Kein Zuschuss für musische Förderung

Das Nein war deutlich: Einstimmig lehnten die Sagarder Gemeindevertreter es ab, die Kosten für die instrumentale Ausbildung eines Kindes aus ihrer Gemeinde aus dem kommunalen Haushalt zu finanzieren. Eine entsprechende Beschlussvorlage hatte die Amtsverwaltung erarbeitet. In der Gemeindevertretung Sagard warf das viele Fragen und ein gewisses Unbehagen auf. „Uns sind Kinder wichtig“, versicherte der 2. stellvertretende Bürgermeister Renato Lehmann. „Und wir wollen sie auch so gut es geht fördern.“ Aber so gehe es nicht. Konkret handelt sich lediglich um ein Sagarder Kind, das auf Wittow unterrichtet wird. Dort ist die „Wieker Blasmusik“ zu Hause. 56 Mädchen und Jungen von Jasmund und Wittow spielen gegenwärtig in dem Ensemble. Um deren Ausbildung kümmert sich der Verein, der dabei von der Gemeinde Wiek unterstützt wird. Die trägt bislang die Personalkosten für den Leiter Helmut Linke. Um die Wieker dabei finanziell etwas zu entlasten, sollten sich die anderen Gemeinden des Amtes über eine Art Umlage beteiligen. Pro Schüler und Jahr wären das zurzeit 270 Euro. „Finanzielle Mittel stehen nicht zur Verfügung“, zitierte Christiane Kaulitz im Gemeinderat die Beschlussvorlage der Verwaltung, auf der das entsprechende Kästchen angekreuzt war. Der Sagarder Haushalt gibt das offenbar nicht her. Doch die Gemeindevertreter haben damit ein prinzipielles Problem: „Wo fängt das an und wo hören wir auf?“, fragte der stellvertretende Bürgermeister Nils Tönjes. Wenn die Gemeinde jetzt der Kostenübernahme zustimme, wie wolle sie sich dem nächsten Antragsteller gegenüber, der „vielleicht eine Tanzausbildung in der Freizeit“ absolviere, verhalten? Christiane Kaulitz sieht das ähnlich und befürchtet, dass durch die finanzielle Unterstützung eines Ensembles andere Einrichtungen geschwächt werden könnten. „Viele Kinder aus Sagard gehen zum Beispiel an die Bergener Musikschule.“ Die dafür fälligen Gebühren zahlen die Eltern — ohne Unterstützung der Gemeinde. Werde dank deren Hilfe der Unterricht bei den Wiekern kostenlos, würden sich vielleicht einige Musikschüler für das Wittower Angebot entscheiden. „Diese Schüler fehlen dann wieder an unserer Musikschule“, gab Kaulitz zu bedenken, die betonte, wie sehr sie die Arbeit von Orchesterleiter Helmut Linke in Wiek schätze. Diese Befürchtungen teilt man im Amt nicht. Der Unterricht in Wiek sei ja jetzt schon für die Kinder mehr oder weniger kostenlos — weil die Gemeinde Wiek die finanzielle Last allein trage. „Die sollte mit dem Beschluss nur auf breitere Schultern verteilt werden“, erklärt Gabriela von der Aa, die leitende Verwaltungsbeamtin in Sagard. Das Angebot des Unterrichts bei der Wieker Blasmusik könnten deshalb auch Jungen und Mädchen aus sozial schwächeren Familien annehmen. Die Gemeinde Altenkirchen hatte dem Vorschlag schon zugestimmt; in anderen Kommunen beschäftigen sich noch die Fachausschüsse damit. Sagard ist bislang der einzige Ort im Amtsbereich, der den Vorschlag ohne weitere Prüfung abgelehnt hat. „Da gibt es sicher noch Informationsbedarf“, schätzt von der Aa ein. Vermutlich werde es weitere Gespräche dazu geben. Linke unterrichtet Kinder 56 Kinder aus dem Amtsbereich Nord-Rügen werden gegenwärtig von Helmut Linke, Orchesterleiter der Wieker Blasmusik, auf verschiedenen Instrumenten unterrichtet. Maik Trettin

Sagard - Kein Zuschuss für musische Förderung