissbrauch entgegenzuwirken. Nach den der Wobau vorliegenden Informationen falle der Steuervorteil künftig bereits weg, wenn ein einziges fremdes gewerbliches Objekt verwaltet werde. Daher die Empfehlung zur Gründung einer Wobau-Tochter. Ein Stadtvertreter stimmte dagegen. Detlef Lübcke

Barth - Steuervorteile sollen nicht verloren gehen