Der Technik-Verein Pütnitz plant eine neue Ausstellung. Titel: „Mecklenburg-Vorpommern – Startplatz der See-Fliegerei“. Gezeigt werden soll sie in der Halle 3. Sie ist eine von fünf, Mitte der 1930er Jahre errichteten Seehallen, die den ehemaligen Flugplatz bis heute prägen. Drei von ihnen werden vom Technik-Verein für Ausstellungen genutzt. Neben diesen Hallen gab es noch zwei Landhallen und eine Werfthalle, die als Stahlskelettkonstruktionen errichtet worden waren. Diese drei Hallen wurden nach dem Krieg auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert. Die Idee zu dieser Ausstellung habe man schon seit einigen Jahren, erläutert Vereinschef Frank Müller-Meinke, nicht zuletzt, weil es immer wieder Anfragen von Gästen gab. „Richtig Schwung in die Sache brachte dann der Besuch von Patrick Dahlemann, Parlamentarischer Staatssekretär für Vorpommern, im vergangenen Jahr.“
Modell zeigt Entwicklung des Flugplatzes von 1936 bis 1994
Um den Besuchern eine Vorstellung von der Ausdehnung des Platzes und einen Überblick über den Gebäudebestand zu geben, soll in die Ausstellung ein Modell des Flugplatzes im Maßstab 1:1200 integriert werden. Das wurde 2013 von Mario Vetter vom Verein zur Förderung der Arbeit und Qualifizierung Ribnitz-Damgarten fertiggestellt. Es veranschaulicht die Entwicklung des Platzes von der Inbetriebnahme des damaligen Fliegerhorstes 1936 über die Zeit der Boddenwerft 1948 bis 1951 bis hin zu den baulichen Veränderungen, die es in den Jahren von 1952 bis 1994 gab, als sowjetische bzw. russische Luftstreitkräfte den Platz nutzten. In die Ausstellung einbezogen werden soll auch das Großmodell der Seehallen 1 bis 3, das in den 1990er Jahren entstand. Um es wirkungsvoll präsentieren zu können, sind Arbeiten am Großmodell selbst und im Umfeld notwendig. So soll das Modell ergänzt werden mit der Darstellung von am Wasser liegender Flugzeuge Arado 196 und DoWal.
Präsentiert werden soll weiterhin das Modell einer schwimmfähigen Wilga 35, ein einmotoriges polnisches Mehrzweckflugzeug, im Maßstab 1:3,5. Darüber hinaus ist der Aufbau und die Umrüstung einer originalen AN-2 auf AN-2 V mit Schwimmern im Außenbereich der Halle 2 geplant. „Außerdem sollen in diesem Jahr die Arbeiten am 1:1-Nachbau einer Heinkel HD 24 in der Halle 3 begonnen werden“, erläutert Michael Guhl, stellvertretender Vereinschef. „Unser Vereinsmitglied Ulli Szadkowski hat sozusagen als Vormodell eine HD 24 in Kleinformat gefertigt, das soll dann als Vorlage für den Bau des schwimmfähigen Modells in Echtgröße dienen.“
„Vorgesehen ist, dass die Arbeiten an der Heinkel HD 24 von eigenen Kräften ausgeführt werden“, ergänzt Frank Müller-Meinke. „Die Besucher können live dabei sein und sich über den Baufortschritt informieren. Wer über entsprechenden technischen Sachverstand verfügt, kann übrigens auch mitbauen. Auch Unterstützer, die uns Material zur Verfügung stellen können oder auch finanziell dieses Vorhaben des Vereins unterstützen möchten, sind gern gesehen.“
Warum gerade eine HD 24 nachgebaut werden soll, das erläutert Michael Guhl: „Wir wollen damit an Gunther Plüschow erinnern. Er hatte sich durch seine Forschungsflüge in Südamerika einen Namen gemacht und war sowohl in Deutschland als auch in Argentinien und Chile sehr geachtet.“ Plüschow überflog ab 1928 mit einer HD 24 weite Teile Feuerlands und Patagoniens. Nach zwei Jahren kehrte er nach Deutschland zurück und wurde hier umjubelt. Ende 1930 reiste er erneut nach Chile und Argentinien, um seine Forschungsflüge fortzusetzen. Am 28. Januar 1931 stürzten Plüschow und der ihn begleitende Ingenieur Ernst Dreblow in den Rico-See ab, beide Männer kamen dabei ums Leben. „Wenn es uns gelingt, diesen Nachbau hinzubekommen, wäre das unseres Wissens weltweit der zweite. Ein Nachbau des Flugzeuges erinnert seit 2010 in Feuerland an Gunther Plüschow“, so Michael Guhl.
Voraussetzung dafür, dass mit den konkreten Vorbereitungen für diese Ausstellung in diesem Jahr begonnen und sie dann im kommenden Jahr eröffnet werden kann, ist die Bereitstellung von Fördermitteln. „Wir haben einen entsprechenden Antrag gestellt. Sobald der Bewilligungsbescheid vorliegt, werden wir mit den Arbeiten an den einzelnen Projekten loslegen“, sagt Frank Müller-Meinke.
Edwin Sternkiker