Abgezockt? Berlinerin beklagt „teure Aussicht“ vom Königsstuhl

Urlauberin Ulrike Kriewitz fühlt sich von den Betreibern des Nationalpark-Zentrums „Königsstuhl“ abgezockt. An einem regnerischen Urlaubstag unternahm die 64-jährige Berlinerin mit Ehemann Wolfgang Kriewitz (72) einen Ausflug zum Jasmunder Naturdenkmal Königsstuhl. Sie wollten nur die Kreidefelsen sehen. Für Parkplatz, Busfahrt und Eintrittsgeld bezahlten sie insgesamt 25,90 Euro. „Zu viel für eine Aussichtsplattform", sagt Ulrike Kriewitz. „Hätte ich vorher gewusst, dass die dort einen Bau hingesetzt haben, um die Besucher der Kreidefelsen abzukassieren, hätte ich sie boykottiert. So mussten wir für etwas bezahlen, dass uns nicht interessiert hat." Die Beschwerde über das Preissystem ist kein Einzelfall. Laut Nationalpark-Zentrum gingen 2012 zu diesem Thema 25 Proteste ein. Angeblich hätten sich die Besucher vor der Einführung des neuen Preissystems aber fast täglich beschwert. „Früher fehlte die Preistransparenz. Man musste alles einzeln bezahlen“, sagt Ulf Steiner, Geschäftsführer vom Nationalpark-Zentrum. „Mit dem neuen System haben wir uns bereits an alten Beschwerden orientiert und die Situation vereinfacht.“ War es früher die fehlende Transparenz, so kritisieren die meisten Touristen heute den hohen Gesamtkostenmix, der sich aus Parkplatz, Bus und Eintrittsgeld ergibt. „Wir analysieren alle Beschwerden und gucken, ob was Neues dabei ist. Entdecken wir etwas, versuchen wir es abzustellen“, sagt Steiner. Viele Rügenurlauber beschweren sich aber nicht direkt beim Nationalpark-Zentrum, sondern adressieren ihren Unmut an den Tourismusverband. Als Vermittler fängt Ulrike Andreesen dort die Beschwerden ab und versucht, verprellte Urlaubsgäste zu trösten. „Dieses Jahr sind es noch sehr wenige. Sonst sind es 30 pro Saison, bis heute sind es erst fünf“, sagt sie. „Wenn ein Urlauber wirklich nur die Aussicht genießen will, empfehle ich ihm die Viktoriasicht. So mache ich es persönlich auch.“ Neben dem Königsstuhl und dem Stau an der Kreuzung in Samtens zählt der Aspekt, dass man an der Schaabe nicht auf Toilette gehen kann, zu den Hauptaufregern. „Als Vermittler sind uns in den meisten Fällen die Hände gebunden. Aber wir leiten alles weiter. Und die meisten Gäste sind bereits glücklich, wenn sie eine Antwort bekommen.“ Damit gibt sich Ulrike Kriewitz aber nicht zu frieden. „Ich zahle gerne für den Naturschutz. Man braucht aber keine 30 Mitarbeiter, um ein Naturdenkmal instand zu halten. Außerdem ist für mich weiterhin unklar, warum ein 15-Jähriger, der noch kein eigenes Einkommen hat, den Eintrittspreis eines Erwachsenen zahlen muss. Das ist für mich Abzocke.“ Dem entgegnet Geschäftsführer Ulf Steiner jedoch: „Wir passen die Altersgrenzen der Bahn und dem RPNV an. Sonst wären rabattierte Angebote wie das Königsstuhlticket nicht möglich.“ Kay Steinke

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