Corona-Vorsorge in den Arztpraxen

Unnötige Kontakte sollen in den Zeiten der Corona-Krise vermieden werden. Das sollte auch und insbesondere für Arztpraxen gelten, in denen das Publikum aufgrund von Vorerkrankungen zu den Risikogruppen gehört oder das medizinische Fachpersonal auch nur im Falle des Verdachts einer Ansteckung ausfällt und somit dann große Versorgungslücken aufreißt. In der Putbusser Praxis von Dr. Nico Neesen ist es ruhiger geworden. „Wir machen das, was empfohlen wird und fahren runter“, sagt der Allgemeinmediziner. Auch hier werden Patienten dazu angehalten, nicht dringend notwendige Besuche zu vermeiden. Stattdessen leitet das Praxisteam zum Beispiel Rezepte gleich direkt an die Apotheke, wo die Patienten sich ihre Medikamente abholen können und damit alle Parteien unnötige Kontakte vermeiden. Abstrich nur im Schutzanzug: In der Praxis wird verstärkt darauf geachtet, mögliche Infektionsrisiken zu vermeiden. Um den gebotenen Abstand halten zu können, werden die Patienten nach meist telefonischer Vorankündigung getrennt in die Praxis gebeten. Dafür können sie sich auch vorher am Fenster bemerkbar machen, um dann hinein gebeten zu werden. Mundschutz und Handschuhe tragen der Arzt und das medizinische Fachpersonal nun permanent. „Wenn ein Abstrich notwendig ist, mache ich das allein im Vorraum, damit die Schwestern keinen Kontakt haben müssen. Denn die muss ich schützen. Außerdem trage ich dabei zusätzlich einen Vollanzug und Einmalkittel“, berichtet Neesen. Doch mittlerweile bekommt der Arzt Probleme, diese benötigten Utensilien nachzuordern. „Inzwischen nehme ich Maleranzüge aus dem Baumarkt, sonst gibt es nichts mehr. Auch Gesichtsschilder, die ich dann bei Abstrichen bei Verdachtsfällen trage, kommen aus dem Kettensägenbedarf“, erklärt Nico Neesen. Bisher konnten die Abstriche aus seiner Praxis zum Glück alle als negativ eingestuft werden. Wäre ein Patient aus seiner Praxis positiv getestet worden, würde er sich um die Konsequenzen sorgen. Eine Quarantäne möchte er für sein Team auf jeden Fall vermeiden, um auch weiterhin für seine Patienten sorgen zu können. „Ich will hier durchhalten, sonst könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen. Ich habe aber auch eine Verantwortung meinem Personal gegenüber und will sie schützen“, macht Nico Neesen deutlich. „Die Patienten kommen weniger und halten sich zurück. Auch die Krankenkassen erlauben, dass derzeit vieles telefonisch geregelt wird, ohne dass man stets die Karte vorlegen muss“, sagt Neesen. Schließlich könnten auch Menschen ohne Symptome zum Überträger werden. „Es gibt keinen Grund zur Panik. Wir haben ja in unserer Region auch nicht viele Fälle. Aber damit es so bleibt, müssen wir alle vernünftig bleiben und das verlangt allen viel ab. Es trifft jetzt alle, auch die Ärzte. Da müssen wir durch“, sagt der Mediziner. Weniger Patienten im Warteraum: In der Zahnarztpraxis von Dr. Carmen Kannengießer gibt es noch keine Engpässe für den Vorrat an Mundschutz und Desinfektionsspray. „Die Zahnärztekammer erkundigt sich bei uns auch nach Engpässen“, sagt die Zahnärztin. In ihrer Praxis werden die Patienten darauf hingewiesen, sich vor und nach der Behandlung die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Auch würden die räumlichen Gegebenheiten hier eine Trennung ermöglichen, so dass in der Wartezeit ausreichend Abstand voneinander gehalten werden kann. Wie in der Praxis von Dr. Neesen reagieren die Patienten auch hier verständnisvoll und befürworten diese Maßnahmen. „Wir achten aber auch darauf, dass wir nur wenige Patienten bestellen. Aufschiebbare Leistungen werden verschoben und ältere Patienten sagen auch von sich aus den Termin ab, was verständlich und auch gut ist, wenn man ängstlich ist“, sagt Dr. Kannengießer. „Wir müssen aber da sein“, so die Zahnärztin. Die verschärften Hygienemaßnahmen, die derzeit in vielen Praxen durchgeführt werden, würden sich die Ärzte jedoch auch für die Kontakte außerhalb der medizinischen Räumlichkeiten wünschen. „Wir tun alles, um solche Situationen zu vermeiden, wie man sie jedoch vor oder in jedem Supermarkt sieht“, sagt Dr. Carmen Kannengießer. Auch für private Begegnungen sollte man entsprechende Vorsicht walten lassen. Hysterie sei aber in keinem Fall angebracht, warnen die Ärzte. „Wenn sich alle vernünftig verhalten, besteht kein Grund zur Panik“, sagt Dr. Nico Neesen. Lesen Sie auch: Corona: Kommunikationsdienstleister auf Rügen stellt Kundenverkehr ein Rüganer helfen Rüganer: Inselbewohner rücken in der Corona-Krise zusammen Coronavirus in Vorpommern-Rügen: Landkreis hebt Sonntagsverkaufsverbot auf Wegen Corona: Keine Kino-Vorstellungen mehr auf der Insel Rügen Corona-Krise: Diese Händler aus MV bieten ab sofort Abhol- oder Lieferservice Von Wenke Büssow-Krämer