CD kommt: Lieder blicken Rügen ins Herz

Bergen/Berlin — Mit ihrem Song „Hallo Rügen“ haben die TONabnehmer Marie-Luise Gunst und Jens Hasselmann aus Berlin schon viele Inselfreunde, -liebhaber und -experten auf der Bühne und im Internet begeistert. Jetzt sind sie in einem Berliner Tonstudio, um ihre CD „Hallo Rügen“ aufzunehmen. Mitte Juli soll der Tonträger erscheinen und auf Rügen in Livekonzerten auch vorgestellt werden. Die beiden Musiker haben Insellieder mit Wortwitz und Herz geschrieben, eine musikalische Liebeserklärung an Deutschlands größte Insel. Die CD wird im Blackbird Studio in Berlin aufgenommen, mit dabei befreundete Musiker — unter ihnen Nicolai Ziel (Drums), Helge Marx (Bass), Jörg „Mischka“ Mischke (Klavier/Orgel) sowie Mario Ferraro (Steel- Guitar) und Simon Fagan (Trompete). Zum Einsatz kommen auch ein Steinway-Flügel und eine Hammond-Orgel. Neben dem Titelsong „Hallo Rügen“ werden auf der CD weitere Stücke mit lokalem Bezug sein, ein musikalisches Porträt der „BINZessin“, die ruhige Beschreibung von Rügens kleiner Schwesterinsel mit dem Titel „HIDDENSEEn“, auch ein Surfer-Song mit Sommerfeeling oder ein gesungener Exkurs in die Inselgeschichte. „Es gibt da eine Sage, wie Gott die Insel Rügen erschaffen hat. Die haben wir umgeschrieben und vertont“, sagt Jens Hasselmann. „Auch den kleinen Bruder der neuen großen Rügenbrücke, den alten Rügendamm, stellen wir in einem Lied vor und natürlich ganz romantisch den Zauber der Alleen. Nicht zu vergessen — das Helene-Weigel- Haus in Putgarten.“ „Kaffee mit Helene“ heißt das Lied. Die Zuhörer werden auch erleben, wie es sich anfühlt, allein am Strand von Juliusruh zu sein. Und sie werden eintauchen in die Kreidezeit in einem Song über das Leben, das manchmal auch dem Meer gleicht. „Natürlich darf das Wittower Land nicht fehlen“, sagt Marie-Luise Gunst. Dieses Lied ist inzwischen ein kleiner Klassiker, vor ein paar Jahren entstanden für den Kultursommer am Kap Arkona, damals noch eingespielt mit einem Schifferklavier. In einem kleinen Studiotagebuch schildert Jens Hasselmann den Verlauf der Aufnahmen: Erster Studiotag: „Endlich ist es soweit: Heute beginnen die Aufnahmesessions für unsere CD ,Hallo Rügen‘. Das Blackbird Studio ist für unseren gewünschten Sound genau das Richtige. Wir wollen ja, dass die Songs sehr natürlich und ehrlich klingen. Das heißt, wir möchten als Band alles zusammen einspielen. Dafür braucht man mehrere Räume, die durch Scheiben getrennt, aber dennoch miteinander verbunden sind, denn sonst hätte man auf allen anderen Spuren das Schlagzeug auch voll mit drauf. Und das wäre später beim Mix nicht so günstig. Das Instrumentensortiment hier im Studio ist wirklich unglaublich. Neben einem richtigen Steinway-Flügel und diversen kultigen Gitarren stehen hier auch noch ein originales Fender-Rhodes und ein Möbelstück namens ,Hammond-Orgel‘ aus den 70ern herum. Wir werden natürlich alles auch für die CD einsetzen. Der Tag beginnt mit dem Soundcheck. Nicolai Ziel, unser Drummer, muss deshalb schon eine Stunde früher im Studio erscheinen, denn der Schlagzeug-Soundcheck dauert am längsten, weil die Drums ja auch die meisten Mikrofone benötigen. Dann sind Kontrabass, Flügel, Gitarre und Gesang mit dem Soundcheck dran.