Garzer Bürger kämpfen um geplanten Radweg

Mit Fahrraddemo, Unterschriftensammlung und prominenter Unterstützung kämpfen die Garzer seit über 15 Jahren um ihren Radweg. Schulkinder, Rentner und Radtouristen sind auf diesen angewiesen. Doch im April erteilte Volker Schlotmann (SPD) den Hoffnungen der Bürger eine schriftliche Absage und das, obwohl der Minister die Fertigstellung bereits im Jahr 2011 auf einer Veranstaltung in Losentitz (Zudar) versprochen hatte. Nun wollen die Garzer bei ihrem Kampf für den Radweg auch andere Politiker ins Boot holen. Im Februar hatte Sigismund von Schöning Minister Schlotmann angeschrieben, um ihn an sein Versprechen zu erinnern. „Baubeginn des Abschnittes von Groß Schoritz nach Garz entlang der L30 sollte in diesem Frühjahr sein“, erklärt der ehemalige Pfarrer. „Zwei Monate später kriegten wir die Absage.“ Obwohl der Radweg nur eine Länge von zehn Kilometern hat, erscheint der Kampf um die Realisierung wie eine unendliche Geschichte. Bereits 1990 hatte der Garzer Heino Putbreese angeregt, parallel zur L30 einen Radweg zu bauen. Der erste Abschnitt konnte jedoch erst im Oktober 2011 eingeweiht werden. Kurz davor hatte Minister Schlotmann die Fertigstellung versprochen. Doch in einem Brief an die Bürgerinitiative nahm er im April Abstand davon. Gründen seien die schlechte finanzielle Lage des Landes und die aus seiner Sicht gegebene Verkehrssicherheit. Als Bemessungsgrundlage beruft er sich auf die ERA (Empfehlung für die Anlage von Radverkehrsanlagen), die besagt, dass ab 2500 Autos pro Tag die Errichtung eines Radweges neben der L30 gerechtfertigt sei. Auf dieser verkehren laut Ministerium lediglich 1664 Wagen pro Tag. „Bereits die Vorgängerregierung hatte sich gegen die Statistiken entschieden“, so von Schöning. Offensichtlich berücksichtige Schlotmann regionale Besonderheiten nicht. Weder, dass bis zu 30 Autos nach Ankunft am Fähranleger über die L30 rasten, noch, dass die Zahl der Radtouristen in den vergangen Jahren enorm gestiegen sei. Nutzten 2009 noch 1460 Radler die Fährverbindung, so waren es nach Angaben der Weißen Flotte 2012 bereits 2117. „ Uns stehen in den nächsten Jahren weniger Mittel für den Bau von Radwegen zur Verfügung, daher mussten Planungen neu bewertet werden“, rechtfertigt sich Schlotmann auf OZ-Anfrage. „Wir wollen aber Abhilfe schaffen und bereiten gerade ein Lückenschlussprogramm vor, um mit zusätzlichen Mitteln bestehende Lücken im Radwegenetz schließen zu können. Dafür muss jedoch der neue Landeshaushalt entsprechend beschlossen werden.“ Vorerst müssen die Garzer jedoch weiter auf die Fertigstellung ihres Radweg warten. Wegen des Verkehrs auf der L30 nehmen viele Rentner einen Umweg über Rosengarten in Kauf. „Die älteren Leuten haben Angst“, sagt Stadtvertreter Christian von Bobrutzki (CDU): „Viele können nur in Garz einkaufen. Auf der Landstraße können sie nicht fahren, bei dem Verkehr fühlen sie sich nicht sicher.“ Auch Bürgermeisterin Gitta Gohla ist enttäuscht: „Wir sind besonders um die Sicherheit der Schulkinder besorgt. Viele Busse fahren hier ja nicht. Nach der Schule radeln die Kinder oft an den Strand von Glewitz.“ Auch persönlich ist die Absage für die Bürgermeisterin ärgerlich. „Ich muss die Entscheidungen gegenüber den Bürgern verantworten. Nach der Zusage von Schlotmann war ich bei vielen Klinkenputzen, um die nötigen Parzellen für den Radweg kaufen zu können“, sagt sie. Ein Treffen mit der Bürgerinitiative gab es bereits. Eine Sitzung der Freien Wähler findet in der kommenden Woche statt. „Große Hoffnung haben wir nicht“, sagt Gitta Gohla. „Trotzdem werden wir über weitere Maßnahmen beraten.“ Unterstützungen erhoffen sich die Garzer nun auch von Landrat Ralf Drescher und Innenminister Lorenz Caffier. Kampf um den Radweg 10 Kilometer lang ist der geplante Radweg in Garz. 1998 gründeten Senioren die Bürgerinitiative „Radweg Zudar — Garz“. 1999 übergaben sie eine Sammlung von 1552 Unterschriften für den Radweg an den damaligen Landtagspräsidenten. 160 Teilnehmer beteiligten sich 2000 an der Fahrraddemonstration von Glewitz nach Garz. Die Fertigstellung des ersten Teilstückes war am 1. Oktober 2011. Kay Steinke

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