Corona-Hotspot in Sassnitz: Ausbruch bei Rügenfisch unter Kontrolle

Der Parkplatz der Beschäftigten der Sassnitzer Firma Rügenfisch ist gefüllt, hinter der Scheibe sieht man Mitarbeiter mit weißen Kitteln, Mund-Nase-Bedeckungen und Haarnetzen gehen. Ein Laster fährt zum Beladen an die Rampe, am Nebengebäude stehen Handwerker auf dem Dach. Alles so wie immer auf dem Gelände der Fischfabrik. Nur mit dem Unterschied, dass die Geschäftsführung 46 Mitarbeiter in Quarantäne geschickt hatte. Hier wurden mehr als ein Dutzend Mitarbeiter positiv auf das Corona-Virus getestet. In der Fabrik haben sich mindestens 17 Menschen mit dem Virus infiziert, wie der Landkreis Vorpommern-Rügen mitteilt. Rügenfisch entwickelt sich zu einem Corona-Hotspot. Die Mitarbeiter, die noch im Werk geblieben sind, wollen nicht darüber reden. „Ich sage dazu nichts, ich möchte hier nur meine Arbeit machen“, sagte am Dienstagvormittag ein junger Mann am Werktor. Er verwies bei Fragen über die Corona-Fälle an die Geschäftsleitung. Produktion wird fortgesetzt: Die äußerte sich nun zu den positiven Fällen im Sassnitzer Unternehmen. Die Produktion in dem traditionsreichen Werk geht weiter. „In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt wird die Produktion fortgesetzt, unser Präventionssystem sowie unser Umgang mit dem aktuellen Vorfall werden ausdrücklich positiv bewertet“, so Madleine Burr von Rügenfisch. „Generell sind die Mitarbeiter angewiesen, nur gesund zur Arbeit zu kommen und die AHA-Regeln zu befolgen. Am Eingang zum Werk messen wir bei allen Mitarbeitenden täglich Temperatur; außerdem stehen uns ausreichend Schnelltests zur Verfügung.“ Lesen Sie auch Corona-Ausbruch bei Rügen Fisch: das sagt die Firma Rügen: Fischwerk in Sassnitz wird zum Corona-Hotspot Rüganer helfen Rüganern: Inselbewohner rücken während Corona-Krise zusammen Dadurch, dass schnell gehandelt wurde, habe der Kreis wie auch das Unternehmen dafür gesorgt, dass die Zahl nicht weiter steigt und die positiv Getesteten sich selber isolieren. „Wir hatten lediglich einen positiven Fall. Es handelt sich um das Kind eines Vaters, der dort arbeitet, das in die Kindertagesstätte ,Lütt Matten’ geht“, sagt Kreissprecherin Dörte Lange. Das Kind wurde sofort, seit dem vergangenen Wochenende, aus der Kita genommen. Hervorragendes Hygienekonzept: Bürgermeister Frank Kracht (Linke), der aus der OZ über die Corona-Fälle in Sassnitz erfahren hatte, schaut beruhigt auf das Geschehen. Aus seiner Sicht verfügt Rügenfisch über ein hervorragendes Hygienekonzept. Weiterhin ist er froh, dass das Gesundheitsamt zügig gehandelt hatte. „Nach meinen Informationen wurde sehr schnell reagiert. Ich sehe dadurch wenig Gefahr, dass sich das Virus aus diesem Hotspot schnell in Sassnitz verbreiten wird“, sagt er. Das hoffen auch die Bürger, die dort einkaufen gehen. „Es hat eine gute Signalwirkung nach außen. Ich habe das Gefühl, hier wurde alles unternommen, um ein Verbreiten des Virus zu unterbinden. Sonst wären die Fabrik und auch die Verkaufsstelle dicht. So wird uns vermittelt, dass das Leben auch mit positiven Corona-Fällen geregelt weitergehen kann“, sagt Kundin Beate Millitz aus Bergen. Daten sofort weitergeleitet: Wie verliefen aus Sicht des Unternehmens die vergangenen Tage? Madleine Burr berichtet über den Beginn der Entwicklungen am vergangenen Donnerstag. Das Gesundheitsamt des Kreises habe über die durch Hausärzte festgestellte Covid-19-Infektion zweier Mitarbeitender informiert. „Parallel dazu erfolgte am selben Tag im Werk bei zwei Mitarbeitern ein Schnelltest, nachdem diese über Unwohlsein geklagt hatten. PCR-Tests bestätigten die positiven Ergebnisse“, so die Sprecherin. Das Unternehmen schickte die Daten der positiv getesteten Mitarbeiter sofort an das Gesundheitsamt, ein Vorgang, der sicherlich viel Zeit gespart hat und die Kontaktnachverfolgung erleichtert hat. Am Freitag wären die PCR-Testungen vor Ort in Sassnitz ausgeweitet worden, um zu ermitteln, ob es weitere asymptomatische Infektionen gibt, erklärt Madleine Burr. Arbeitssicherheit und Qualitätssicherung hätten bei Rügenfisch höchste Priorität. Werksleiter Uwe Peper informiert über die Testergebnisse: „Unsere Reihentestung, welche in Verbindung mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Vorpommern-Rügen stattfand, hat ergeben, dass 13 Mitarbeitende Covid-19-positiv sind, die zum Zeitpunkt der Testung symptomfrei waren“, so Peper. Hier weichen die Zahlen von denen des Kreises (17 positiv Getestete) ab. „Zwei weitere Fälle befinden sich noch in der Abklärung.“ Ebenso wie 27 negativ getestete Kollegen aus ihrem direkten Arbeitsumfeld befinden sie sich jetzt in häuslicher Quarantäne. Das Unternehmen möchte nun zu allen 46 Mitarbeitenden Kontakt aufnehmen, um zu erfragen, welche Unterstützung – beispielsweise bei der Versorgung mit Lebensmitteln – sie benötigen. „Parallel prüfen wir zusammen mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Vorpommern-Rügen die möglichen Ursachen“, so Madleine Burr. Von Anne Ziebarth, Mathias Otto