Katzenplage: Tierschutzverein ist für den radikalen Schnitt

Kritik von Tierfreunden, dem Katzenproblem in Göhren untätig gegenüberzustehen, weisen nach Bürgermeisterin Carola Koos nun auch der Tierschutzverein Rügen/Hiddensee, der in Tilzow die Tiernotstation betreibt, und der Leiter des Göhrener Campingplatzes, Stefan Hilgers, scharf zurück. Hintergrund: Im Ostseebad grassiert derzeit die Katzenseuche. Eine aggressive Viruserkrankung hat schon rund 20 Tiere dahingerafft (die OZ berichtete). Die toten Katzen wurden alle auf dem Gelände des Campingplatzes und gegenüber dem Kleinbahnhof gefunden. In dem Bereich gibt es seit vielen Jahren Probleme mit freilebenden Tieren. „Im Bereich Mönchgut-Granitz werden durch uns jährlich etwa 30 Katzen kastriert, ein Schwerpunkt dabei bildet Göhren“, betont Christian Luckau vom Tierschutzverein. Gleichzeitig bestätigt er, dass verschiedene Ämter der Insel, so auch das für Mönchgut-Granitz, Geld für die Kastration für Streunerkatzen zur Verfügung stellen. Auch Campingplatzleiter Hilgers sieht nicht untätig zu: „Meine Mitarbeiter und ich tun alles uns Mögliche für die Reduzierung dieser Massen an Katzen. Wir arbeiten dabei eng mit dem Tierheim sowie dem Amtstierarzt Dr. Torsten Diel zusammen.“ Man habe eine zentrale Futterstelle angelegt und fordere die Gäste auf, die freilaufenden, meist wilden Katzen nicht zu füttern, erklärt Hilgers. Die zentrale Futterstelle, für die die Nahrung hauptsächlich vom Tierheim Tilzow komme, solle die Tiere auch an diese gewöhnen, um sie für Kastrationen besser einfangen zu können. „Wir haben in den vergangenen Jahren schon viele Katzen sterilisieren können, zuletzt im Herbst fast 20 Jungtiere. Der Amtsarzt tut dies dann im Tierheim. Die Katzen werden dann entweder wieder ausgesetzt oder sie werden — wenn sie zahm sind — mit etwas Glück vermittelt“, so Hilgers, der im Frühjahr erneut eine Aktion starten möchte. „Wir hatten es sogar schon, dass Leute die Käfige aufmachten, weil sie dachten, wir würden sonst was mit ihnen machen. Im Gegenteil, sie sind gut gegen Mäuse und Ratten und in dem Moment, in dem wir etwas gegen die unkontrollierte Vermehrung machen, haben wir kein Problem damit. Doch auf dem Nachbargrundstück hält eine Dame zig Katzen, die alle weder sterilisiert noch geimpft sind“, so Hilgers. „Die vielen wilden Katzen auf Rügen sind ein sich ständig wiederholendes Problem. Infolge nicht durchgeführter Kastrationen der Hauskatzen und daraus folgender Würfe werden diese Katzen ausgesetzt. Dadurch kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung der freilebenden Katzen. Für viele gewissenlose Tierhalter ist das Problem damit gelöst“, schimpft Christian Luckau vom Tierschutzverein. Der hat in den Jahren 1996 bis 2012 über 3000 Streuner kastriert. Zusätzlich wurden in den Jahren über die Tiernotstation Tilzow 1518 Fundtiere kastriert, in der neben zehn Hunden derzeit 76 Katzen leben. Ein Ende des Katzenproblems ist nicht abzusehen. Doch der Tierschutzverein kann mit seinen finanziellen Mittel jährlich „nur“ 100 Katzen kastrieren. 15 000 Euro wurden dafür im letzten Jahr ausgegeben. „Hier ist die Politik gefragt, es müssen Bundesgesetze gefasst werden, die die Halter von Katzen verpflichten, ihre Tiere kastrieren beziehungsweise sterilisieren zu lassen und dann auch zu chippen“, so Luckau. Nur so könne man das Elend, das sich derzeit in Göhren abspiele, vermeiden. Sprechstunde und Infotelefon Um die Tiernotstation Tilzow zu entlasten, findet ab 28. März jeden Donnerstag in der Zeit von 9 bis 10 Uhr eine Sprechstunde des Tierschutzvereins Rügen/Hiddensee im Nachbarschaftszentrum/Mehrgenerationenhaus in Bergen Rotensee, Störtebekerstraße 38, statt. Fragen werden aber auch gern unter ☎ 01 51/22 72 61 14 Mo-Fr von 9-12 Uhr beantwortet. Steffi Besch und Gerit Herold

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