Gipfeltreffen in „distanzierter Atmosphäre“

Diese Woche haben die Ex-Kontrahentinnen erstmals seit der Bürgermeisterwahl in Bergen zusammengesessen: Die designierte Verwaltungs-Chefin Anja Ratzke (parteilos) besuchte die noch bis zum 7. Oktober amtierende Bürgermeisterin Andrea Köster (CDU) in ihrem Büro im Rathaus. Und wie Ratzke schildert, war es kein warmer Wind, der ihr entgegenwehte. „Das Gespräch lief sehr distanziert ab, blieb aber auf einer sachlichen Ebene“, sagt die 41-Jährige. „Und schließlich bin ich froh, dass es überhaupt zu diesem Treffen gekommen ist.“ In Anwesenheit der Amtsleiter der Stadtverwaltung sei es vor allem um die Möglichkeit eines Überleitungsprozesses gegangen. „Die Frage, ob es diesen geben wird, kann ich ganz klar mit ,Nein‘ beantworten“, sagt Ratzke. „Frau Köster war der Ansicht, dass ich für solch einen tiefen Einblick in die Geschäfte der Verwaltung mein Stadtvertretermandat niederlegen müsste, da Amt und Mandat nicht vereinbar seien.“ Bis zur Amtsübernahme im Oktober komme für sie ein Rückzug aus der Stadtvertretung allerdings nicht in Frage. „Zum einen habe ich keine Rechtssicherheit, dass es nach meinem Mandatsverzicht tatsächlich zu einem Übergabeprozess kommt, zum anderen habe ich bis Oktober nur als Stadtvertreter weiter Einblick in jene Vorgänge, die die Geschicke der Stadt weiter lenken.“ Ratzke wünscht sich, dass es noch einmal geprüft werde, inwieweit sie als designierte Bürgermeisterin schon als in Amt und Würden gelte. Andrea Köster äußerte sich auf Anfrage der OSTSEE-ZEITUNG zur Atmosphäre des Gesprächs nicht, meinte nur, dass alle Fragen beantwortet worden seien. Dafür hatte die Bergener Bürgermeisterin schon einige Tage zuvor verraten, was sie bis zu ihrem Abschied in der Stadt noch alles auf die Wege bringen will. Vorn an stehen Maßnahmen, die die Schulen betreffen. So die „Kapazitätserweiterung im Hort ,Am Rugard‘ auf 214 Kinder oder die Aufstellung eines Schulraummoduls für die Regionale Schule“ ab August. Darüber hinaus werde der „Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit der Gemeinde Sehlen zur Hortbetreuung zum 31. August“ angestrebt. Speziell gehe es dabei um den „Einsatz von Erziehern“. Und gebaut werden soll. Demnach will man die Heizanlage der Grundschule „Am Rugard“ mit „einem Finanzvolumen von 205000 Euro“ erneuern. Neu werde auch die Einbruchmeldeanlage, es gebe Fliesenarbeiten in den Treppenaufgängen und die Erneuerung des Fußbodenbelages in der Turnhalle. An der Altstadtschule ist eine Instandsetzung des Sportplatzzauns geplant. Bis zum Schulbeginn nach den Sommerferien soll das fertig sein. Inkrafttreten soll ab dem 1. Juli auch eine neue Dienstvereinbarung über die Arbeitszeit der Beschäftigten der Stadt Bergen. Weiter stünde eine neue Sportstättengebühren- und Sportstättennutzungssatzung an. Und schließlich lässt Andrea Köster auch die zahlreichen Feste nicht unerwähnt, die es zu organisieren und durchzuführen gelte: NDR-Sommertour, Blaulichttag, Drachenbootrennen, Ausstellungen im Museum, Veranstaltungen im MIZ und auf der Freilichtbühne, die Europatage und das Fest der 1000 Tische in Palanga. Ein paar Veränderungen stehen bereits am kommenden Mittwoch, 1. Juli, auf der Tagesordnung der Stadtvertretung: Das sind unter anderem die Änderung der Hauptsatzung sowie die Besetzung einer Stelle für einen Pressesprecher und Referenten des Stadtpräsidenten Eike Bunge (CDU). Wunsch und Realität Die designierte Bürgermeisterin Anja Ratzke hatte sich von Andrea Köster eine Überleitung gewünscht, die eine Einführung in die Abläufe der Verwaltung beinhalten sollte. Ziel ist es laut Ratzke, nach Amtsübernahme leichter laufende Prozesse weiterführen zu können. Dieses Ansinnen scheint allerdings ein frommer Wunsch zu bleiben. Die Realität — und damit die Kommunalverfassung — schreibt lediglich eine Dienstsiegelübergabe vor. Daran will sich die amtierende Bürgermeisterin, Andrea Köster, offenbar halten. Jens-Uwe Berndt

Bergen - Gipfeltreffen in „distanzierter Atmosphäre“