Göhren - Jetzt geht es ans Eingemachte — Göhren setzt den Rotstift an

Höhere Grund - und Hundesteuer, höhere Gebühren fürs Parken am Südstrand und die Toilettennutzung im Ort, weniger Zuschüsse für die Schule und die Feuerwehr. Dass es dicke kommt, ahnten die Gemeindeväter von Göhren schon bei der ersten Lesung des Haushaltsentwurfes 2015 Ende letzten Jahres. Bei der hatte Alexander Glas, Leiter der Kämmerei im Amt Mönchgut-Granitz, angekündigt, dass der Handlungsspielraum der Gemeinde sehr stark eingeschänkt sei. „Alle erforderlichen Ertragspotenziale und Möglichkeiten der Aufwandsreduzierung aller Aufgaben der Gemeinde“ müssten daher ausgeschöpft werden. Soll heißen: mehr Geld einnehmen und sparen, wo es nur geht. Das Zahlenwerk hatten die Mitglieder des Ausschusses für Finanzen und Tourismus nach der Sondersitzung im Dezember am Montag erneut auf dem Tisch. Und ebenso das Haushaltssicherungskonzept für die nächsten Jahre bis 2018. In dem ist vorgesehen, die Grundsteuer B für bebaute oder bebaubare Grundstücke und Gebäude von 350 Prozent auf 400 Prozent zu erhöhen. Steigen soll auch auch der Pachtzins unter anderem für Garagen, Gewerbeflächen und Flächen für gärtnerische Nutzungen. Zudem müssen die Nutzer des Parkplatzes am Südstrand künftig mehr Geld in den Automaten stecken. Statt bisher 50 Cent ist jetzt pro Stunde ein Euro fällig. Ab der vierten Stunde sind 50 Cent zu zahlen, die Höchstparkdauer beträgt nun acht Stunden. Auch für Hundehalter wird es teurer. Zahlten sie bisher 31 Euro im Jahr für den ersten Hund, so sind es künftig 50 Euro. Für den zweiten Hund waren bislang 51 Euro fällig und ab dem dritten Tier 77 Euro. Nun sind ab dem zweiten Hund 80 Euro zu zahlen. Die Summe für gefährlich eingestufte Hunde erhöht sich von 400 auf 450 Euro im Jahr. Weil derzeit nur 24 Hunde gemeldet seien, wurden gleichzeitig Kontrollen durch das Amt angekündigt, was bisher noch nie geschehen sein soll. „Ich glaube wir haben es verpasst, mal die Hunde im Ort zu zählen“, erklärte Bürgermeister Wolfgang Pester (parteilos). „Das ist bisher vernachlässigt worden“, räumte Kämmerer Alexander Glas ein. Seine Vorschläge, die Energiekosten für die Straßenlampen zu reduzieren, stieß auf scharfe Kritik. Die Idee, von der Ganznachtschaltung auf Halbnachtschaltung umzustellen, kam genauso wenig an wie die, dass die Kurverwaltung vor dem Hintergrund des Ostseebad-Status für das Nachtlicht aufkommen sollte. Die Gemeinde sei nicht verpflichtet, die Beleuchtung vorzuhalten. Das Problem: Die Kurverwaltung müsste die Kosten auf die Gäste umlegen, was eine Erhöhung der Kurtaxe nach sich ziehen würde. „Wir werden nachts die Lampen nicht ausmachen, ob wir Ostseebad sind oder nicht!“, fegte Ausschussvorsitzender Hans-Harald Ott den Vorschlag vom Tisch. Zustimmung fand dagegen das Vorhaben, die Beleuchtung langfristig auf LED umzurüsten. Bei verschiedenen freiwilligen Aufgaben werden künftig Zuschüsse gestrichen. So bekommt die Schule weniger Geld für Computertechnik, die Feuerwehr für ihre 115-Jahrfeier statt 11000 Euro nur 5000 Euro. Auch die Anschaffung eines Löschfahrzeuges mit Hilfe von Fördermitteln wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Im Fokus der Sparmaßnahmen ist auch der Jugendclub. Für die Einrichtung, die der Arbeiter-Samariter-Bund im Jahr 2007 von der Gemeinde übernommen hatte, ist ein Trägerwechsel im Gespräch. Und das wird noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn auch trotz all dieser Maßnahmen bleibt der Haushalt unausgeglichen. Bis ins Jahr 2018 muss das Loch von 2,5 Millionen Euro gestopft werden. „Das ist sehr problematisch. Göhren muss schauen, ob es sich bestimmte Standards wie zum Beispiel bei der Straßenunterhaltung noch leisten kann“, merkte Kämmerer Alexander Glas an. Steigende Ausgaben und Umlagen sowie sinkende Gewerbesteuereinnahmen und Einwohnerzahlen machen auch Göhren zu schaffen. Die Kreisumlage steigt zum Beispiel um rund 90000 Euro auf rund 540000 Euro im nächsten Jahr. Investitionen zurückfahren und Einnahmequellen auftun — das sieht Bürgermeister Wolfgang Pester auf die Gemeinde zukommen. Gerit Herold