Stinkende Algen-Berge stellen Gemeinden vor Probleme

Die Algenberge, die sich jeden Sommer an den Stränden im Landkreis Vorpommern-Rügen anhäufen, bereiten den betroffenen Städten und Gemeinden immer größere Probleme. Grund dafür ist der steigende Druck der Umweltbehörden, die eine ordnungsgemäße Entsorgung des Seegrases fordern. „Für uns ist die Rechnung ganz einfach. Die Gemeinden produzieren Abfall und wir sind dafür zuständig, dass er fachgerecht und schadlos beseitigt wird“, sagte Helmut Krüger vom staatlichem Amt für Landwirtschaft und Umwelt auf der Sitzung des Umweltausschusses des Landkreises in Stralsund. Er fordert: „Die Gemeinden müssen sich endlich untereinander verständigen und ein Konzept erarbeiten.“ Laut der Vorschriften sind die Algen solange kein Problem, wie sie einfach am Strand liegengelassen werden. Viele Gemeinden lassen den Schlamm jedoch im Interesse der Badegäste entfernen. Damit werden die Algen vor dem Gesetz zu Abfall — und müssen dementsprechend entsorgt werden. Das Ostseebad Binz bringt das in eine Zwickmühle. „Unsere Gäste reagieren bei Algen sehr empfindlich“, sagt der amtierende Kurdirektor Uwe Krüger. Die Gäste der noblen Sterne-Hotels erwarten einen sauberen Strand. Und auch die 400 Hochzeiten am Meer sollen nicht im Schlamm stattfinden. Doch laut Krüger ist die Entsorgung bei einem externen Spezialisten für Binz nicht bezahlbar. In den vergangenen Jahren war man daher auf eine Notlösung ausgewichen. Eine Firma hatte die Berge mit Baggern in ein nicht genehmigtes Zwischenlager abtransportiert. Weil dort das Sickerwasser mit all seinen Schadstoffen aber ungehindert in den Boden fließen kann, fordern die Behörden nun eine zertifizierte Anlage. Binz sucht derzeit nach einem geeigneten Grundstück. Bis das Projekt fertig ist, können jedoch noch bis zu drei Jahre vergehen. „Bis dahin brauchen wir eine Zwischenlösung“, sagt Krüger. Auch in Stralsund spielt die Beseitigung von sogenanntem Treibsel eine Rolle. Sowohl im Stralsunder Strandbad als auch am Deviner Strand wird der Schlamm regelmäßig entfernt. Nach Angaben des Betreibers, der Stralsunder Innovations Consult (SIC), werden die Algen geborgen, in einem Zwischenlager getrocknet und anschließend zu einer Entsorgungsfirma gebracht. „Stralsund ist natürlich nicht mit Binz zu vergleichen, die Kosten belaufen sich noch in einem überschaubaren Rahmen", sagt SIC-Geschäftsführerin Ariane Kroß. In Ahrenshoop geht man mit den Algen gelassener um als anderswo. „Ahrenshoop ist ein naturnahes Reiseziel, da gehören punktuell auftretende Algen auch mal dazu," sagt Kurdirektor Roland Völcker. Die Kurverwaltung habe sich auch aus Kostengründen gegen eine Beseitigung entschieden. Für alle anderen hat der Zweckverband Wasser und Abwasser Rügen (ZWAR) womöglich bald eine Lösung. 2017 soll in Bergen eine neue Klärschlamm-Verbrennungsanlage in Betrieb genommen werden. 2500 Tonnen Trockenmasse soll die 14 Millionen Euro teure Anlage jährlich verfeuern. Sieben Prozent davon könnte Seetang von den Stränden der Insel sein. „Die Anlage reicht für Rügens Aufkommen an Seetang aus", sagt der stellvertretende Verbandschef Reinhard Litty. Um das Verfahren zu testen, ließ er einen Container mit Ostsee-Tang zu einer baugleichen Anlage ins schwäbische Ulm transportierten. Dort funktionierte die Verbrennung einwandfrei. Für die Anlieferung und Vortrocknung sind die Gemeinden selbst zuständig, sie müssen zudem eine Gebühr bezahlen. Ohne ein genehmigtes Zwischenlager geht also nichts. Alexander Müller, Gerald Kleine Wördemann und Timo

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