Dem Land fehlt Geld für Sassnitzer Küstenschutz

Daraus wird noch nichts, sagte Bürgermeister Dieter Holtz (Linke) vor den Stadtvertretern. Das Land habe dazu aktuell schlicht und einfach kein Geld. Das bestätigt Dr. Thomas Zarncke, Referatsleiter für Küstenschutz im Schweriner Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz. Er stellt klar, dass es zu keiner Zeit eine Zusage für den Termin im kommenden Jahr gegeben habe. Lediglich sei eine Prüfung in Aussicht gestellt worden, ob das Geld in den entsprechenden Doppelhaushalt eingeordnet werden könne. Das aber geht nicht, weil sich zahlreiche andere Baumaßnahmen, die bereits begonnen wurden oder in der Priorität noch vor dem Sassnitzer Projekt abzuarbeiten sind, verteuert haben. „So ein Vorhaben von sechs Millionen Euro schiebt man da nicht einfach so dazwischen.“ Für Sassnitz bedeutet das, weiter zu warten. Frühestens mit dem Doppelhaushalt für 2016/17 gäbe es die nächste Gelegenheit, Geld für den Küstenschutz im Nordosten der Stadt bereitzustellen. Vielleicht rücken die Kollegen vom Wasserbau aber auch noch später an. Sie sollen die vier Wellenbrecher, deren Oberkante jetzt im Schnitt einen halben Meter unter der Wasserlinie liegt, soweit erhöhen, dass die Steine etwa einen Meter aus dem Wasser ragen. An seinem „Fuß“ soll das Kliff durch einen Geröllwall aus Natursteinen verstärkt werden. Ziel ist es, den Angriff des Meeres abzuwehren. Dessen Spiegel, so der Geologe und Leiter der Jasmunder Außenstelle des Nationalparkamtes, Dr. Ingolf Stodian, ist in den vergangenen Jahrzehnten angestiegen. Was Wind, Regenwasser und Frost im oberen Bereich des Hochufers an Sedimenten lösen und abrutschen lassen, bleibt nicht liegen. „Es wird immer wieder vom Meer abtransportiert.“ Dadurch wird das Ufer immer steiler — und entsprechend instabiler. Dass es oben an der Kliffkante weiter bröckelt, wird mit Wellenbrechern und Schutzwällen am Hangfuß erst einmal nicht verhindert, sagt auch Jörg Gothow. Der Geschäftsführer des Ingenieurbüros Wastraplan hat maßgeblich an der Entwässerung des Lohmer Hanges mitgearbeitet. „Das hätte gar keinen Sinn gehabt, wenn der Hangfuß nicht geschützt gewesen wäre.“ In Lohme übernehmen der Hafen und die Steinpackung diese Aufgabe. Erst wenn verhindert wird, dass das Meer das Material abtransportiert, kann sich ein natürlicher Schüttkegel bilden, der weniger steil ist. Finanziert wurde und wird die „Trockenlegung“ des Hochufers in Lohme zum größten Teil durchs Land. Ein einmaliger Vorgang, stellt Thomas Zarncke klar und will erst gar keine Hoffnungen aufkeimen lassen, dass es eine ähnliche Unterstützung auch für Sassnitz geben könne. Das Land werde sich um den unmittelbaren Strandbereich kümmern. Was darüber hinausgehe, sei Aufgabe der Eigentümer oder der Kommune. Klar ist aber, dass trotz aller Schutzmaßnahmen weiter mit Abbrüchen zu rechnen sein wird — bis sich ein einigermaßen natürliches Gefälle hergestellt hat. Einige Häuser werden nicht mehr zu halten sein, vermutet Thomas Zarncke. Ein Anwohner, der jahrelang am Hochufer wohnte, hat mittlerweile sein Eigenheim verlassen. Maik Trettin

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