Wohnblöcke: Vom Traum zum Problem

Modernes Wohnen auf dem Lande: Zu DDR-Zeiten freute sich jeder, der in einen neuen Wohnblock einziehen konnte. Fließend warmes Wasser, Bad, eine ordentliche Heizung, für viele, die auf Wohnungssuche waren, ein Traum. Doch das, was einst so beliebt war, wird heute vielen Dörfern der Region zur Last. Wie gehen die Gemeinden damit um? In Semlow hat man vor einigen Jahren drei der Wohnblöcke verkauft. Derzeit gehören der Gemeinde aber noch acht Häuser, von denen drei leer stehen — eines in der Parkstraße, in der Schulstraße sowie die alte Bäckerei. „Von den insgesamt 87 Wohnungen stehen 37 leer“, berichtet Bürgermeisterin Andrea Eichler (Wählergruppe Gemeinde Semlow). Einen Abriss der leer stehenden Häuser könne sich die Gemeinde nicht leisten, zumal die alte Bäckerei unter Denkmalschutz stehe. Im vergangenen Jahr habe es Gespräche mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) gegeben. Gemeinsam mit dem Träger wollte die Gemeinde in zwei leer stehenden Blöcken die Wohnungen altersgerecht umbauen. „Leider sind die Gespräche mit dem DRK gescheitert. Für kleine Gemeinden ist es schwierig. Die Träger gehen eher in Städte, wie Ribnitz“, erklärt die Bürgermeisterin. Um die Situation gerade für ältere Bewohner zu verbessern, plant die Gemeinde aber in sechs Häusern den Eingangsbereich umzugestalten. „Die Stufen sind sehr hoch, deshalb setzen wir eine Stufe dazwischen und bringen einen Handlauf an“, berichtet Eichler. Mit Leerstand hat es auch die Gemeinde Saal zu tun. Von den 110 gemeindeeigenen Mietwohnungen stehen derzeit zehn leer, erläutert Bürgermeister Wolfgang Pierson (CDU). Laut Homepage der Gebäudewirtschaft Ribnitz-Damgarten sind es sogar 17 Wohnungen in den Blöcken in der Hessenburger Straße, die leer stehen und für die unter dem Slogan „Wohnen in reizvoller Landschaft, den Saaler Bodden vor der Haustür“ neue Mieter gesucht werden. Die Gebäudwirtschaft fungiert für die Gemeinde als Verwalter der Wohnungen. Noch sei dieser Leerstand kein großes Problem, sagt der Saaler Bürgermeister. Man fahre kein Minus ein und könne die Kredite bedienen. „Unterm Strich liegen wir bei Plus-Minus-Null“. Wird eine Wohnung frei, so werde sie auf Vordermann gebracht, so würde unter anderem neuer Fußboden reinkommen und auch der Sanitärbereich erneuert. Während es keine oder kaum Probleme bereite, kleine Wohnungen an den Mann zu bringen, sei das bei Vier-Raum- Wohnungen ganz anders. „Das war früher mal genau umgekehrt“, so Pierson abschließend. Auch in Schlemmin gibt es einen Block, der der Gemeinde gehört. Von den 21 Wohnungen stehen derzeit drei leer. Die Wohnungen in der unteren Etage — insgesamt sieben — sollen barrierefrei ausgebaut werden. „Wir wollen älteren Menschen die Möglichkeit geben, in Schlemmin zu bleiben“, berichtet Bürgermeisterin Christel Kranz (Wählergruppe Pro und Kontra). Ein Bad sei bereits umgebaut, die Dusche ebenerdig. Nun folge das zweite. Zudem müssten unter anderem die Türen in den Wohnungen vergrößert werden, damit ein Rollstuhl durchpasst. Geplant sei auch, die Eingangsbereiche barrierefrei zu gestalten. „Bislang muss man immer sieben Stufen bewältigen, egal in welcher Etage man lebt. Das soll sich ändern“, erklärt die Bürgermeisterin: „Das werden wir alles Stück wir Stück realisieren.“ Selbst wenn es bei der Vermietung irgendwann einmal Schwierigkeiten gebe — ein Verkauf des Blockes, sei für die Bürgermeisterin keine Alternative. „Das ist aus meiner Sicht das Schlimmste. Denn dann kann man nicht mehr beeinflussen, wer dort hinzieht“, erklärt Christel Kranz. Leerstand auf dem Land Leerstand von Wohnungen auf dem Land. Das ist nicht nur im Umland von Ribnitz-Damgarten ein Problem. Auch rund um Stralsund bestehen teils große Probleme mit Leerstand von Wohnungen. Dies gilt beispielsweise für die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) Richtenberg. 14 Prozent der 1300 Wohnungen sind nicht vermietet, dies betrifft unter anderem Wohnungen in ländlichen Städten wie Tribsees und Franzburg. Anika Hoepken und Edwin Sternkiker

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