Großes Kino: Im Herbst packt Rügen das Leinwandfieber

Alexander Ris sitzt im Frühstücksraum des Hotel Du Nord in Putbus und betrachtet die frisch gedruckten Plakate des ersten internationalen Filmfestivals auf Rügen. „Die Idee zu diesem Festival ist Heiko Miraß von der Kulturstiftung Rügen und mir bereits vor einigen Jahren gekommen“, beschreibt der künstlerische Leiter des ersten internationalen Filmfestes auf Rügen. „Die Planung und Realisierung hat eine Menge Zeit in Anspruch genommen.“ Kein Wunder, das Programm ist beeindruckend und setzt Rügen mit einem Schlag auf die Landkarte der Deutschen Filmfestivals. Rund 40 Filme sind in der Zeit zwischen 4. und 8. Oktober zu sehen, darunter Filme aus Deutschland, den baltischen Nachbarländern und Produktionen aus Vorpommern. „Unsere Idee war es, ein Filmfestival nach dem Geschmack des Publikums zu entwickeln und nicht eines, dass sich nur nach den Vorstellungen der Kritiker richtet“, erklärt Ris. Filme, die in den benachbarten Anrainerstaaten der Ostsee große Erfolge feierten, würden es nur selten in die Deutschen Kinos schaffen. „Der Festivalfilm Planet Single zum Beispiel gehörte 2016 in Polen zu den Erfolgen des Jahres“, erzählt der preisgekrönte Regisseur und Produzent. „Es ist doch schade, dass das Publikum hier gar nichts von diesem Film mitbekommt.“ Das Festival an sich gliedert sich in unterschiedliche Kategorien. Für den Hauptpreis des Festivals in der Kategorie „To see the sea“ sind neun Filme aus neun Ostseeanrainerstaaten dabei. „Die Genres sind dabei ganz unterschiedlich. Aus Deutschland ist mit Freddy/Eddy zum Beispiel ein Psychothriller dabei, mit Planet Single gibt es eine romantische Komödie und der russische Beitrag Eisbrecher ist sehr actionlastig.“ Wer von diesen Filmen nachher die Nase vorn hat und den von der OSTSEE-ZEITUNG gestifteten Hauptpreis in Höhe von 7500 Euro gewinnt, entscheidet eine hochkarätige internationale Jury. Sie ist unter anderem mit Meinolf Zurhorst, der bei Arte für die Sparte Kino/Spielfilm verantwortlich ist und der Regisseurin Rebecca Cremona von der Insel Malta besetzt. Interessant für das Publikum aus der Region dürften auch die Filme in der Kategorie „Local Heroes“ sein. Hier werden Kurzfilme, Spielfilme und Dokumentationen aus Pommern gezeigt – darunter auch die Filmbeiträge „Die Fischer auf Rügen“ und „Gesichter der Flucht“ die Schüler der Windlandschule Altenkirchen in Kooperation mit Regisseurin Janin Roßner gedreht haben. Und noch ein Rüganer hat es mit seinen Filmen auf die große Leinwand geschafft. Der Dokumentarfilm „Imbiss“ des Göhreners Christoph Eder wird in der Kategorie Inselwelten gezeigt. Hier sind insgesamt fünf Beiträge zu sehen, die vom Leben auf anderen Inseln erzählen. Eder ist zusätzlich ausgewählt an der „Meisterklasse“ teilzunehmen, gemeinsam mit anderen Filmemachern aus den Partnerländern kann er sich bei einem Workshop im Grundtvighaus neuen Projekten widmen. Die jungen Talente werden dabei von erfahrenen Regisseuren unterstützt. So wird zum Beispiel Dani Levy (Deutscher Filmpreis für „Alles auf Zucker“) den jungen Talenten zur Seite stehen. „Wir wollen die Filmemacher aus den unterschiedlichen Ländern zusammenbringen“, meint Alexander Ris. „In Deutschland arbeitet doch jeder eher für sich, vielleicht ergeben sich hier neue Netzwerke.“ Nur einen Katzensprung von Rügen entfernt ist der Film „Das Kabarett an der Ostsee“ von Jörg Mehrwald entstanden, der auch in der Kategorie „ Local Heroes“ startet. Der Inhaber des Hiddenseer Zeltkinos berichtet sensibel und amüsant über das Leben der Kabarettisten an der Ostsee. Als besondere Reminiszenz an den bereits seit 30 Jahren verliehenen Europäischen Filmpreis werden auf dem Rügener Filmfestival eine Auswahl großartiger Preisträgerfilme gezeigt – übrigens sei dies die einzige Retro zu diesem Jubiläum in Deutschland, wie der künstlerische Leiter Alexander Ris betont. Anne Ziebarth

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