Bayern-Fan mustert im Hafenamt an

— Kommandowechsel im Hafenamt der Stadt Sassnitz: Gerhard Quaas hängt die Chefmütze an den Haken. Ein Neuer nimmt Platz auf seinem Stuhl. Ronald Damp ist neuer Hafenkapitän der Stadt Sassnitz und zeichnet ab sofort für dieses Amt sowohl im Stadt- als auch im Fährhafen verantwortlich. Ronald Damp sieht rot. Nicht etwa, weil er Manschetten vor der neuen Aufgabe hat. Die Farbe dominiert seine Leidenschaft. „Ich bin Fußball-Fan“, sagt der 51-Jährige. Als Ur-Sassnitzer schlage sein Herz natürlich für Empor und auch für Hansa. „Ich bin vor allem aber ein Bayern-Fan“, gibt der Insulaner zu, der jetzt als Kapitän auf der Kommandobrücke im Sassnitzer Hafenamt steht, das seinen Sitz im Fährhafen Mukran hat. Sein Vorgänger „lotst“ ihn durch dicke Aktenordner. „Verkehrsrowdys gibt es nicht nur an Land und auf der Straße, sondern auch auf See“, sagt Gerhard Quaas. An Land gelte die Straßenverkehrsordnung, und wer für den Einkauf sein Auto abstellt, müsse sich an die Parkordnung halten. Der Unterschied zur Schifffahrt: „Die Pötte sind x-mal größer und länger als ein Auto“, vergleicht Quaas. Deshalb sei das Einhalten der Vorschriften im Schiffsverkehr und beim Anlaufen eines Hafens wichtig. Dafür habe der Hafenkapitän den Hut auf, beschreibt er die Aufgabe, die er seit Februar 2009 und bis zum 31. Mai dieses Jahres sowohl im Sassnitzer Stadthafen als auch im Fährhafen Mukran erfüllt hat. „Der Hafenkapitän hat die Sicherheit und Leichtigkeit der Schiffe im Hafen zu garantieren.“ Kein Pappenstiel, weiß Gerhard Quaas, der mit 65 Jahren jetzt „planmäßig“, wie er selbst es formuliert, in den Ruhestand getreten ist. „Allein im vergangenen Jahr hatten wir in beiden Häfen mehr als 7000 Schiffsbewegungen, also Ein- und Ausläufe“, kann er den Arbeitsumfang des Hafenkapitäns mit Zahlen untermauern. „Ich habe Respekt, aber keine Bange vor der neuen Aufgabe“, betont Ronald Damp. „Schließlich kenne ich mich in der Seefahrt aus und in beiden Sassnitzer Häfen jeden Stein.“ Der neue Hafenkapitän ist waschechter Sassnitzer. „Ich bin sogar in der Stadt geboren worden“, erinnert Ronald Damp, der beim VEB Fischfang Sassnitz Schiffsbetriebsschlosser lernte. Daran habe sein Opa seine Aktien. „Der hat mir immer gesagt: Lern erst einmal einen richtigen Beruf. Nautiker kannst du später immer noch werden.“ Den Rat hat der Enkel befolgt, ist nach der Lehre auf einem 26-Meter-Kutter im Fischkombinat gefahren, auf einen Kutter der FPG Sassnitz umgestiegen. In der Zeit hat Ronald Damp den Matrosen der Hochseefischerei als Zweitberuf nachgemacht. Den brauchte er, um sein Ziel zu erreichen — das Kapitänspatent. Das hat er 1998 an der Seefahrtschule in Warnemünde abgelegt. „Seit 2011 habe ich in der Offshore-Branche gearbeitet. Ich war auf einem Zubringer-Schiff“, so Damp. Jetzt hat der Sassnitzer, der als sachkundiger Einwohner in der Vergangenheit schon in der Kommunalpolitik mitgemischt hat, ein neues Kapitel in seinem Berufsleben aufgeschlagen. „Als ich von der Ausschreibung des Hafenkapitänpostens durch die Stadt Wind bekommen haben, tagte der Familienrat“, schildert der verheiratete Sassnitzer. Das Ergebnis gipfelte in seiner Bewerbung. Als er sich im Hauptausschuss der Stadtvertretung vorgestellt habe, sei er unheimlich aufgeregt gewesen, erinnert er. „So nervös war ich das letzte Mal davor beim Endspiel der Fußballweltmeisterschaft“, freut sich Ronald Damp, dass die Entscheidung unter mehreren Bewerbern — aus der genauen Anzahl macht die Stadtverwaltung ein Geheimnis — zu seinen Gunsten gefallen ist. Statt ständig drei lange Wochen auf hoher See mit dem Schiff und Teilen für Offshore-Anlagen unterwegs zu sein, nimmt Ronald Damp jetzt täglich Kurs auf das Hafenamt im Fährhafen Mukran. „Der neue Job ist weitaus familienfreundlicher. Er lässt mir Zeit für mein neues und schönstes Hobby, meine eineinhalb Jahre alte Enkelin“, freut sich der stolze Opa, der auf der neuen Arbeit zurzeit Gesellschaft hat. „Gerhard Quaas hat sich bereit erklärt, den Juni noch mitzumachen. Er arbeitet mich ein“, zollt der neue dem alten Hafenkapitän Respekt. Meldepflicht beim Hafenanlauf 7717 Schiffsbewegungen (Ein- und Ausläufe) hat es 2014 im Stadt- und Fährhafen gegeben. Aufgabe des Hafenkapitäns ist es, in den Häfen die Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten. 22 Meter lange und längere Schiffe müssen sich laut Vorschrift beim Anlaufen sowohl des Stadthafens in Sassnitz, als auch des Fährhafens in Mukran beim Hafenamt anmelden. Dafür besteht eine Pflicht. Udo Burwitz

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