Falladas Erbe: Auf den Spuren eines berühmten Vaters

Achim Ditzen ist mit der Last eines großen Namens aufgewachsen. Er ist der jüngste Sohn von Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen, bekannt als Hans Fallada. „Ich wollte nicht mit meinem Vater verwechselt werden, sondern einfach nur Achim Ditzen sein, nicht der Sohn von Hans Fallada“, sagt der heute 74-Jährige. Auch nachdem der Vater die Familie verlassen hat und viel zu früh verstarb — Achim Ditzen war da erst sechs Jahre alt — hat die Mutter die Kinder nach dem Vorbild des Vaters erzogen. „Ich hatte aber nie sein Talent und habe es bis heute nicht. Ich bin nicht umsonst Ingenieur geworden“, erzählt Ditzen. Erst spät hat er gemerkt, dass auch er etwas kann, seine Fähigkeiten nur woanders liegen. Als erwachsener Mann bekam er dann wieder einen ganz anderen Blickwinkel auf seinen Vater. „Klar bin ich heute stolz auf das Werk meinen Vaters, das er — obwohl er sehr labil und gefährdet war — geschaffen hat, und das immer noch gelesen wird. Es ist überraschend, wie viele Biografien über ihn existieren. Es muss also ein interessantes Leben gewesen sein“, sagt der heute in Dresden lebende Sohn. Achim Ditzen engagiert sich auch heute noch in der Hans-Fallada-Gesellschaft, die in Carwitz ein Museum im ehemaligen Wohnhaus der Ditzens eingerichtet hat. Außerdem wirkte er an der Familienchronik „Hans Fallada und die liebe Verwandtschaft“ mit. Am 14. April wird Achim Ditzen in Stralsund aus dem Gefängnistagebuch „In meinem fremden Land“ lesen. Organisiert haben die Lesung Katrin und Peter Hoffmann von der Stralsunder Strandläufer-Verlagsbuchhandlung. Die beiden sind fasziniert von Falladas Lebenswerk. In ihrer kleinen Buchhandlung in der Mönchstraße ist den Werken des Autors sogar ein eigener Tisch gewidmet. Schließlich hat Fallada 1921 nur einige Häuser weiter — in der Mönchstraße 12 — gelebt, und dort an seinem Werk „Der Jungherr von Strammin“ geschrieben. „Jeder Stralsunder sollte unseren Fallada kennen. Schließlich ist er als einer der wenigen Schriftsteller der Region zu Weltruhm gelangt“, betont Katrin Hoffmann. Dass Falladas Sohn selbst eines Tages jedoch in ihrer Tür stehen würde, hätten sie sich nicht träumen lassen. Eine Stammkundin, die über den berühmten Schriftsteller promoviert hat und in Kontakt mit Achim Ditzen steht, führte ihn über die Schwelle in der Mönchstraße, um ihm in der Buchhandlung den Fallada-Tisch zu zeigen. Schnell war ein Gespräch im Gange und die Idee geboren, hier in Stralsund — einer Wirkungsstätte seines Vaters — eine Lesung zu veranstalten. Das Buch „In meinem fremden Land“hat Fallada in seiner Neustrelitzer Gefängniszelle niedergeschrieben. Darin verarbeitet er die Erinnerung an sein Leben unter der NS-Diktatur. Das Werk wurde jedoch erst 2009 veröffentlicht. „Es ist weniger bekannt, gibt aber interessante Eindrücke über das Leben meines Vaters“, erklärt Ditzen. „Außerdem hat es eine besondere Geschichte, die ich bei dieser Gelegenheit erzählen möchte.“ Auch das Stralsunder Autoren-Duo war begeistert von dem späten Werk. „Dieses Buch war auch für mich eine richtige Entdeckung“, gesteht Peter Hoffmann. „Fallada ist einfach ein Meister der Umgangssprache. Seine Romane sind von schlichter, gradliniger Erzählweise und zeitlos moderne Klassiker. Er hat uns noch soviel zu geben, wir dürfen nicht aufhören, uns damit zu beschäftigen“, meint Katrin Hoffmann. Umso erschreckender empfindet sie die Tatsache, dass er in den Schulen des Landes keine Beachtung mehr findet und hofft daher auf besonders viele Schüler und Studenten unter den Gästen der Lesung. „Hans Fallada darf nicht in Vergessenheit geraten“, appelliert Hoffmann. Ich wollte nicht mit meinem Vater verwechselt werden.“Achim Ditzen (74), Sohn von Hans Fallada Die Lesung: Hans Fallada „In meinem fremden Land — Gefängnistagebuch 1944“ findet am 14. April um 19 Uhr im STiC-er Theater, Frankenstraße 57, statt. Tickets für 8 Euro, ermäßigt 5 Euro, gibt es in der Strandläufer-Buchhandlung, Mönchstraße, oder im STiC-er Theater. Wenke Büssow-Krämer

Stralsund - Falladas Erbe: Auf den Spuren eines berühmten Vaters