Hilfsaktion soll Fischkutter „Havel“ retten

„Helft der Havel!“ Nicht dem brandenburgischen Fluss gilt diese Aufforderung, sondern dem gleichnamigen Kutter, der Teil der Ausstellung des Sassnitzer Fischerei- und Hafenmuseums ist. Dessen Förderverein feierte gestern sein 20-jähriges Bestehen. Auf der Festveranstaltung wurde der Startschuss für die Aktion zur Rettung und weiteren musealen Nutzung des 1957 in Dienst gestellten Fischereifahrzeugs gegeben: Apotheker Hubert Ellers überreichte dem Vereinsvorsitzenden Andreas Pfaffe ein Osterei, das neben Süßem auch Bargeld enthielt. Landrat Ralf Drescher hatte einen kleinen Umschlag mitgebracht und Vize-Landrätin Kerstin Kassner sicherte ebenfalls finanzielle Hilfe zu. Sie regte eine Postkartenaktion an, um auch Menschen zu erreichen, die nicht in der Nähe wohnen, aber der Fischerei und ihrer Geschichte verbunden sind. Die Karten, so Kassner, würde sie spendieren. Nicht zum ersten Mal habe sich Rügens langjährige Landrätin so für die Einrichtung eingesetzt, freute sich Pfaffe über das Jubiläumsgeschenk und konnte sich seinerseits mit einer Überraschung revanchieren: Kerstin Kassner wurde zum Ehrenmitglied des Fördervereins ernannt und nahm gestern gerührt den Dank und die Urkunde vom Vereinsvorstand entgegen. Wie schon beim zehnjährigen Vereinsbestehen durfte Kassner auch gestern die von Bäcker Peters kreierte Festtagstorte anschneiden. Kerstin Kassner sicherte zu, sich weiterhin mit Ideen an der Entwicklung des Museums, das seit 2010 von der Stadt Sassnitz betrieben wird, zu beteiligen. Und nicht nur sie wird sich Gedanken machen. Wie die Zukunft des 1996 eröffneten Museums, das der wichtigste Inhalt der Vereinsarbeit ist, aussieht, darüber wird gegenwärtig an verschiedenen Stellen diskutiert. „Wir sind froh, dass wir das Museum in dieser Form bekommen haben“, sagte Bürgermeister Dieter Holtz, ohne die finanziellen Belastungen auszublenden. Aber der Stadthafen sei und bleibe nun mal der Hauptanlaufpunkt für Urlauber in Sassnitz. Man müsse nur sehen, wie man mehr Besucher in die interessante Ausstellung bekomme. Übernächste Woche wird sich der Stiftungsrat des Museums treffen, in dem auch der Verein vertreten ist. „Lassen sie uns gemeinsam neue Wege gehen“, lud Holtz zum Ideenaustausch ein. Daran mangelt es den Vereinsmitgliedern auch nach 20 Jahren nicht. Sie wollen beispielsweise den Kutter stärker als Besuchermagneten benutzen. Unklar ist, ob er an Land gehievt und nahe des Museums aufgestellt wird oder im Wasser bleibt. „Geld“, sagt Vereinsvorsitzender Pfaffe, „muss auf jeden Fall investiert werden.“ Bestenfalls Fördergeld, aber selbst dann werden Eigenmittel benötigt, die der Förderverein über ein Sonderkonto einwerben will. In welcher Form die Spender ein Dankeschön erhalten, will man sich noch überlegen. Auch an anderen Stellen des Hafens könnte man die Spaziergänger auf das Museum neugierig machen. Sozialgebäude mit Arztpraxis, Schlauchturm, Fisch- und Eishalle, Güter- und Glasbahnhof — wofür das alles genutzt wurde und wird, sollte auf kleinen Tafeln an den Häusern zu lesen sein, findet Pfaffe. „Nur auf ein paar wenigen Zeilen.“ Wer mehr wissen möchte, wird an das Museum verwiesen. Dort erkundigen sich nicht nur Passanten, die zufällig vorbeikommen, sondern zunehmend auch Fachleute. Wer immer in Sachen deutscher Fischereigeschichte recherchiert, kommt kaum an der Sassnitzer Einrichtung vorbei. Weltweit führen die Sassnitzer Korrespondenz mit Leuten, die sich aus unterschiedlichen Gründen für die Fischerei- und Hafengeschichte interessieren. Anfragen dazu kommen sogar aus Australien oder Amerika und so manches Buch ist mit Hilfe der Aktiven des Fördervereins entstanden. Langweilig wird es für Andreas Pfaffe und seine Mitstreiter sicher nicht: „Wir haben bestimmt noch viele Jahre zu tun.“ Vielzahl von Exponaten 1993 wurde der Verein „Sassnitzer Fischerei- und Hafenmuseum“ gegründet. Er hatte anfangs elf Mitglieder, in den vergangenen Jahren waren es im Schnitt 35. Nach der Gründung wurden Exponate gesammelt. Einige stammten von privaten Leihgebern oder Vereinen, andere aus dem Traditionskabinett des VEB Fischfang Sassnitz. Noch vor der Eröffnung des Museums am 25. Mai 1996 starb der damalige Vorsitzende Ewald Finck. 2010 übergab der Verein die Trägerschaft des Museums an die Stadt Sassnitz. Maik Trettin

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