Das Zwiebelschälen wird zur „Kontaktbörse“

Gibt es hier eine Aula? „Haben wir nicht“, antwortet Dirk Reichel, der die Berufliche Schule des Landkreises in Sassnitz leitet. Wo ist denn hier der Sportplatz?, will Louisa Bohn wissen, die an der Fachoberschule für Sozialpädagogik in Cuxhaven lernt. Dass der Platz einen Kilometer entfernt ist kommentiert sie mit den Worten: Da haben die Azubis ihre Erwärmung ja vor dem Sport schon hinter sich. Louisa gehört zu acht Auszubildenden der Berufsbildenden Schulen Cuxhaven (BBS), die nicht nur Dirk Reichelt zurzeit mit Fragen löchern. Die jungen Leute sind in Sassnitz zu Gast und lernen dort die Berufsschule kennen. „Für unsere acht Auszubildenden ist das hier Neuland. Für uns längst nicht mehr“, sagt Ulla Bergen. Die Oberstudienrätin der BBS Cuxhaven zückt den Kalender. Wann und wo feiern wir das 25. Jubiläum gemeinsam?, fragt sie Dirk Reichel. Im kommenden Jahr ist es soweit. Feiern wollen die beiden Berufsschulen dann das 25-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft. „Seit 1990 sind solche gegenseitigen Besuche wie der aktuelle Programm“, fügt Ulla Bergen, die von Anfang an dabei ist, hinzu. Als „Mann der ersten Stunde“ kam Helmut Töpper gestern extra in die Berufsschule, um die „alten Bekannten“ mit ihren „Neulingen“ zu begrüßen. Der 72 Jahre alte Sassnitzer, heute Rentner, hat als Lehrer an der Berufsschule in Rügens Hafenstadt zur Wendezeit Holztechnik unterrichtet. „Wir wussten damals, dass ein neues Bildungssystem auf uns zukommt“, erinnert er, dass sich sowohl Bremerhaven als auch Cuxhaven bereits im Januar 1989 als potenzielle Partnerstädte in Sassnitz vorstellten. Noch vor dem Besiegeln der Städtepartnerschaft zwischen Sassnitz und Cuxhaven hatte Töpper damals Vertreter der Cuxhavener Berufsschule nach Rügen gelotst. „Wir wollten auf das Neue vorbereitet sein. Die Cuxhavener Kollegen konnten und haben uns dann auch tatkräftig unterstützt.“ Kurz nach der Wiedervereinigung im Oktober 1990 wurde der Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Schulen geschlossen. Die in Sassnitz habe sich rasant entwickelt, räumt Ulla Bergen neidlos ein. „Unsere ist für 2400 Schüler natürlich größer, die in Sassnitz in vielen Bereichen wie der Lehrküche aber viel moderner.“ Beide hätten mit den gleichen Problemen zu kämpfen. „Die Zahl der Auszubildenden schrumpft“, so die Oberstudienrätin. „Heute lernen wir dabei auch von den Sassnitzern, die zum Beispiel bei der Ausbildung ausländischer Lehrlinge erste gute Erfahrungen gesammelt haben.“ Louisa Bohn sammelte indes gestern die Erfahrung, dass so eine Schulpartnerschaft auch auf die Tränendrüse drücken kann. Zusammen mit dem Insulaner Max Bartels schälte sie die Zwiebeln für eine Zwiebelsuppe. Das gemeinsame Kochen und Verspeisen des zubereiteten Mittagsmenüs avancierte zur „Kontaktbörse“. Näher kennenlernen können sich die Auszubildenden aber auch bei einer Kutterfahrt, dem Besuch des Nationalpark-Zentrums und beim Bowlen — alles Programmpunkte, die sie in der laufenden Schul-Partnerschaftswoche noch absolvieren werden. Jubiläumsvorbereitung 2400 Auszubildende werden an den Berufsbildenen Schulen in Cuxhaven unterrichtet, an der beruflichen Schule in Sassnitz sind es rund 750 Lehrlinge. Kurz nach der Wiedervereinigung schlossen beide Schulen 1990 einen Partnerschaftsvertrag. Jetzt treffen sie bereits Vorbereitungen für das 25. Jubiläum. Udo Burwitz

Sassnitz - Das Zwiebelschälen wird zur „Kontaktbörse“