Stralsunder Ziegelgrabenbrücke zieht wieder

Die einen kommen nicht raus aus dem Stralsunder Nordhafen, die anderen nicht rein: Seit Sonnabend, 21.30 Uhr, war der Zugmechanismus der Ziegelgrabenbrücke auf der Bahnseite blockiert. Durch die Havarie ließ sich die Brücke nicht öffnen. Das sorgte für Frust bei den Freizeitseglern, und die Berufsschifffahrt rechnete mit Ausfällen. „50 Prozent unseres Umschlages wickeln wir über den Nordhafen ab. Eine andere Zufahrt gibt es nun mal nicht. Natürlich hat es negative Auswirkungen, wenn die Brücke länger nicht geöffnet wird“, sagte der Chef des Seehafens, Sören Jurrat. „Wir erwarten Dienstag das nächste Schiff aus Skandinavien, das hier 3000 Tonnen Gips laden soll“, fügte der Betriebsleiter, Axel Brede, an. „Wenn die Brücke nicht zu den festgesetzten Zeiten zieht, entstehen Wartezeiten“, erklärte Brede. Zusätzliche Kosten und Ausfälle auf beiden Seiten sind die Folge. Die längeren Liegezeiten könnten sich pro Schiff und Tag auf bis zu 5000 Euro summieren, schätzt Brede ein. Erst vorige Woche seien Brückenzüge ausgefallen. Betroffen waren zwei Schiffe, die den Nordhafen angesteuert hatten, um Gips für England an Bord zu nehmen. Die „Abis Cadiz“ konnte erst spät am Abend auslaufen, weil die Brücke weder um 15.20 Uhr noch um 17.20 Uhr öffnete. Dadurch hat sich auch die Beladung des zweiten Schiffes — „Abis Cuxhaven“ — das ebenfalls im Hafen lag, verzögerte. Zu den Freizeitskippern, die am Montagmittag in der Warteschleife hingen, gehörte Lars Schmitz (18) aus Bonn. Er wollte eigentlich nach Danzig segeln und war ziemlich sauer, denn der Brückenzug um 12.20 Uhr fiel aus. Ähnlich ging es dem Berliner Gunter May, der ebenfalls mit seiner Yacht in Richtung Osten schippern und Stettin anlaufen will. Die Durchfahrtshöhe der Ziegelgrabenbrücke beträgt im geschlossenen Zustand sechs Meter. Größere Schiffe und Segler mit hohen Masten bekommen da schnell ein Problem, wenn die Brücke nicht hoch geht. Bei der Bahn zeigte man sich gestern Nachmittag noch ziemlich ratlos, was die Ursachen angeht. „Die Techniker sind vor Ort und versuchen, den Schaden möglichst umgehend zu beheben. Weitere Informationen können wir momentan noch nicht geben“, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert am Nachmittag. Kurz darauf konnten die vielen wartenden Segler erst einmal aufatmen, denn um 15.20 Uhr zog die Brücke. Die zahlreichen Boote, die ausgeharrt hatten, nutzten die Gunst der Stunde. Ob damit nun für länger wieder alles paletti ist, und die Schäden auf Dauer behoben sind, wird man sehen. Denn in den letzten Jahren hat es immer wieder Störungen gegeben. Auswirkungen auf den Zug- und Straßenverkehr gab es durch die Havarie nicht. Marlies Walther

Stralsund - Stralsunder Ziegelgrabenbrücke zieht wieder