Kein Ende der Ausgangssperre für Rügens Geflügel in Sicht

Rügens Geflügelhalter müssen ihre Tiere weiter im Stall eingesperrt lassen. „Derzeit ist noch nicht abzusehen, wann die Stallpflicht aufgehoben wird“, macht Constantin Marquardt, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, deutlich. Das auch deshalb, weil erst vor wenigen Tagen in Kanada ein erneuter Fall der Vogelgrippe mit H5N8 festgestellt worden sei. „Die Inkubationszeit bei Vogelgrippe beträgt bis zu 21 Tage und die Viren können auch in der Umwelt (nicht im Tier) eine gewisse Zeit überleben, so dass eine Verbreitung von H5N8 über Wildvögel nach wie vor nicht ausgeschlossen werden kann“, macht Marquardt deutlich. In dieser Woche hatte Minister Till Backhaus (SPD) gegenüber Kleintierhaltern in Steinhagen angekündigt, das Freiland-Verbot über das kommende Wochenende auf den Prüfstand zu stellen — und gegebenenfalls die Stallpflicht zu lockern. Er machte aber auch unmissverständlich deutlich: „Das gilt nicht für hochsensible Gebiete wie die Boddenküste.“ Da sind wir auf Rügen und bei den risikobehafteten Rastplätzen der Wildvögel. Für Holger Kliewe kein Wunder. „Ich gehe davon aus, dass es vor Weihnachten für uns keine Lockerung des Freilandverbotes geben wird“, sagt er. Er betreibt nahe des Boddenufers in Mursewiek eine Geflügelzucht. Nachdem bei einer auf Ummanz geschossenen Krickente der Vogelgrippevirus festgestellt worden war, musste Kliewe am 23. November weit über 3500 Enten und Gänse einstallen. Und mit dem Schlachten im großen Stil beginnen. „Sonst haben wir an die 750 Tiere pro Woche geschlachtet, aber in der letzten Novemberwoche waren es beispielsweise 1500“, sagt er. Ihm blieb nichts anderes übrig. „Im Stall werden die Tiere nicht besser, das Gefieder leidet, die Haut auch — weil die Sonne fehlt“, sagt Kliewe. Froh ist er, dass bei den 70 in verschiedenen Ställen beprobten Tieren das Virus nicht nachgewiesen werden konnte. Und auch, dass viele Kunden ihren Weihnachtsbraten früher als sonst abgeholt haben. „Ich hoffe, sie tun es weiter und frieren ihn ein“, sagt der Bauer, der seine Tiere auch mobil verkauft — auf dem Binzer Weihnachtsmarkt und regelmäßig in Bergen, Greifswald und Stralsund. Arges befürchtet Kliewe, wenn die Stallpflicht bis ins Frühjahr hineinreicht: „Weil im Februar die Brutsaison beginnt. Wenn die Tiere dann nicht draußen sind, führt das zu einer schlechten Reproduktionsrate, weil‘s mit der Befruchtung weniger gut oder gar nicht klappt.“ Ministeriumssprecher Marquardt wagt keine Vorausschau. „Erst wenn das Friedrich-Loeffler-Institut seine Risikoeinschätzung ändert und es nicht zu einem erneuten Nachweis von H5N8 in Deutschland kommt, wird es zu einer neuen Beurteilung durch das Landeskrisenzentrum kommen, die eine Aufhebung der Stallpflicht nach sich ziehen könnte“, sagt er. Zahlen & Fakten 25 Mitarbeiter beschäftigt Holger Kliewe auf einem Bauernhof in Mursewiek. Die dort ansonsten freilebenden Gänse und Enten mussten am 23. November sämtlichst in den Stall. H5N8 — die Geflügelpest ist eine für Hühner, Gänse und Puten hochansteckende Viruserkrankung, die andere Vögel befallen kann. Sie wird oft als Vogelgrippe bezeichnet. Chris-Marco Herold

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