Garz: Am Kanonenberg soll ein neuer Wald entstehen

Der Kanonenberg in Garz wurde bis 1910 landwirtschaftlich genutzt. Dann fasste die Stadt den Beschluss, Teile des Berges wieder aufzuforsten. So entstand das heutige Naherholungsgebiet mit einer Waldfläche von knapp 35 Hektar. Dieser Wald leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, unter anderem durch die Fähigkeit der Bäume, Kohlendioxid zu binden. Es speichert im Holz der Bäume insgesamt 5,6 Tonnen Kohlendioxid und der Waldboden des Kanonenberges weitere 2,5 Tonnen. Wiederaufforstung auf Ackerfläche: Nun, gut einhundert Jahre später, wurde wieder ein richtungsweisender Beschluss der Stadt Garz getroffen. Die Stadtvertreter haben mehrheitlich die Wiederaufforstung einer 34 Hektar großen Ackerfläche beschlossen. Grund für diesen Beschluss ist die Vision der Stadtvertreter, selbstständig Ökopunkte zu generieren, denn in den vergangenen Jahren musste die Stadt für Bauplanungen wiederholt viel Geld für den Erwerb von Ökopunkten ausgeben. Ökopunkte dienen dem ökologischen Ausgleich von Bauprojekten. Dem vorangegangen war eine Arbeitsgruppe zur Stadtentwicklung um Andreas Lüth und Mirko Knoll, die ein Positionspapier zur Entwicklung dieser Fläche erarbeiteten. Diese Fläche soll als ein kombiniertes Öko- und Waldkompensationskonto zwischen dem Kanonenberg und dem Stadtgebiet Garz entwickelt werden. „Die Einnahmen aus dem Verkauf von Wald- und/ oder Ökopunkten werden die Stadt Garz langfristig stärken und somit zur weiteren positiven Stadtentwicklung beitragen. Darüber hinaus wird das Naherholungsgebiet ausgebaut bei weiterer Steigerung der Biodiversität für den Naturhaushalt“, sagt Cornell Kuithan, Revierleiter im Forstamt Rügen. Natürliche Waldentwicklung: Jetzt wurde mit dem ersten Teilabschnitt (5,3 Hektar) begonnen. Auf einer Pflanzfläche von 2,1 Hektar wurden mehr als 6000 Sträucher und Bäume im Waldrand gepflanzt. Dazu gehörten etwa Hunds-, Wein-, und Heckenrose, Hasel, Schlehe, Wildapfel und Spitzahorn. Weitere 6000 Bäume wie die Traubeneiche, Feldahorn und Winterlinde werden auf verschiedenen Teilflächen ausgebracht. „Weitere 3,1 Hektar werden der natürlichen Sukzession überlassen. Auf der Sukzessionsfläche soll eine natürliche Waldentwicklung stattfinden. Dadurch entsteht eine noch größere Naturnähe“, so Kuithan. Die generierten Wald- und Ökopunkte stehen demnächst verschiedenen Vorhabensträgern für Ihren ökologischen Ausgleich bei Bautätigkeiten zur Verfügung. Zweiter Abschnitt beginnt im nächsten Jahr: Im kommenden Jahr wird der zweite Teilabschnitt mit großflächigen Renaturierungsmaßnahmen von Söllen in Angriff genommen – mit Waldrändern und Baumpflanzungen. „Die Neuwaldbildung beim Kanonenberg Garz trägt zur Verbesserung des Lebensraums für viele Tiere bei und führt zu einer Steigerung der biologischen Vielfalt. Zudem steigert das neue Waldstück die Lebensqualität der in der Umgebung lebenden Menschen, dadurch, dass es ihnen eine Möglichkeit zur Erholung, sowie zur Erfahrung der Natur bietet und einen Ausgleich zum Alltag liefert“, sagt Cornell Kuithan. Lesen Sie auch Neuenkirchen auf Rügen: Nabu sammelt Spenden für Nistkästen Beeinträchtigungen durch Maßnahmen kompensieren: Wer in Natur und Landschaft eingreift, ist laut Forstamt Rügen gesetzlich verpflichtet, dabei entstehende Beeinträchtigungen zu vermeiden. Nicht vermeidbare erhebliche Beeinträchtigungen müssen durch geeignete Maßnahmen kompensiert werden. Die praktische Umsetzung dieser Regelung habe gezeigt, dass es zunehmend schwieriger werde, zeitnah, das heißt zum Zeitpunkt des Eingriffs, geeignete Flächen und Maßnahmen für die Kompensation zu finden. Durch die Ökokontierung soll diesem Problem begegnet werden. Ökokontierung bedeutet, dass Kompensationsmaßnahmen zeitlich vorgelagert und ohne konkreten Eingriff durchgeführt, anerkannt und in ein Ökokonto eingebucht werden. Bei zukünftigen Eingriffen können kompensationspflichtige Investoren dann geeignete Maßnahmen von diesen Ökokonten abbuchen. Durch die zeitliche Entkopplung von Eingriff und Kompensation entsteht für alle Akteure deutlich größerer Handlungsspielraum. Insbesondere die Planungsphase wird entlastet, da beispielsweise kostenintensive und zeitaufwendige Flächenrecherchen entfallen. Von Mathias Otto