Gästeschwund: Touristiker suchen Gründe

Ein Problem, das die Inseltouristiker kennen. In den vergangenen Jahren entschieden sich immer weniger Urlauber für einen Abstecher nach Rügen. „Die kontinuierlich sinkenden Gästezahlen veranlassten uns zu ergründen, warum sich so viele gegen einen Aufenthalt im deutschen Ferienparadies schlechthin entschieden“, meint Göhrens Kurdirektor Jörn Fenske. „Zum einen machte uns natürlich das durchwachsene Wetter einen Strich durch die Rechnung. Zum anderen — und das ist der eigentliche Grund — ist in der Vergangenheit eine erhebliche Lücke zwischen den Erwartungen der Gäste und den tatsächlichen Erfahrungen entstanden.“ Die Insel könne die Versprechen, die sie in Katalogen und Webseiten, auf Messen und Fernsehbeiträgen gibt, dann vor Ort häufig nicht mehr halten. „Die Angebote sind nicht schlecht, auch die Kurverwaltungen machen ihren Job gut und stellen einen bunten Strauß an Möglichkeiten bereit. Doch die Rügenurlauber sehen den Großteil davon einfach nicht“, sagt der Leiter des Kommunalen Eigenbetriebes. Seit vier Jahren kooperiert die Gemeinde daher bereits mit Discover Rügen, einem Unternehmen, das Freizeit- und Urlaubsveranstaltungen im Biosphärenreservat Südost-Rügen entwickelt und organisiert. Die Insel erleben und erfahren, steht dabei auf dem Programm: geführte Wanderungen und Radtouren, Fledermaus-Monitoring, Schätze am Strand suchen, Yoga und viele weitere Aktivitäten sollen den Gästen die Einzigartigkeit der Landschaft vermitteln und ihnen mit unvergesslichen Erlebnissen die Erinnerung an den Urlaub auf Rügen sichern. „Kommunikation lautet das Stichwort. Wir müssen unsere Stammgäste zurückgewinnen und neue begeistern, sie an die Hand nehmen und ihnen alles zeigen, was wir zu bieten haben“, erläutert Georg Heissler, Geschäftsführer von Discover Rügen und fügt hinzu: „Wenn sie schon die großen Veranstaltungen an der Seebrücke nicht finden, dann auch nicht den fantastischen Weg ums Nordperd zum Beispiel.“ Diese Natur aber, Radwege, Sandstrände, Sehenswürdigkeiten und unterhaltsame Abende — all diese Bilder sehe der potenzielle Gast Zuhause im Katalog. Fenskes Antwort darauf klingt einfach, erfordert aber viel Engagement in der Zukunft: Den Rügenurlauber, zunächst den Göhrener, auf all die Angebote für ihn aufmerksam machen. „Derzeit ist es doch so: Der Gast kommt, zahlt und ist dann allein. Wir möchten ihm bei der Ankunft daher eine Aktivkarte geben, eine Übersicht aller Veranstaltungen und Attraktionen.“ Georg Heissler ergänzt: „Es muss Routine für unsere Gäste werden, dass an ihrem Urlaubsort immer etwas los ist. Sie erfahren nicht nur etwas über mögliche Veranstaltungen oder Dienstleistungen sondern können darüber hinaus etwas gewinnen.“ Ein Beispiel: Jemand nimmt am Nordic Walking Kurs von Discover Rügen teil, erhält einen Stempel auf seinem Actionpass und bekommt dafür im italienischen Restaurant ein Eis gratis oder gewinnt Dank gesammelter Punkte eine kostenfreie Fahrt mit dem Rasenden Roland. „Dann hätten wir das geschafft, was wir dringend brauchen - der Rügenurlauber fährt zufrieden nach Hause und verbreitet im Idealfall die guten Erfahrungen in seinem Umfeld.“ Incentive lautet die Parole des neuen Tourismuskonzeptes, also den Gast begeistern. Dafür aber sei es notwendig den Kommunikator aller Angebote zu erreichen. Das wären in diesem Fall die Vermieter, Gewerbetreibenden und Einheimischen, die jetzt nicht alle hinter ihrem Ort und seinen Möglichkeiten und Services stehen, meint Fenske. „Wir möchten einen Sponsorenpool aufbauen, ein Bonussystem entwickeln. Zettel im Schaukasten reichen nicht mehr.“ Das Konzept hat die Gemeindevertretung bereits beschlossen. Jetzt müsse die Kurverwaltung und ihr Partner Discover Rügen weitere Unterstützer finden. Gäste begeistern Erwartungen in Erfahrungen wandeln — und zwar in positive. Das ist es, was das neue Aktivprogramm für Göhren verfolgt. Ab dem Sommer sollen Einheimische als Botschafter ihres Ortes auftreten und Urlauber mit vielen Aktionen begeistert werden. Steffi Besch

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