Amphibienfahrzeug für Binzer Wehr

Wenn durch Sand, Matsch, Wasser und Eis nichts mehr geht, kommt er zum Einsatz: der Argo 8x8. Dies ist ein Multifunktionsfahrzeug, das die Binzer Feuerwehr auch gern zu ihrem Fuhrpark zählen möchte. Aber nicht, weil das allradangetriebene Gefährt, das auch schwimmfähig ist, Männerherzen höher schlagen lässt. Wenn das Gelände kaum passierbar ist, wird es für die Feuerwehrleute oft schwierig. Doch für das Amphibienfahrzeug gibt es so gut wie keine Hindernisse für die Personenrettung in unwegsamem Gelände oder auf dem flachen Wasser. „Gerade bei der letzten Sturmflut Anfang des Jahres haben wir wieder gesehen, dass wir am Strand nicht überall hinkommen mit unseren Fahrzeugen“, weiß der erfahrener Wehrführer Daniel Hartlieb. Und der Strand reicht von Binz bis Prora, die Kurverwaltung bewirtschaftet 14 Kilometer. „Mit dem neuen Fahrzeug kommen wir jeden Strandaufgang hinunter, was mit einem Löschfahrzeug schwierig ist“, so Hartlieb. Und auch, wenn die Brandschützer zu Einsätzen in den Wald oder aufs Feld gerufen werden, müssen die Feuerwehrautos auch mal stehen gelassen werden. „Dann geht es zu Fuß weiter“, so Hartlieb, der sich noch an einen ungewöhnlichen Einsatz erinnert. Im Waldgebiet Granitz war ein Baum auf die Schienen der Kleinbahn gefallen – aber die Unfallstelle mit dem Feuerwehrfahrzeug unerreichbar. „So sind wir mit der Bimmelbahn zum Jagdschloss losgefahren mit Säge und Werkzeug und unterwegs ausgestiegen“, erzählt der Binzer Wehrführer. So lustig es im Nachhinein auch klingt: Wenn es brennt oder die Feuerwehr wegen anderer Notfälle zur Hilfe eilen muss, zählt jede Minute. Den Stein ins Rollen brachte Bürgermeister Karsten Schneider. Der war durch seinen Amtskollegen in Kühlungsborn auf das flexibel einsetzbare Fahrzeug gestoßen. In dem mecklenburgischen Ostseebad hatte der Systemlieferant Dönges im letzten Jahren den ersten Argo 8x8 in Deutschland ausgeliefert. „Ich dachte, das wäre auch ein gutes Fahrzeug für unsere Wehr und habe das Thema auf deren Jahreshauptversammlung angesprochen und vorgeschlagen, dass wir uns das Fahrzeug in Kühlungsborn anschauen und uns die Erfahrungen damit berichten lassen“, so Schneider. Binz pflegt seit zwei Jahren mit den Ostseebädern Kühlungsborn, Heringsdorf und Zingst eine Partnerschaft. Im nächsten Schritt soll es dann darum gehen, wie das Multifunktionsfahrzeug für die Feuerwehr finanziert werden könnte. Das kostet rund 35000 Euro. „Wir müssen schauen, ob wir es in unserer Haushaltsplanung mit aufnehmen oder den Feuerwehrförderverein mit ins Boot holen können“, erklärt Bürgermeister Karsten Schneider. Fördermöglichkeiten gäbe es nicht, da das Amphibienfahrzeug über die „normale“ Ausstattung einer Wehr hinausgehe. „Das wäre das I-Tüpfelchen“, so Schneider. Bei der Anschaffung des neuen Hilfeleistungsfahrzeuges für 350000 Euro vor zwei Jahren hatten Land und Landkreis die Anschaffung mitfinanziert. Seinerzeit waren für den verbleibenden Gemeindeanteil von rund 100000 Euro rund 80000 Euro an Spenden zusammengekommen. In Kühlungsborn habe sich der Landkreis Rostock an der Beschaffung des Gefährts beteiligt, um im Bedarfsfall auf das Multifunktionsfahrzeug zugreifen zu können, informierte Dönges. Um das Amphibienfahrzeug auf öffentlichen Straßen fahren zu dürfen, reicht ein Pkw-Führerschein aus. „Auf dem Wasser braucht man einen Bootsführerschein“, weiß Wehrführer Daniel Hartlieb. Besonderheiten beim Bedienen: Der Argo dreht, ähnlich wie ein Panzer, über der Mittelachse, indem eine Seite blockiert und die andere angetrieben wird. Gelenkt und beschleunigt wird das Fahrzeug wie ein Motorrad. Gerit Herold

Binz - Amphibienfahrzeug für Binzer Wehr