Fehlende Einnahmen wegen Corona: Selliner Schwimmbad braucht Hilfe

Die Corona-Krise trifft auch das Ahoi Rügen schwer. Seit dem 16. März hat das kommunale Schwimmbad geschlossen und somit keine Einnahmen. Nun funkt es SOS. „Die Situation ist sehr ernst. Wir hatten sofort alle Ausgaben maximal gedrosselt und alle 22 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit gegangen. Trotzdem brauchen wir rund 5500 Euro für die Betriebskosten“, schildert Geschäftsführer Ulf Steiner die Lage. Auch das Standbein Essensversorgung für die Selliner CJD-Schule war weggebrochen. Eine Schulspeisung werde voraussichtlich erst ab dem neuen Schuljahr möglich sein. Rücklagen reichen bis Ende Juni: Doch die Rücklagen reichen nur noch bis Ende Juni. „Wir fallen leider unter keinen öffentlichen Schutzschirm. Spätestens Ende Juni wir wieder öffnen“, hofft Steiner aus ein positives Zeichen aus der Politik. Auf eine Wiedereröffnung mit strengen Hygieneauflagen sei man im Bad vorbereitet. „Als Schwimmbad haben wir ja schon immer extrem hohe hygienische Auflagen zu erfüllen. Trotzdem haben wir unseren Plan den Corona-Bedingungen angepasst“, so Steiner. Optimal sei dabei, dass noch im Februar eine moderne Lüftungsanlage eingebaut worden ist. Dadurch könne das Bad mit sehr hohem Luftaustausch mit 100 Prozent Außenluft betrieben werden. „Und eine gute Nachricht hat mich erreicht. Jetzt ist klar, dass das Virus im Chlorwasser sofort abgetötet wird“, so Steiner. 150 Personen gleichzeitig im Bad: Der Geschäftsführer plant mit unveränderten Öffnungszeiten. Allerdings sei klar, dass gleichzeitig nur 150 Personen - also 50 Prozent Auslastung – ins Bad reingelassen würden. So könne man auch den Sicherheitsabstand gewährleisten. Um das betriebliche Überleben im momentanen Shutdown zu sichern und nach der Zwangspause wieder für Gäste und Einwohner aufmachen zu können, hat das Schwimmbad ein „SOS-Ticket“ eingerichtet. Mit diesem erwerben Menschen ein Support-Ticket für eine Veranstaltung, die aber nicht stattfinden. Ihr Termin ist der 30. Juni, der Tag der erhofften Wiederöffnung. Das günstigste „SOS-Ticket“ kostet 4,50 Euro. Erste Unterstützer gefunden: „Die ist für Leute gedacht, die mal bei uns waren und den Erhalt des Bades wichtig finden“, so der Geschäftsführer. „Sie unterstützen damit das Ahoi Rügen als nichtsubventioniertes Schwimmbad.“ Erste Hilfe sei bereits eingetroffen. Es wurden schon „SOS-Tickets“ im Wert von über 300 Euro verkauft. Alle, die schon jetzt ein Ticket für den Besuch der Schwimmhalle oder der Saunalandschaft erwerben wollen, um es später einzulösen, können dies via Internet. Hier würden vor allem die Stammkunden einkaufen, so Steiner. Das tägliche OZ Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern täglich gegen 19 Uhr im E-Mail-Postfach Für die Liquidität des Bades lebenswichtig waren die Beitragszahlungen der Gemeinden Sellin, Göhren, Baabe und Putbus zur Gewährung von Einwohner-Rabatten. Diese erfolgen immer im Januar im Voraus und seien auch dieses Jahr schon geflossen, so Steiner. Die vier Kommunen haben mit der Ahoi Rügen Bade- und Erlebniswelt GmbH einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, der den Einwohnern nach Vorlage ihrer Einwohnerkarte 50 Prozent Ermäßigung auf den Schwimmbad- und Saunaeintritt ermöglicht. Seit 2016 kommunale Einrichtung: Das Selliner Bad kennt stürmische Zeiten. Seit dem 1. Januar 2016 wird es von der Ahoi Rügen Bade- und Erlebniswelt GmbH betrieben, die eine 100-prozentige Tochter der Tourismuszentrale Rügen (TZR) ist. Sie wurde Ende Dezember 2015 kurzfristig aus der Not gegründet, weil das zuvor unter dem Namen „Inselparadies“ geführte Bad vor dem Aus stand. Der damalige Betreiber, die NFB Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft mbH aus Hamm, hatte zuvor die Schließung des Schwimmbades angekündigt und dies mit den seit Jahren steigenden Kosten und sinkenden Besucherzahlen begründet. Die TZR mit ihren Gesellschafter-Gemeinden Binz, Sellin, Baabe, Göhren, Sassnitz und Putbus sprang ein. Das Gebäude samt Grundstück hatte die Gemeinde Sellin erworben, die mit der Betreibergesellschaft einen Pachtvertrag abschloss. Seither kam das Ahoi zunehmend in ruhigeres Fahrwasser. Und dieses Jahr war besonders gut gestartet. „Wir hatten den besten Januar und Februar seitdem ich hier bin“, so Ulf Steiner. Er ist seit dem 1. April 2016 Kapitän in der Bade- und Erlebniswelt. Mehr zum Thema: Zu wenig Schwimmhallen: Kinder in MV gehen baden „Ahoi“ wackelt: Krisensitzung zum Fortbestand Bergen forciert Schwimmbad-Pläne – CDU weiter dagegen Von Gerit Herold