Kindersitze können Leben retten

Für die Babyschale seiner Tochter hat Papa David einen weiten Weg auf sich genommen. Bis nach Rostock ist der Putbusser gefahren, denn ihm war nach einem Fehlkauf wichtig, die Babyschale auch ausprobieren zu können. „Wir hatten zuerst eine Schale aus der Familie gekauft. Aber das Befestigungssystem passte nicht zu unserem Auto“, erklärt der engagierte Vater. Kosten und Mühen sollte man wirklich nicht scheuen, wenn es um die Anschaffung der Babyschale oder des Kindersitzes geht. „So dramatisch das auch klingt, der Kauf eines Kindersitzes kann über Leben und Tod entscheiden“, bestätigt Christian Hieff, Pressesprecher des ADAC Hansa. Der ADAC hat unlängst wieder 23 Kindersitze und Babyschalen untersucht. Erschreckend: Gleich vier Sitze fielen mit dem Testurteil „mangelhaft“ durch. Dabei handelt es sich zwar „nur“ in einem Fall um ein Versagen im Frontalcrash — der Hauck Varioguard für Kinder bis vier Jahre ist hier durchgefallen. Der Rest der Sitze wies zu viele Schadstoffe auf — auch das kann die Gesundheit der kleinen Insassen schädigen. „Solche Tests sind offensichtlich immer noch nötig“, bedauert Hieff. „Eltern sollten sich intensiv mit dem Thema beschäftigen. Das ist auch finanziell eine sinnvolle Investition in die Sicherheit.“ Die drei Kindersitze mit dem Testergebnis „gut“ kosten jeweils rund 300 Euro. Eine stolze Summe — dennoch rät Hieff, lieber die Verwandten um Zuschüsse zu bitten, als einen Kindersitz auf dem Flohmarkt zu kaufen. „Das Problem bei älteren Sitzen ist nicht nur, dass man ihnen nicht ansieht, ob sie vielleicht schon einen Unfall hinter sich haben“, meint Hieff. „Sie entsprechen oft auch nicht mehr dem Stand der Technik. Und noch viel ärger ist, dass in den Kunststoffen der Kindersitze Weichmacher enthalten sind, die mit der Zeit diffundieren.“ Spätestens nach acht Jahren gehört ein Kindersitz ausgemustert, so der Experte. Gebraucht kaufen würde Hieff allenfalls eine Babyschale, da sie nur wenige Monate in Gebrauch ist. „Aber auch hier würde ich nur von einer Vertrauensperson kaufen“, meint er. Wenn die Auswahl getroffen und der Sitz gekauft ist, geht es an die Praxisübungen. „Der beste Sitz der Welt nützt nichts, wenn man den Gurt nicht richtig anlegt“, warnt Hieff. Wer sich unsicher ist, sollte sich von Fachpersonal zeigen lassen, wie das genau geht. „Und auch ganz wichtig: Eine gute Babyschale bedeutet auch immer Einengung für das Baby. Deshalb müssen Eltern unbedingt genug Pausen einplanen“, sagt Hieff. „Es ist ja verständlich, dass ein Baby weder Lust noch Kondition hat, sich zwei Stunden am Stück die Rückenlehne des Beifahrersitzes anzuschauen. Und quengelnde Kinder sind auch ein Sicherheitsrisiko.“ Auf längeren Urlaubsreisen verzichten daher manche Eltern bewusst auf das Auto. Wer auf Sicherheit im Flugzeug Wert legt, kann Babyschale und Kindersitz auch mit ins Flugzeug nehmen. Und auch im Ausland werden mittlerweile empfindliche Strafen fällig, wenn ein Kind im Auto nicht ausreichend gesichert ist. Spitzenreiter Großbritannien bestraft einen fehlenden Kindersitz mit bis zu 577 Euro Bußgeld, in Griechenland geht es ab 175 Euro los. Da erscheinen einem die Strafgelder in Deutschland fast schon mild: 30 Euro veranschlagt der deutsche Bußgeldkatalog für eine unzureichende Sicherung. Auch Autovermietungen tragen dieser Entwicklung Rechnung und bieten bei der Buchung optional Babyschalen und Kindersitze an. Auch auf Rügen geht das. Florian Weis, Senior Director Quality Management bei Sixt, betont: „Bei der Online-Buchung können Kunden auch Kindersitze, Babyschalen oder Sitzerhöhungen auswählen. Insbesondere in Urlaubszielen, wie den deutschen Ferienregionen oder auch in Spanien (Palma de Mallorca), ist die Nachfrage an den Sixt-Stationen nach Kindersitzen besonders groß. Sixt ist darauf gut vorbereitet.“ Und wer kein Leihauto möchte, sondern nur schnell ein Taxi von Binz nach Putbus nehmen will? Auch der muss auf die Sicherheit der Kinder nicht verzichten. Taxen sind zwar nach dem Gesetz nicht verpflichtet, Kindersitze oder Babyschalen mit sich zu führen. Aber die Taxi-Genossenschaft Rügen bietet ihren Fahrgästen freiwillig diesen Service. „Wir halten das für eine gute Sache. Wer ein bis zwei Stunden vorher eine Fahrt anmeldet, bekommt eine Babyschale oder den passenden Kindersitz. Den müssen die Fahrer dann erst an einer der Stationen in Binz, Bergen oder Sassnitz abholen“, erklärt das geschäftsführende Vorstandsmitglied Heinz Schernell. Und auch größere Familien sind für Funktaxi Rügen kein Problem: „In den Großraumtaxen können bis zu vier Kinder mit altersgerechten Sitzen untergebracht werden.“ Aber auch Rüganer können auf das Angebot der Taxi-Gesellschaft zurückgreifen, so Schernell: „Wir führen auch Krankenfahrten durch, egal von welcher Kasse. Zwar sind das meist Senioren, aber auch Kleinkinder und Babys fahren wir sicher.“ Gaia Born

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