Corona: Impfstart für Mediziner in Hausarztpraxen auf Rügen

Impfstart in vielen Hausarztpraxen auf der Insel Rügen: Am Mittwoch erfolgt der Startschuss für die Mediziner zwischen Altefähr und Putgarten. Die Freude ist groß bei den Medizinern, aber auch bei den Patienten. Sie können dann in eigener Regie auch Menschen impfen, die mindestens 60 Jahre alt sind und keiner bevorzugten Prioritätengruppen angehören. Dafür sollen die Ärzte vom Land 31 000 Dosen des AstraZeneca-Wirkstoffs erhalten und vom Bund weitere 20 000 Biontech-Dosen. Viele Ärzte sind sich aber einig: Diese Methode hätte schon viel früher zum Einsatz kommen müssen. Die Arztpraxen bekommen rund 20 Impfdosen pro Woche. Je nach Bedarf sogar bis zu 50 Einheiten. Für die Covid-19-Schutzimpfungen wird in den ersten Wochen nach Impfbeginn ausschließlich der Impfstoff von Biontech/Pfizer zur Verfügung stehen. Danach werden weitere Impfstoffe hinzukommen. Viele Patienten haben abgewartet: Letzte Vorbereitungen in der Bergener Praxis von Raphaela Haberkorn am Dienstag. Während die Diplom-Medizinerin auf den bestellten Impfstoff wartete, ging eine Arzthelferin die Telefonliste durch und bestellte die ersten Patienten in die Stralsunder Straße. „Wir haben die höchste Anzahl genommen – also 50. In einer Gemeinschaftspraxis mit zwei praktizierenden Ärzten ist es gut umsetzbar, wenn sich jeder um 20 bis 25 Impfdosen pro Woche kümmert“, sagt sie. Lesen Sie auch Verschärfte Corona-Regeln auf Rügen: Nur noch mit Schnelltest zum Shoppen Ostern im Lockdown auf Rügen: „Wie ein Horrorfilm, der nicht endet“ Rügen: Hier gab es laut Polizei die meisten Verstöße von Oster-Reisenden Sie kann ihren Patienten nun endlich die frohe Botschaft übermitteln. Denn viele Menschen, die bereits hätten geimpft sein können, haben abgewartet. Mindestens schon vier bis sechs Wochen lang, sagt Raphaela Haberkorn. „Sie wollen nicht, dass die Impfung ein Fremder durchführt. Sie wollen zwar, dass sie geimpft werden, dann aber nur von ihrem Hausarzt.“ Zusätzliche Sprechstunde: Alexander Laske hat seine Praxis in der Straße der DSF in Bergen. Er startet mit 20 Impfdosen pro Woche. „Wir haben Listen aller unserer Stammpatienten, die wir strukturiert abarbeiten. Und je nachdem, ob jemand zusätzliche Erkrankungen hat, hat derjenige Vorrang“, sagt der Arzt. Er habe sich vorbildlich auf die Impfungen vorbereitet, an Fortbildungen über den Hausärzteverband MV oder die Ärztegemeinschaft Rügen teilgenommen, sein Personal geschult. Am Mittwoch hat er eine zusätzliche Sprechstunde – nur für das Impfen. Eine Mitarbeiterin wird das Organisatorische am Tresen übernehmen, zwei weitere bei der Arbeit assistieren. Zehn Patienten pro Stunde: „Aufwendiger ist das Organisatorische. Während andere Impfungen parallel zum Praxisbetrieb laufen können, geht es in diesem Fall nicht. Hier ist für das Prozedere ein größerer Einsatz nötig. Schon allein, wenn es um die Aufklärung geht“, sagt Alexander Laske. Ob er bei 20 Impfdosen bleiben wird oder noch welche hinzukommen, wird er in ein paar Wochen entscheiden. Er rechnet mit zehn Patienten pro Stunde, zu einem späteren Zeitpunkt kommen noch die Zweitimpfungen hinzu. Er ist der Meinung, dass man die Hausärzte hätte früher beim Impfgeschehen im Land integrieren müssen. Zum einen, weil es machbar gewesen wäre, zum anderen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass eine rasche Impfung möglich ist. Und das hofft er nun. „Wenn jede Praxis in Bergen 20 Impfdosen pro Woche verbraucht, haben wir fast das gleiche Pensum erreicht wie ein Impfzentrum“, sagt er. Keine zu großen Versprechen machen: Das Impfen in den Praxen, so hatte es der Chef der Kassenärzte Andreas Gassen formuliert, werde der „Game-Changer“ bei der bisher schleppend verlaufenden Impfkampagne werden. CDU-Vorsitzender Armin Laschet sagte am Dienstag, „dass schon in ganz kurzer Zeit 20 Prozent, danach 30, 40 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft ist“. Aussagen, die dem Bergener Arzt Dr. Uwe Rühlow gar nicht gefallen. „Warum beginnen wir nicht erst einmal mit dem Impfen und warten vier bis acht Wochen ab? Bis dahin haben wir Erfahrungen gesammelt. Man sollte nicht so viel versprechen. Das ist in den vergangenen Monaten oft schiefgelaufen“, sagt er. In seiner Praxis ist der Impfstoff für diese und nächste Woche schon verplant. Vorrang haben diejenigen, die zusätzliche Erkrankungen haben und sich auch impfen lassen wollen. In seiner Sprechstunde sind auch Patienten dabei, die nur ihrem Arzt vertrauen. Sie haben bisher gewartet und waren nicht in einem Impfzentrum vorstellig. Von Mathias Otto