Die Letzten gingen morgens um sechs

Die Göhrener Musiknacht hat das Zeug ein Dauerbrenner zu werden — mit zehn Bands in zehn Kneipen bei der Neuauflage nach der Premiere im vergangenen Jahr. Und der Chef des Veranstalters machte dazu den „Ditsche“. „Als Moderator muss ich auffallen. Im letzten Jahr stand ich mit Frack und Zylinder auf der Bühne und in diesem Jahr in einem Schlafanzug und Bademantel“, sagte Markus Pigard, Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins Göhren. Beide Kleidungsstücke hatte er sich von Göhrener Einwohnern ausgeliehen. Das Outfit wurde komplettiert mit einer Flasche Bier. „Die ist genau so alt wie meine Klamotten, denn auf dem Etikett steht, dass das Bier in der Brauerei in Bergen 1956 gebraut und vom damaligen Abfüllbetrieb Ernst Koldevitz hier in Göhren in Flaschen abgefüllt wurde“, wusste Pigard. Stimmungsvoll ging es in den Lokalen zu und es wurde nicht nur den vielseitigen Klängen bei Schlagern, Seemannsliedern, Rock, Pop, Swing, Dixie und Country gelauscht, sondern auch das Tanzbein geschwungen. Die Sellinerin Irmgard Molitor und ihre Arbeitskollegin Désirée Hoffmann aus Baabe erzählten, dass sie bereits vorher in drei Gaststätten waren und nun im „Globetrotter“ gelandet sind. „Es ist ein schöner und interessanter Abend, aber mehr Gaststätten werden wir nicht besuchen, weil es uns hier super gefällt. Wir sind von der Band SpreeTon Orchestra begeistert“, schwärmten die beiden Rügener Frauen. Magdalena und Anna hatten dagegen ganz schnell ihr Stammlokal gefunden. Im „Lotsen“ tanzten die beiden Gastarbeiterinnen aus Polen nach Diskoklängen ausgelassen. „Für uns kommt in dieser Nacht nur diese Gaststätte infrage.“ Zumal der „Lotse“ auch noch bis morgens um sechs geöffnet hatte. Und das Angebot wurde von einigen Hartgesottenen auch voll ausgenutzt. Das „Ristorante Vespucci“, das ehemalige Strandcafé, war der Treffpunkt mehrerer Frauen und deren Männern aus der Rehaklinik Göhren. Stimmung herrschte an ihren Tischen und es wurde kaum ein Tanz zu den Klängen der Band „Zig Zag“ ausgelassen. Zu den Tänzern gehörten Hans Kasimir aus Wendtorf mit seiner Frau Christine. „Die Band spielt die richtige Tanzmusik nach unserem Geschmack. Diese Live-Musiknacht kennen wir auch aus Perleberg, wo sich an die 15 Gaststätten zusammengeschlossen hatten. Diese Veranstaltungen sind dort so begehrt, dass es schwer ist, einen Platz zu ergattern“, erzählte Kasimir. Auch Karin Stein aus Sachsen-Anhalt gehörte zur tanzfreudigen Truppe: „Ich bin mit meinem Mann Bernd hier. Es ist eine tolle Band und sie spielen Schlager der achtziger Jahre. Ich bin begeistert und es ist so gemütlich. Wir werden nach Mitternacht gemeinsam zu Fuß zur Reha laufen“, sagte Karin Stein. Markus Pigard versicherte, dass es eine dritte Musiknacht im nächsten Jahr eine Woche nach Ostern geben wird. Denn schon bei der Neuauflage der Partynacht konnten mit 434 Eintrittskarten wesentlich mehr Tickets als bei der Premiere verkauft werden. Und was das betrifft, zollte er den Göhrener Empor-Fußballern Dank. Die haben an den Abendkassen die Tickets verkauft. Für jeden Gast etwas 10 war die bestimmende Zahl der zweiten Göhrener Musiknacht. Zehn Bands waren in zehn Kneipen des drittgrößten Ostseebades Rügens zu erleben. Und die boten in zehn verschiedenen Stilrichtungen für jeden Gast etwas. Dieter Lindemann

Göhren - Die Letzten gingen morgens um sechs