Eltern und Schüler in Putbus: „Dann lernen wir jetzt eben digital“

Die ersten zwei Wochen liegen hinter vielen Eltern, die sich tagsüber um ihren Nachwuchs kümmern und gleichzeitig die Büroarbeit abarbeiten. Wie gehen die Familien mit dieser Situation um? „Wir haben uns mittlerweile gut damit arrangiert“, sagt der zweifache Familienvater Mirko Hitzigrath aus Putbus. Zusammen mit anderen Eltern verabredet er sich online, um die Schulaufgaben zu klären und offene Fragen zu beantworten. Sein ältester Sohn Jonathan besucht die Grundschule „Boddenwind“ in Putbus. So wie seine Mitschüler erledigt er seinen Schulstoff nun in den heimischen Wänden. Der Alltag hat sich in den vergangenen zwei Wochen für die Grundschüler gewandelt. Schulen, Kitas und viele Betriebe mussten vorübergehend schließen. Die Menschen müssen sich seitdem an die drastischen Einschränkungen im Zuge der gegenwärtigen Corona-Pandemie halten. Es sei nicht leicht für seinen zehnjährigen Sohn, auf Fußball spielen mit Freunden zu verzichten oder sich mit seinen Kumpels zu treffen. „Er und seine Mitschüler sprechen offen darüber, wie herausfordernd es ist, sich zu Hause für seine Schulaufgaben zu disziplinieren. Was da hilft, ist eine klare Tagesstruktur“, sagt Mirko Hitzigrath. Idee aus der Not heraus geboren: Nachdem die Schulen im Zuge der Corona-Entwicklung geschlossen wurden, haben sich die Eltern der vierten Klasse der Grundschule Boddenwind in Putbus überlegt, welche Möglichkeiten es gibt, dass die Kinder in Verbindung bleiben können, vor allem aber über Lerninhalte zu sprechen und sich über den Alltag in dieser Lage auszutauschen. Für die Eltern sei wichtig, dass sie mit ihren Kindern nicht nur miteinander, sondern auch voneinander lernen. „Wir tauschen uns deshalb auf Initiative der Eltern zweimal in der Woche per Videokonferenz aus“, sagt er. Diese Idee sei sozusagen aus der Not heraus geboren. Da Mirko Hitzigrath auch beruflich einen Teil seiner Zeit in Videokonferenzen verbringt, brachte er das notwendige Wissen mit. „Über ein spezielles Computerprogramm kann ich Teilnehmern einen Link schicken, die sich dann problemlos einloggen können. Danach tauchen auf den einzelnen Bildschirmen in mehreren Fenstern die Teilnehmer auf. Alle können sich sehen. Somit ist der soziale Kontakt ein Stück weit wieder hergestellt.“ Geregelter Tagesablauf: „Das ist eine gute Idee, den Alltag so zu bewältigen. Wir stehen hinter dem Engagement der Eltern. Es ist schön, dass der Kontakt untereinander auch in Corona-Zeiten aufrechterhalten bleibt“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Ines Steger. Die Lehrer haben vor zwei Wochen die Aufgaben für die Schüler in verschiedene Projekte verpackt, sodass beispielsweise Lesen, Rechnen und Malen miteinander verknüpft werden. Um die Umsetzung kümmern sich jetzt auch die Eltern. Und die ersten Sitzungen haben schon gefruchtet. So konnten Aufgabenstellungen geklärt werden, aber auch Fragen zum Thema Zeitmanagement. Jeder sollte in diesen einstündigen Sitzungen Ideen einbringen und von eigenen Erfahrungen berichten. „Es geht in dieser speziellen Situation darum, das Beste daraus zu machen. Das Wichtigste ist, dass alle Beteiligten einen geregelten Tagesablauf und feste Strukturen haben, um das Lernen zu Hause so angenehm wie möglich zu gestalten“, sagt Mirko Hitzigrath. Klassenlehrer loggt sich ein: Bei diesen wöchentlichen Konferenzen geht es auch um Ideen für Beschäftigungsmöglichkeiten für die Mädchen und Jungen in der freien Zeit nach den Schulaufgaben. Oder aber um Praxisbeispiele nach dem theoretischen Unterricht, um das Wissen spielerisch zu vermitteln. Die Eltern der Viertklässler haben Gefallen an den wöchentlichen Videokonferenzen gefunden. Einmal pro Woche klappen sie speziell dafür ihre Rechner auf oder zücken ihre Handys. Zur nächsten Sitzung wird sich auch der Klassenlehrer einloggen und Fragen zum Unterrichtsstoff beantworten. „Wir haben eine gute Möglichkeit gefunden, um durch diesen Austausch unseren Alltag in Corona-Zeiten gut zu überstehen“, so der Familienvater. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Lesen Sie auch hier: Wismarerin im Homeoffice mit drei Kids: Immer mit der Ruhe! Schüler aus MV über die Corona-Krise: Zwischen Angst und Verständnis E-Learning in Coronazeiten: Digitale Lern-Apps und Plattformen im Überblick Über den Autor Von Mathias Otto