Trotz Corona: Barther Werft hat volle Auftragsbücher

Während der Frühjahrswochen sind durch die 16 Angestellten des Barther Bootsbaumeisters Nils Rammin auch in diesem Jahr wieder gut gefüllte Auftragspläne abzuarbeiten. Insgesamt 380 Sportboote und professionell genutzte Wasserfahrzeuge haben in den Hallen und im Freilager der Werft am Barther Wirtschaftshafen überwintert. Auf Wunsch zahlreicher Eigner sind vor dem bevorstehenden Einsetzen noch die verschiedenartigsten Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten auszuführen. Wer aber in Eigenleistung an seinem Boot arbeiten möchte, darf das nur außerhalb der offiziellen Arbeitszeit tun, wenn keine Mitarbeiter mehr im Betrieb anwesend sind. Das strenge Regime, das Nils Rammin aufgrund der Corona-Pandemie zum Schutz seines Personals eingeführt hat, wurde schon im letzten Jahr mit aller Konsequenz durchgesetzt. Saisonstart verteilt sich über mehrere Monate: Aufgrund der deutschlandweit eingeschränkten Mobilität zieht sich der Saisonbeginn ohnehin in die Länge. Angesichts der Unwägbarkeiten der weiteren Entwicklung hatten bereits im vergangenen Jahr einige der in anderen Bundesländern beheimateten Bootseigner ihre Segel- oder Motorjachten nur für einen einzigen Urlaubstörn im Wasser belassen. „2020 setzten wir die letzten Boote im Juni ein und holten im gleichen Monat auch schon wieder die ersten an Land“, berichtete Nils Rammin. Für dieses Jahr vermutet er ein ähnliches Kundenverhalten, denn die Situation hat sich kaum geändert. Neben den Freizeitbooten stehen auch drei mittelgroße Polizeiboote zur Durchführung regulärer Wartungsarbeiten auf ihren Lagerplätzen. Einen sehr guten Eindruck vermittelt die in mehreren Etappen sanierte (weil es die Finanzmöglichkeiten des Rügener Trägervereins nur so zuließen) Schmalspur-Eisenbahnfähre „Wittow“, die neben den einstigen Schienen nun auch wieder über ein Brückenhaus verfügt. Es fehlt nur noch die Installation der zeitgemäßen Schiffsführungselektronik. Die vielen Zeesboote, die in der Werft Rammin eingelagert sind, müssen in diesen Tagen unbedingt zurück ins nasse Element. Verzögerungen bis in die wärmere Zeit hinein würden zum Austrocknen der hölzernen Rümpfe führen und mit resultierender Undichtigkeit bestraft werden. Fast 150-jährige „alte Dame“ wird aufwendig verjüngt: Zwei von ihnen bleiben dennoch für aufwendigere Instandsetzungen in der Bootsbauhalle liegen. Die zur kleinen Klasse zählende „Annegret“ (FZ-45) die Nils Rammins Tochter Marie gehört, wird teilweise neu aufgeplankt. Die zur großen Klasse gehörende „Old Lady“ (FZ-1), mit dem Baujahr 1876 das älteste erhaltene Zeesboot überhaupt, leistet ihr dabei Gesellschaft. Auf Wunsch des Eigners, der sie 2016 erworben hat, wird die „Old Lady“ von Grund auf saniert. Lesen Sie auch Ostern auf dem Darß: "Erstaunlich viele Zweitwohnungsbesitzer hier" Amt Darß/Fischland: Zwei Corona-Testzentren eingerichtet Barth: Die traurige Geschichte der Badestelle im Trebin Das Vorhaben beinhaltet neben neuen Steven, Spanten, Planken und Deck auch einen neuen Schwertkasten sowie eine der traditionellen Bauweise gerechter werdende Vorderkajüte. Bisher verdarb ein lang gestreckter Aufbau den historischen Charakter des bald 150 Jahre alten Oldtimers. Durch die umfangreiche Erneuerung und Gewichtsverminderung ist zu hoffen, dass die alte Dame bei zukünftigen Zeesbootregatten nicht mehr unter den Schlusslichtern segelt. Ausrichtung von Zeesbootregatten noch ungewiss: Bezüglich der Frage, ob denn in diesem Jahr überhaupt Zeesbootregatten ausgerichtet werden, zeigt sich Nils Rammin, der auch Obmann der Klassenvereinigung ist, sehr reserviert. „Im Moment braucht man nichts zu planen. Sollte die Situation es dann zulassen, ließe sich so eine Veranstaltung dank der langjährigen Routine innerhalb kurzer Zeit auf die Beine stellen.“ In normalen Zeiten ist der Werftinhaber Ausrichter der Barther Zeesbootregatta sowie als Chef des Traditionshafens Bodstedt e.V. auch für die Organisation der dortigen Regatta zuständig. Bereits im vergangenen Jahr mussten die sechs beliebten Publikumsveranstaltungen, die als Regattaserie von Juni bis September zwischen dem Barther und dem Saaler Bodden stattfinden, zum Bedauern vieler Aktiver und Fans abgesagt werden. Auch in diesem Jahr dürfte niemand über eine praktikable Patentlösung zur Durchsetzung der Kontaktbeschränkungen verfügen. Von Volker Stephan