Corona-Krise auf Rügen: Unternehmer fordern konkrete Vorschläge und schnelle Lösungen

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband/Landesverband MV (Dehoga) fand in einer Umfrage unter 166 Betrieben im Land heraus, dass durch die Corona-Krise rund 60 Prozent der Betriebe Umsatzeinbußen infolge der Coronakrise zu verzeichnen haben. Durchschnittlich brechen die Umsätze landesweit um 21 Prozent ein. Stark betroffen ist Deutschlands größte Urlaubsinsel Rügen. Seit Wochen herrscht hier aus touristischer und wirtschaftlicher Sicht Stillstand. Der Vorstand des Wirtschaftsvereins Rügen fordert nun das Ende der Notbremse. „Einmal den Atem anhalten ist okay, doch auf die Luft länger zu verzichten ist existenziell“, teilt der Vorstand mit. Den Mitgliedern sei es nun genug der Notbremse. Konkrete Vorschläge für neue Schritte in mehr Normalität seien jetzt gerechtfertigt. Die Unternehmen auf der Insel hätten in den letzten Wochen Durchhaltevermögen und Geschlossenheit demonstriert. „Viele Anfragen, Bedenken und Ängste touristisch nachgelagerter Gewerke wie die Handwerker der Insel oder Dienstleistungsunternehmen haben den Verein erreicht. Die Auswirkungen des wirtschaftlichen Einschränkens werden in ein paar Monate zu merken sein.“ Bereits jetzt würden ohne staatliche Unterstützung viele Arbeitgeber vor der Insolvenz stehen. Betriebe sollen wieder öffnen: Die Menschen wissen um die Notwendigkeit der auferlegten Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit. „Wir müssen allerdings etwas tun für unsere Unternehmern und allen Familienmitgliedern, die daran hängen“, sagt Christine Zillmer, Mitglied des Vorstandes. Bereits im vergangenen Jahr sind viele Unternehmen von der Neckermann-Pleite betroffen gewesen, der umsatzschwache Winter liegt hinter den Insel-Unternehmen und jetzt folgten die Zwangsschließungen. „Viele Vorschläge, die bereits vom Dehoga vorgeschlagen wurden, sind für unsere Branche enorm wichtig. Der Wichtigste ist, dass die Betriebe wieder öffnen können. Zwar unter vielen Einschränkungen, aber öffnen“, sagt Birte Löhr, Vizepräsidentin des Vereins, Generaldirektorin der Hutter-Hotelgruppe und Mitglied der Binzer Wählergemeinschaft „Aus der Mitte“. Ein Großteil ihres Personals befindet sich in Kurzarbeit, derzeit ist eine Notbesetzung von zehn Leuten im Einsatz. Maßnahmenkatalog für Hotelbetrieb: Sie schlägt vor, Maßnahmen einzuführen, die einen gewissen Abstand garantieren können. Dazu gehört eine sogenannte Etagengästeorganisation im Hotelbereich, also etwa verschiedene Essenszeiten für die einzelnen Etagen oder dass nur jedes zweite Zimmer belegt wird. Oder es könnten Bereisungsmöglichkeiten für Urlauber mit einer Nord-Süd-Grenze Deutschlands eingeschränkt werden. In den öffentlichen Bereichen soll darauf geachtet werden, dass nur Zweier- oder Familientische aufgestellt werden. Der Maßnahmenkatalog ist bereits als Vorschlag auf dem Weg nach Schwerin. „Wir werden auch unseren Monatsabschluss März 2020 in Zahlen fassen und der Ministerpräsidentin als Rechnung zusenden. Andere Unternehmen schließen sich uns an“, sagt Birte Löhr. Einige Bundesländer haben bereits den Entschluss diskutiert und umgesetzt, entgangene Gewinne 2020 im Vergleich zum Vorjahr 2019 auszugleichen. Spitzentreffen am Donnerstag: „Unglaubliche Entbehrungen und der Verzicht zeigen, dass wir uns disziplinieren können. Wir müssen mit dem Virus leben lernen und daran sollen wir alle weiter arbeiten“, so Birte Löhr. Der Verein selbst wird seinen Mitgliedern in diesem Jahr freistellen, den Mitgliederbeitrag zu entrichten. „Diese Entscheidung soll die Kassen der Mitglieder entlasten. Wir wollen nicht zusätzlich Geld kosten“, sagt Christine Zillmer. Der Wirtschaftsverein Rügen hofft auf ein positives Signal vom Spitzentreffen am Donnerstag, wenn Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU), Tourismusverband-Geschäftsführer Tobias Woitendorf und der Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes MV, Lars Schwarz, über dieses Thema diskutieren. Birte Löhr erwartet unkomplizierte und schnelle Lösung für ihre Branche. „Staat und Landesregierung sollen das umsetzen, was sie versprochen haben, nämlich schnell zu helfen und zu handeln“, sagt sie. Lesen Sie auch: Zum zweiten Mal verlängert: Weiterhin kostenfreies Mittagessen in Binz Corona: Rostocker Start-up will Tausende Bürger in MV auf Immunisierung testen Trotz Corona-Reiseverbots: Warum einige Hotels in MV noch geöffnet haben Mehr zum Autor Von Mathias Otto