Bergen: Biographie eng mit der Geschichte von Klinik und Insel Rügen verbunden

„Du und das Krankenhaus werdet immer eng miteinander verbunden bleiben. Denn viele Spuren Deiner Arbeit werden auch über die kommenden Jahrzehnte hinweg sichtbar bleiben“, gab Sana-Geschäftsführerin Silke Ritschel dem künftigen Ruheständler mit auf den Weg. Tatsächlich waren die Um- und Neubauten ab 1987 untrennbar mit dem Namen Rainer Weinerowski verbunden. Der hat seit jener Zeit sämtliche baulichen und technischen Neuerungen als Bauleiter begleitet und ist somit teil der 160-jährigen Geschichte des Krankenhauses und irgendwie auch der Insel. Dafür steht vor allem der komplette Krankenhausneubau in den Jahren 1992 bis 2000, der den Standort des heutigen Sana-Krankenhauses Rügen ausmacht. „Mit Rainer Weinerowski geht ein echtes Urgestein und Multitalent von Bord, das ‚sein‘ Krankenhaus vom Fundament bis unters Dach kennt wie kein Zweiter. Er hat die Medizin-, Haus- und Betriebstechnik des Krankenhauses von der Pieke auf gelernt und prägte diese Bereiche 42 Jahre lang. Vom einzelnen Kabel, über Klimaanlage, Notstromaggregat, Blockheizkraftwerk bis hin zu Tischen, Stühlen, Fliesen, Wandfarbe und nicht zuletzt zu jedem einzelnen Mitarbeiter – Rainer Weinerowski kennt alles und alle“, würdigte Silke Ritschel die besonderen Verdienste des langjährigen Mitarbeiters. „In den vielen Jahren seines Wirkens steht und stand stets das Wohl des Krankenhauses, seiner Patienten und Mitarbeiter, im Vordergrund. Mit viel Kreativität, Eigeninitiative und zielstrebigem Vorgehen verhalf er dem Krankenhaus zu seinem heutigen baulichen und technischen Glanz.“ Lesen Sie auch: Rügen: Sana-Krankenhaus und weitere Schulen von Corona betroffen Sana-Krankenhaus Rügen verschärft Besuchsregeln Sana-Krankenhaus Rügen erhält Gütesiegel Schornstein wurde gesprengt: Rainer Weinerowskis persönliche Verbindung zu der Einrichtung begann mit seinem ersten Atemzug. Er wurde 1957 im Bergener Krankenhaus geboren, das später für mehr als vier Jahrzehnte seine Arbeitsstätte sein sollte. Nach einer Lehre im AKW Lubmin machte Weinerowski seinen Meister in Elektrotechnik und schloss später ein Fernstudium der Steuer- und Regelungstechnik an. 1978 begann er als Techniker im Bergener Krankenhaus und wurde in der Wendezeit technischer Leiter des Bergener Krankenhauses. „Als das Ende der DDR kam, war das Bettenhaus II gerade im Rohbau fertig und mit der Wende kam ein Haufen neuer Vorschriften“, erinnert er sich. Seit September 1991 gehört das Krankenhaus zur Sana-Kliniken AG und war damit der erste Sana-Standort in den neuen Bundesländern. „Früher haben wir alles selber gemacht – hatten eigene Maler, Klempner, Heizungsmonteure, Tischler und Elektriker – und sogar Aufzüge selber repariert. Solche Arbeiten müssen heute fremd vergeben werden.“ Auch mussten die alten Aluminiumleitungen gegen solche aus Kupfer ausgetauscht werden. Vier neue Bettenhäuser, eine Energiezentrale mit Blockheizkraftwerk und Kraft-Wärme-Kopplung sowie ein Funktionsbau mit Verbindungsgang wurden in den Neunzigerjahren gebaut. Hinzu kamen auch eine Dialysestation und die vor der Pandemie öffentlich zugängliche Kantine „Swantevit“; 2002 schließlich das Parkhaus. Alle zum Krankenhaus gehörenden Gebäude umfassen einen umbauten Raum von 243 470 Kubikmeter. „Für das Bettenhaus IV wurde das alte Heizhaus abgerissen und der 50 Meter hohe Schornstein gesprengt“, erzählt Weinerowski. „Als ein neues Dach erstellt wurde, fanden wir eine Flasche mit der Urkunde des Richtfests.“ Zahl von Betten und Verweildauer sanken: Die Wurzeln des Krankenhauses reichen 160 Jahre zurück und der in der Calandstraße war ein erheblicher Fortschritt in der stationären Betreuung und Behandlung von Kranken auf der Insel Rügen. Das Krankenhaus bestand anfänglich nur aus dem dreistöckigen Backsteinbau, aber von den 600 Betten im Jahr 1910 blieben heute nur noch gut 200. Damals habe es allerdings auch Säle mit acht Krankenbetten sowie eine Altenpflegestation auf dem Rugard gegeben. Zudem sank auch die Verweildauer auf heute nur noch durchschnittlich etwa fünf Tage. Das sei der Entwicklung der Medizin – vor allem endoskopischer Operationsmethoden – geschuldet. Der Lieblingsort von Rainer Weinerowski bleibt aber die 70 Meter lange Halle im Hauptgebäude mit den über mehrere Etagen reichenden Pflanzen, die unterirdisch bewässert werden. „Anfangs gab es Probleme, weil der Vegetation Ruhezeiten fehlten, die gewöhnlich durch winterliche Kälte entsteht. Das haben wir nach fachlicher Beratung gelöst, indem wir heute im Winter weniger wässern.“ Zum Jahresende übergibt Weinerowski den Staffelstab an seinen Nachfolger Heiko Barg, der bereits seit September dieses Jahres stets an seiner Seite ist, um so viel Wissen und Informationen über das Krankenhaus wie möglich übernehmen zu können. Eigentlich war geplant, berufliche Weggefährten zu einem feierlichen Abendessen einzuladen. Das ging wegen Corona nicht, so dass sich die Kollegen einzeln verabschieden mussten. „Neben Erinnerungen in Wort und Bild gab es einen riesigen Dominostein mit einer Schneeflocke oben drauf.“ Seinen Ruhestand möchte Rainer Weinerowski mit Golf, Windsurfen und Reisen mit seinen zwei Enkelsöhnen verbringen. „Im Winter fahren wir mit dem Wohnwagen ans Mittelmeer und im Sommer nach Skandinavien.“ Mehr zum Autor Von Uwe Driest