“ Zweiter Studiotag: „Wir beginnen um 11 Uhr mit dem Kontrollhören der Songs, die wir am ersten Tag aufgenommen haben. Unserem Bassisten Helge ist noch eine kleine ,Watze‘ (süßer Ausdruck für einen ungünstigen Ton) aufgefallen. Er geht zu seinem Kontrabass und nimmt den Teil noch einmal auf. Ich habe auch eine Kleinigkeit bei der Gitarre zu bemängeln und bin dann nach Helge zum Ausbessern dran. Alle sind auf ihren Positionen. Nicolai zählt den nächsten Titel ein.,Piratenzone‘, unser Song über die Kiter und Surfer zu beiden Seiten des Boddens. Es macht wirklich Spaß, die Musiker beim Spielen zu sehen und vor allem zu hören. Nicolai Ziel (Drums) spielte unter anderem mit Dota, der Kleingeldprinzessin, mit Axel Prahl und Andreas Dresen. Helge Marx (Bass) begleitete Nina Hagen, Cherno Jobatey und Sarah Connor. Jörg ,Mischka‘ Mischke (Klavier/Orgel) hat unter anderem mit Rio Reiser, Katharina Franck und Axel Prahl und beim ,Club der toten Dichter‘ gespielt. Nach einer ,fernöstlichen Pause‘ mit asiatisch Leckereien aus der Box ist ,Hallo Rügen‘ an der Reihe, der Song, mit dem alles begann und der uns auf die Idee gebracht hat, ein ganzes Album mit Rügenliedern zu machen. 22.05 Uhr: Den ganzen Tag unter Kopfhörern zu sein, ist nicht ohne. Wir haben alle das Gefühl, etwas taub zu sein. Aber wir haben heute viel geschafft. Und es gibt das fast schon obligatorische Abschlussbier mit unserem Ton- Mann Michael. Dritter Studiotag: „ 10 Uhr: Wir freuen uns auf ,Kaffee mit Helene‘ und später auf den Einsatz des Fender-Rhodes-Pianos mit diesem unverwechselbaren analogen ,Plongsound‘ aus den 70ern. Es folgt ,Kreidezeit‘. In dem Lied geht es um das Meer, das immer wieder ein Stück vom Land holt und es irgendwo anders wieder ablegt. Aber eigentlich geht es um unser Leben, das dem Meer zuweilen sehr ähnlich ist... Willkommen in der Kreidezeit. Das Wort, das du heut findest, Kann morgen schon verloren sein, Wenn du‘s nicht an dich bindest. Es stiehlt sich mit den Wellen fort Weit weg an einen andern Ort. Irgendwo da draußen ins Nichts. Wir drehen im Studio ein Video für diesen Song. Der Kameramann hat gleich bei den Aufnahmen mitgefilmt. Gegen 22 Uhr sind fast alle weg. Michael an den Reglern ist noch da. Jetzt nehmen Marie und ich noch den Schlusssong der CD auf. ,Alleen‘, ein leises Lied über die Magie der baumbesäumten Straßen auf der Insel und über das, was sie alles schon erlebt haben...“ Duo TONabnehmer Jens Hasselmann (49) ist Theatertischler/Dekorationsbauer. 1988 beendete er das Studium beim Komitee für Unterhaltungskunst der DDR in den Fächern Schauspiel, Gesang und Gitarre. Er arbeitete als Musiker und Schauspieler an diversen Theatern in Deutschland. 2002 gab er sein Regiedebüt. Marie Luise Gunst (31) ist Mitbegründerin des Generationentheaters „AlterEgal“. Von 1997 bis 2002 spielte sie am Jugendtheater in Nordhausen. Ihre Schauspielausbildung erhielt sie in Berlin und London. 2002 wurde Gunst mit dem „Friedrich-Christian-Lesser-Preis“ ausgezeichnet. • Studioreport: www.wirsindinsel.de Holger Vonberg

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