Kurplatz: Zukunft als Park mit Kleinkunst?

Die Sassnitzer ringen um die Zukunft ihres mehr oder weniger brachliegenden Kurplatzes. Die Grundausrichtung scheint jetzt wohl gefunden zu sein. „Es könnte ein Park mit Veranstaltungen, mit Kleinkunst sein“, fasste Bürgermeister Dieter Holtz (Linke) im Anschluss an eine entsprechende Konzeptvorstellung im Sassnitzer Rathaus für das Areal an der Promenade der Hafenstadt zusammen. Der Platz befindet sich derzeit in einem erbärmlichen Zustand. 1988 ist das Ensemble des Kurplatzes samt Kurmuschel eingeweiht worden — erbaut vom Rügener Schalenbaumeister Ulrich Müther. Inzwischen hat der Zahn der Zeit beträchtlich an dem Bauwerk genagt. Kulturelle Veranstaltungen waren dort schon länger nicht mehr zu erleben, da das Geschehen sich in Richtung Stadthafen verlagert hat — weil dort das touristische Leben der Hafenstadt pulsiert, weil einigen Anwohnern oberhalb des Kurplatzes die von dort ausgehende Lautstärke bei Veranstaltungen nicht gepasst haben soll. „Wir haben mit dem Platz ein Pfund, das nicht richtig wuchert“, machte Dieter Holtz deutlich. Warum dies so ist, machte der Bürgermeister auch an den Rahmenbedingungen in der Stadt fest: „Der Kurplatz war vor der Wende der einzige Veranstaltungsplatz in Sassnitz, der Molenfuß war damals bebaut, der Hafen gesperrt. Das ist alles nicht mehr der Fall. Weitere Veranstaltungsplätze sind so hinzu gekommen.“ Auch Hartmut Pieper, der einige Jahre mit dem „Schalenbaumeister“ Müther zusammengearbeitet hat, unterstrich dies: „Aus einer einst nur 650 Meter langen Promenade, ist inzwischen eine 2,3 Kilometer lange Promenade geworden.“ In seiner Eigenschaft als Architekt hat er die Gesamtanlage des Kurplatzes unter die Lupe genommen. Sein Ergebnis: „Die Schalenkonstruktion der Kurmuschel ist top, die beiden Nebengebäude sind nur ein bisschen beschädigt. Aber die an jeder Seite angrenzenden Pergolen samt ihrer Betonpfosten sind verloren, ebenso die gepflasterte Fläche“. Sein Vorschlag: Kurmuschel samt Nebengebäuden erhalten, den Platz mit stabilem Rasen und Bänken herrichten. In dieses Horn stieß auch Landschaftsarchitektin Dorothee Günther: „Die Pergola auf der Hafenseite sollte erhalten bleiben, um den Platz gegen den Gedenkstein für die aus See gebliebenen Seeleute abzugrenzen. Die Pergola gegenüber sollte allerdings 2,30 Meter hohen als Kasten geschnittenen Bäumen Platz machen, die sich oben anfassen. Die lassen unten zwei Meter Platz, um dort durchgehen zu können.“ Ein Areal mit Grün und Ruhe, auch als Liegewiese nutzbar, wäre das Ergebnis. Jens Buss, Eigentümer eines Hauses in der Nachbarschaft, ist das alles zu ruhig: „Ich glaube, ich bin in der falschen Veranstaltung. Die Mehrheit derer, die sich an der Fragebogenaktion zur Zukunft des Areals beteiligt haben, hatten sich für einen lebendigen Kurplatz ausgesprochen. Das sehe ich hier aber nicht. Oder soll auf dem Rasen getanzt werden?“ Elfriede Arndt (81) ist dagegen für „Grün und Ruhe“. Und Bürgermeister Holtz machte deutlich, dass Veranstaltungen nicht ausgeschlossen seien — „aber so viele wird es da nicht geben“. Mehrheit für Lebendigkeit 633 Einsender hatten sich an der Fragebogenaktion zur Zukunft des Kurplatzes beteiligt. Die hatten die Stadtvertreter Ende 2012 initiiert. Die Mehrheit hatte sich für einen lebendigen Kurplatz ausgesprochen. 1890 ist der zuvor als Kreideablade genutzte Platz befestigt worden und Anfang des 20. Jahrhunderts ins Eigentum der Gemeinde Sassnitz übergegangen. 1988 wurde der Kurplatz samt Kurmuschel eingeweiht — gebaut vom Rügener Baumeister Ulrich Müther in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Berlin. Chris-Marco Herold

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