Debatte um Marktgestaltung: Bauamt zieht Vorlage zurück

Die Neugestaltung des Bergener Marktplatzes scheint sich zu einem zähen Konfliktthema zu entwickeln. Das wurde Montagabend auf der gemeinsamen Sitzung von Verkehrs- und Bauausschuss deutlich, als die von der Stadtverwaltung vorgelegten Ausbauvarianten nach einer kontroversen Debatte von Bauamtsleiter Rainer Starke wieder kassiert wurden und nicht zur Abstimmung kamen. Bereits Ende Januar waren auf einer Einwohnerversammlung drei Gestaltungsvarianten vorgestellt worden (die OZ berichtete). Nach einer weiterführenden Bearbeitung durch das Bauamt blieb lediglich Variante drei in wiederum drei modifizierten Möglichkeiten übrig, die auf der Montagsitzung als Grundsatzbeschluss zur Diskussion gestellt wurden. Bauausschussmitglied Dirk Sodmann (Grünes Bündnis Bergen, GBB) hinterfragte energisch die scheinbare Eile, mit der das Projekt derzeit vorangetrieben werde. „Gibt es einen Zeitplan?“, erkundigte er sich. Außerdem vermisse er die Befragung der Interessengruppen, die von einer Marktumgestaltung betroffen wären. Als Bauamtsleiter Starke betonte, es gebe keine Hast, konterte Sodmann: „Der Eindruck ist momentan ein anderer.“ Ins gleiche Horn stießen noch weitere Ausschussmitglieder, die vor allem die bei der Einwohnerversammlung noch vorhandenen Varianten eins und zwei vermissten. Verkehrsausschussmitglied Karl Heerdegen (CDU/FDP) wollte gar erst einmal geklärt haben, ob es unter den Volksvertretern überhaupt ein Bedürfnis gebe, den Markt umzugestalten. Dafür erntete er aus den Reihen der Gäste geflüsterte Zustimmung, die sich mit dem völligen Umbau des Stadtherzens nicht anzufreunden vermögen. Matthies Knuth (SPD) vom Bauausschuss stellte wiederholt die Frage nach den finanziellen Auswirkungen. Dazu hatte es in der Beschlussvorlage keine Bemerkungen gegeben. Rainer Starke wiederholte ebenso oft, dass es zum jetzigen Zeitpunkt lediglich um den Inhalt des Vorhabens ginge. „Das Finanzielle spielt noch keine Rolle“, sagte er. Fügte aber an: „Derzeit rechnen wir mit 2,6 bis 2,8 Millionen Euro brutto.“ Hans-Joachim Kröning (SPD) gehörte zu jenen, die Montagabend den Erhalt der Parkplätze im Innenstadtbereich anmahnten. Umgestaltungsvarianten, bei denen auf dem eigentlich Markt nur noch knapp 20 Stellflächen oder lediglich neun Kurzzeitparkplätze vorgehalten würden, lehnte er strikt ab. Birgit Schmidt, Inhaberin mehrerer Bekleidungsgeschäfte, warnte vor der Umgestaltung des Marktes. „Das wird eine Baustelle, die viel Zeit in Anspruch nimmt“, sagte sie. „Da wird es am Ende kaum noch Händler am Markt geben. Da kann er dann noch so schön sein, Gäste kommen trotzdem nicht. — Ich habe Angst um meine Geschäfte und meine Angestellten.“ Rainer Starke versuchte zu beschwichtigen: „Der Markt wird immer erreichbar sein, das kann man baulich so gestalten.“ Gleichzeitig kritisierte der Bauamtsleiter, dass trotz detaillierter öffentlicher Bekanntmachungen die Händler der Innenstadt bei der Sitzung fehlen würden. Dagegen protestierte nicht nur Birgit Schmidt, sondern auch Kathrin Parpat, die am Markt ein Sportgeschäft betreibt. Auch die Gewerbetreibende und Bürgermeisterkandidatin Anja Ratzke befand sich unter den Gästen. Peter Wendekamm (Linke, Bauausschuss) kritisierte die nur unwesentlich voneinander abweichenden Vorschläge der einstigen Variante drei. Vor allem das Fehlen des Steinbrunnens störte ihn. „Er ist in gewisser Weise ein Wahrzeichen der Stadt geworden“, sagte Wendekamm. Dem solle Rechnung getragen werden. Ein auf Antrag von Matthies Knuth und Hans-Joachim Kröning formulierter Beschluss, die Vorlage in die Verwaltung zurückzugeben, scheiterte an einer Pattsituation. Rainer Starke löste den Knoten, indem er die Vorlage zurückzog. Thema Markt zündet nicht Irgendwie scheint das Thema Marktumgestaltung nicht zu zünden. Weder bei den Volksvertretern, noch unter den Bergenern löst es Begeisterung aus. Im Gegenteil: Die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung kommen bei Debatten zur Gestaltung des Marktes immer häufiger in Erklärungsnot. Und so recht weiß niemand, weshalb es von der Verwaltung ausgerechnet jetzt auf die Tagesordnung der Volksvertretergremien gesetzt wurde. Erst Recht nicht, da sich die Stadtvertretung noch gar nicht über das Ob verständigt hat. Lehnen die Fraktionen eine Umgestaltung nämlich ab, sind die Planungskosten schon mal in den Sand gesetzt. Jens-Uwe Berndt

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