Bewohner fordern: Schandfleck muss weg

Es ist ein unhaltbarer Zustand, da sind sich die Bewohner von Knieper West einig: Seit über 20 Jahren steht das Gebäude der ehemaligen Kaufhalle „Für Dich“ in der Thomas Kantzow-/Ecke Lion-Feuchtwanger-Straße leer. Der Ort entwickelte sich zu einem Schandfleck. Und bis heute passiert nichts. „Ich gehe dort jeden Tag vorbei. Das ist unmöglich. Kinder spielen auf dem Grundstück immer wieder und begeben sich in Gefahr. Keiner versteht, warum da nichts geändert wird“, schimpft Anwohnerin Gudrun Buczynsky (45), Mutter von drei Kindern und Oma eines Enkels. Auch die Hansestädterin Christa Küster ärgert sich schon länger über den Anblick und hofft, dass die Stadt endlich eingreift. Steffi Henning (46), die vor zwei Jahren mit ihrer Familie von Sachsen nach Stralsund zog, findet, dass das gesamte Wohnumfeld in dem Stadtteil sehr vernachlässigt wird. Ihr Sohn ging bislang in die Marie-Curie-Schule, die sich gleich gegenüber der Ruine befindet. „Mit der Schule waren wir sehr zufrieden. Aber ansonsten ist es hier eine unangenehme Ecke, grau und trist“, schildert sie ihre Eindrücke. „Ich bin für einen sofortigen Abriss. Die Fläche könnte man für einen schönen Spielplatz nutzen. Aber das kostet eben auch und wahrscheinlich findet sich keiner, der das bezahlen will“, sagt Anwohner Mario Buszynski. Das Areal befindet sich laut Stadtverwaltung seit 2001 im privaten Besitz. Seit 2009 gehört es dem gegenwärtigen Eigentümer. „Mit ihm befindet sich die Bauaufsicht in Kontakt“, sagt Peter Koslik, Pressesprecher im Rathaus. Es habe bereits vor einiger Zeit einen positiven Vorbescheid für den Neubau einer Wohnanlage mit 43 barrierefreien, seniorengerechten Wohnungen gegeben. Doch der ist im Juli 2012 abgelaufen. Seitdem seien keine weitere Ideen zur Nutzungsänderung, Sanierung oder zum Neubau verfolgt worden. Immer wieder würden sich bei der Bauaufsicht Bürger wegen der Verwahrlosung des Gebäudes und des Grundstückes beschweren, bestätigt Koslik. „Sicherheitsmängel werden aber stets anstandslos beseitigt“, versichert der Stadtsprecher, der eingesteht, dass es sich „bereits seit Jahren um einen Schandfleck handelt“. Laut Koslik sei das Grundstück zwar verwildert, „aber gesichert“, deshalb könnten „bauaufsichtliche Zwangsmittel als Druckmittel zur Änderung des baulichen Zustandes nach geltemden Recht nicht hinzugezogen werden“. Anwohner haben zur Sicherheitsfrage eine andere Auffassung. „Da sind doch immer wieder Jugendliche eingestiegen“, sagt Ursula Oboda (62). Aus ihrer Sicht birgt die alte Kaufhalle ein großes Gefahrenpotenzial. Sie staune, dass das Gebäude überhaupt noch steht. Viele ältere Bewohner in Knieper West können sich noch gut daran erinnern, wie sie früher in dem Supermarkt eingekauft haben. Die feierliche Eröffnung der damals modernsten Verkaufseinrichtung der Handelsorganisation (HO) fand am 8. März 1978 statt. Mit einem Warenangebot von einer Million Mark sollte „zum wachsenden Lebensniveau der Stralsunder Einwohner beigetragen werden“, hieß es damals in der Tagespresse. Eine weitere Kaufhalle, die bei den Stralsundern ebenfalls beliebt war, ist seit dem Frühjahr 2012 geschlossen. Beim ehemaligen Glaskasten in Knieper Nord stellt sich der äußere Zustand allerdings etwas anders da. Schilder weisen darauf hin, dass es sich um ein Privatgrundstück handelt und das Parken verboten ist. Von 1991 bis 2012 befand sich in dem Gebäude ein Markant-Markt der Fritz-Feldmann GmbH & Co. KG, die zur Bartels-Langness-Gruppe gehört. Unternehmenssprecherin Bärbel Hammer sagte gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG, dass das Unternehmen die Immobilie kurz nach Schließung verkauft habe. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, wurde der Flachbau vor einigen Tagen eingezäunt, weil der Eigentümer die ehemalige Kaufhalle rückbauen lässt. Damit soll dem Vandalismus vorgebeugt worden. Pläne für eine künftige Bebauung sind der Stadt nicht bekannt. Zwei Hallen ein Schicksal Die Kaufhalle „Für Dich“ in Knieper West III wurde am 8. März 1978 eröffnet. Nach der Wende kam das Aus. Bereits 2003 berichtete die OZ von Vandalismus und Verfall. 2005 war die Rede davon, dass die Halle abgerissen werden sollte. 2006 gab es die Idee, dort eine Kegelbahn unterzubringen. Die Kaufhalle Knieper in Knieper Nord wurde 1965 eröffnet. 1991 übernahm sie Markant. Als im Frühjahr 2012 ein Neubau an der Kleinen Parower Straße eröffnete, wurde der alte Standort geschlossen. Marlies Walther und Jens-Peter Woldt

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