Hochstimmung trotz Sturmwarnung

Es war nicht das Wetter selbst, sondern die Wettervorhersage, die dem 23. Seebrückenfest in Sellin fast zum Verhängnis geworden wäre. So füllte sich am Sonnabend das Areal vor der Hauptbühne am Strand nur zögerlich — doch auch die Warnungen vor Windgeschwindigkeiten bis zu 90 Kilometer pro Stunde verschreckten die Besucher am Ende nicht. „Wir wollen das Feuerwerk auf jeden Fall sehen, Windstärke hin oder her“, machten Henrike Kühn und Christoph Kriegel aus Bodenwerder klar. Die beiden hatten zwar nur zufällig vom Seebrückenfest gehört, freuten sich aber sehr, es miterleben zu können. Der gleichen Meinung waren Stefanie und Michael Ehspanner aus Weißenfels. „Es regnet zwar immer mal wieder ganz leicht, aber davon lassen wir uns nicht vertreiben. Wir ziehen das jetzt durch“, sagten die Urlauber gut gelaunt. Tochter Helena hatte auch schon alles mitgenommen, was eine gute Kirmes ausmacht: „Sie ist Karussell gefahren, hat blaue Zuckerwatte gegessen — und natürlich hat sie mit den anderen Kindern vor der Brücke getanzt.“ Auch Margit Meißner, die ihren Sohn und die Enkel im Urlaub auf Rügen besucht, wollte das Tanzbein schwingen. „Ich möchte heute Abend unbedingt tanzen. Darauf freue ich mich schon die ganze Zeit“, sagte die Leipzigerin. Und ihr Mann Florian ergänzte: „Das Seebrückenfest ist bei uns das Highlight. Sonst hätten wir am Ende noch in irgendeiner Wirtschaft gelungert.“ Sohn Dominik ist mit seiner Familie schon zum zweiten Mal auf Rügen und hat den Urlaub extra um das Seebrückenfest herum gelegt. Enkel Tim wollte es der Oma gleichtun und tanzen. „Mit meiner Freundin Lili — mit der will ich auch Fußball spielen“, erklärte der Achtjährige ernsthaft. Und Mutter Katrin freute sich schon auf den Hauptact auf der Bühne: „Nachher kommt noch La Bouche. Die sind meine Favoriten, man kennt sie ja noch aus dem Radio.“ Tatsächlich hatten die Kurverwaltung und Mitorganisator Marcus Skrzepski das Duo La Bouche nach Sellin geholt. Sängerin Natascha Wright und Rapper Joe Thompson wohnen zwar beide in Deutschland, waren aber noch nie auf Rügen. „Der erste Blick auf die Seebrücke war ein Traum“, schwärmte Wright. „Nächstes Mal werde ich unbedingt einen Tag früher kommen, damit ich mehr Zeit habe, dieses wunderschöne Fleckchen Erde zu entdecken.“ Auch Thompson war überrascht: „Ich hätte nie gedacht, dass Deutschland Meer, Strand und eine so schöne Insel zu bieten hat.“ Beide freuten sich sehr auf die Show am Abend — von Aufregung war da keine Spur. „Nein, wir haben so Lust auf den Auftritt. Es ist toll, dass die Leute am Strand tanzen können, das ist wirklich etwas ganz Besonderes“, fand Wright. Und das taten die Besucher dann auch. Nachdem Alex Megane, ein DJ aus Greifswald, die Menge schon ordentlich in Stimmung gebracht hatte, gab es bei La Bouche kein Halten mehr. „Die Tanzfläche war knackevoll“, resümierte Mitorganisator Skrzepski begeistert. „Der Auftritt war perfekt — und auch, wenn es nicht so voll war, wie es ohne die Wettervorhersage gewesen wäre: Es war eine Wahnsinns-Stimmung.“ Auch der Sonntag brachte nicht, was die Wetterfrösche prophezeit hatten. „Das Wetter hat uns verwöhnt“, meinte Skrzepski und war beeindruckt von der hohen Besucherzahl. „Es war ein wunderbares Bild. Auf den Serpentinen und auf den Treppen standen die Menschen dicht an dicht, es war brechend voll.“ Und alle genossen die Darbietung des Sommervarietés des Kurhauses Binz. Dann wurde gefeiert und auf den großen Höhepunkt hingefiebert: Punkt 23 Uhr begann das grandiose Feuerwerk vor der malerischen Kulisse der Seebrücke. „Es war ein unglaublicher Anblick“, so Skrzepski. „Auf der einen Seite blitzten die Lichter des Feuerwerks, auf der anderen die Kameras.“ Kein Wunder, denn das Feuerwerk ließ kaum Wünsche offen: Bombastisch und opulent riss es die Zuschauer mit, die sich mit einem tosenden Applaus zum Abschluss bedankten. Gaia Born

Sellin - Hochstimmung trotz Sturmwarnung